Der neunte Alte
[...] Der núnde alte der le=
ret von goͤtlicher gnade
| (30rb)
Jhesus Cristus ist ain macher
vnd ain geberer der goͤtliche(n)
gnaden als
sanct(us) Johannes
sprichet in sine(m) Ewangelio vnd
dar vmb du mi(n)nende sele als
dich vor mir die ahte alte(n) .
wol vnd herlich geleret haͮnt
min gesellen die alten von gar
vil notdurftiger mat(er)ie die
da gehoͤrent zuͦ dem ewigen
leben So sol ich núnd(er) alte dich
mi(n)nende sele leren von goͤtlicher
gnade die alle ding vermag
vnd aͮne die nieman fruhtber
werke volbringe(n) kan d(a)z du alles
din leben in gnaden gottes er=
núren vnd erwitteren solt ⸿
Wie d(a)z si das in warhait gnade
vnd mi(n)ne ain dinge sie so ge=
bent dochet die hailgen lerer
soͤlichen vnd(er)schaide nach den
werken ⸿ Das mi(n)ne gott allain
liep het v́ber alle dinge Aber
gott mi(n)net den menschen durch
gnaden willen fúr alle c(re)ature
vnd enpfahet alle sinú werke
in dankberkeit vnd in wol
gevallen der gnaden ⸿ Dar
vs nime ain soͤlich lere d(a)z
gnade git der sele ainen ane(
=
)
vang ze verdienen ewigen
lon . ab(er) die mi(n)ne git ain
ende ze niessende in allen lo=
belichen werken ⸿ Da von sprichet
Rabanus
v́ber d(a)z dritte buͦche
| (30va)
Moysi guͦt anevaͮng vnd fúr(
=
)
saͤcze von goͤttlichem in fliessen ist
vnser beginnen d(er) werke ⸿ Aber
d(a)z wir die werke volbringen in
ir ende d(a)z machet goͤtlich gnade
verstricket in mi(n)ne ⸿ Och spricht
hugo d(er) s(anct)o victore
v́ber die
engelschen Jerachie nach goͤtli=
chen gnaden koment goͤtlich ga=
ban . nach gaben verdienan . nach
v(er)dienen mengerlai lone . Ewiges ni=
essens . das doch alles vo(n) mi(n)ne vn(d)
vo(n) gnaden flúset die ains aͮne
die and(er)n nit si mag ⸿ Gnade ist
ain volkomene vnd ain gezierde
vnd ain genczunge aller ander tu=
gende . da mit die sele vindet vor
gott ain gedenklichait . Da mit
si gott wol gevallet vnd im ge=
neme wirt in allem irem erbieten
Won alle ander tugende sint gna=
den tailsam von der sprichet
Augustin(us)
Jn dem buͦch von
der driuaͤltikait alle die aigen=
scheffte die mi(n)ne het die het
och gnade dar vmb das sú die
aller kostberosten gaben sint da
mit gott tailet vnd von enan=
der schaidet die erwelten von den
verworfnen ⸿ Nu mag nieman
kumen von blosser nat(ur)e sin selbs ze
dem liehte goͤtlicher gnaden aͮne
den geber der gnaden ⸿ Als vns(er)
herre sprichet in dem Ewangelio
aͮne mich múgent ir núcze vol(
=
)
| (30vb) bringen . Vnd
augustin(us)
sprichet
der dich geschaffen het aͮne dich
d(er) rehtuertiget dich nút aͮne dich
Vnd ist och ze wissent d(a)z ain gnade
ist gemain allen creaturen das
sú ain gehilfe vnd ain vfenthalt
ist ainer ieclichen c(re)ature zuͦ irem
wúrken ⸿ Vnd d(a)z ist goͤtlich hilfe
aͮne die niemant núczit v(er)mag
Es ist och ain ander gnade die hai=
sset ain besund(er) gnade da mit sich
der mensche schiket vnd fuͤget
zuͦ tugenden vnd zuͦ gnadricher
~ͤvbunge mit frighait sines ledi=
gen wille(n) keren von dem boͤsen vn(d)
sich ergeben dem guͦten als er mag . Es
ist och ain and(er) gnade die gotte
vergebens git . als naturliche er=tailet
ertekait sint als d(a)z ain men=
sche húbsche ist schoͤne ist sinnig
vn(d) vernúnftig ist wol geleret
ist wol singen vnd sagen kan wol
wúrken vnd vil maisterschafte
kan Vnd vil and(er) naturlicher liste
het d(a)z doch alles gnedig gaban von
gotte sint ⸿ Dar vmb ain ieglich
mensche gott billich dankeber
sol sin ⸿ Es ist och ain aigne gnade
vnd die ist aller herlichest die
gott dem menschen gegeben mag
vnd der gnade ist
Jst Ih(esu)s (cristu)s
ain hoͮpt vnd alle sin erwelten
die sint gelid(er)
⸿ Von d(er) ich núnd(er)
alte dich mi(n)nende sele leren wil
vnd merke wie gar kreftig die
| (31ra)
gnade sie ⸿ Mit der gnade die
da aigen ist wirt d(er) mensche
gott genaͤm vnd wert
vnde
liep mit d(er) gnade verdinet der
mensche ewigen loͮne . Won die
gnade gottes ist das ewig lebe(n)
sprichet
Paulus
in ainer epistel
aͮne die gnade mag niema(n) zuͦ
nemen noch in volkomenhait
wachsen noch zuͦ dem ewigen lebe(n)
komen ⸿ Won si beweget den fri=
en willen wol ze tuͦn wol ze ge=
denken wol ze betrahtent vnd
wol ze wúrkent vnd git kraft
in allan loblichen erzoͤgungen
Sú v(er)soͤnet den súnd(er) mit got
vnd ewig pene erwandlet si in
zitlich pene . Vnd pene vn(d) buͦsse
nimet si abe in disem zit Die
gnade machet alle werke ver=
dienig . Vnd was guͦt(er) werke
mit súnden verlore(n) werdent
die bringet sú wid(er) Sú machet
die sele ain gemahel
(Crist)i
ain toht(er)
des ewigen kúnges ⸿ Vnd ain tem=
pel des hailigen gaistes Sú rain=
get die sele vnd durch lúhtet si
vnd volbringet sú in aller vol=
komenhait Sú beweget d(er) sele
gemuͤte vf ze gott vnd in gott
dar inne die sele allain von goͤt=
lichem geluste in sinen claren ge=
genwurf begeret gespiset w(er)den
vnd da von so sprichet si mit
Sant Paulus
Von d(er)
gnaden gottes
| (31rb)
so bin ich das ich bin vnd die gna(
=
)
de sol niht wan in mir sin vnd
sol alle zit in mir beliben Dem
gelich sprichet
Augustin(us)
Jn
dem buͦche von dem gaiste vnd der
sele . Die gesecze gottes ist mi(n)ne
die geseczte ist geben das man gna=
de suͦche . Aber die gnade wirt
geben d(a)z der mensche alle geseczte
mit gnade volbringe vnd volfuͤre
alle zit Es sprichet oͮch die glose úb(er)
sant Pauls
epistel mit der gnade
gottes wirt d(er) mensche erlediget
vnd erloͤset von allen boͤsan
vnd
aͮne gnade mag nieman kain guͦt
getuͦn . Weder mit gedenken noch
mit willen noch mit werken noch
mit mi(n)nen ⸿ Nút allaine d(a)z sú
zoͤge od(er) wise was man tuͦn soͤlle
Joch das man mit liebe kúnnen
vnd tuͦn vnd laͮn sol . Das leret
alles goͤtlich gnade ⸿ Ain ander
glose sprichet d(a)z dis goͤtlich bilde
das gott von nature in v́ns ge=
druket haͮt das wid(er)bringet
gnade ⸿ Vnd die vntugent die d(er)
mensche hett wid(er) sin guͦt nat(ur)e
hailet gnade ⸿ Vnd mag och kain
val geschehen in irdischem geluste
noch begirde es v(er)tilget gnade
alle sin masan der sele vnd bringet
die sele wid(er)
vmbe in ir natúr=
lich geseczte nach gottes wolgevalle(n)
⸿ Dis sprichet alles die glose ⸿ Dis
aigen gnade ist och ain herrlichs
| (31va)
⸿ Klait der sele da mit die sele
gott vnd allen sinan hailgen
vnd engeln aller beste gevalle(n)t
⸿ Won die gemahel gottes sol sich
klaiden mit wissem
vnd schinigen
klaid(er)n sprichet
Sant Johans
Jn der toͮgen buͦche vnd die claid(er)
sint goͤtlich gnade Gnade ist och
ain schinend lieht in der sele dar
inne die sele alle guͦte dinge siht
vnd offenbert . Won es sprichet
Grego(r)ius
an ainer predige d(a)z gnade in
dem hercze(n) trurkait verswendet
vnd widerwertikait zerstoͤret alle
schrekczen hinwirfet guͦt begir=
de erfúllet . Won nu(n) die gnade als
vil herlicher aigenschaft het d(a)z
si goͤtlicher mi(n)ne gelich ist So
lere ich núnd(er) alte dich mi(n)nende
sele . Wie du goͤtlich gnade gewin=
nen solt da mit du den guldin
trone geczieren muͤgest . Won du
aͮne gnade zuͦ dem himelschen trone
nit komen maht ⸿ Mit toͮffe in dem
wasser vnd in dem hailgen gaiste
gewinnest du gnade der dem rich
gottes ⸿ nach volget
Augustinus
d(er) sprichet Wen goͤtlich gnade
die sele durch glestet vnd durch
schinet so offnet si in v́ns alle v(er)
=
borgen haimlichait gnade ist
och ain hailsame ercznie daz ob
geschriben staͮt d(a)z sprichet
Augusti(us)
sprichet J(esus)
(Cristus)
Jn dem Ewan(
=
)
| (31vb) gelio mit toͮffen wirt alle ange(
=
)
born súnde v(er)triben vnd gnade
geben da mit d(er) mensche gefristet
wirt vor naigunge in súnde ab(er)
in dem hailigen gaiste wirt gnade
gewunnen durch das sac(ra)ment
des toͮffes vnd git gott durch
sich selb(er) lediclich gnade in abwe=
schunge aller súnde ⸿ Also d(a)z sich
gnade vnd súnde bi enand(er) nit
lident sprichet
Augustin(us)
von
dem toͮffe . Es spricht och sanct(us)
Bernhardus
Von dem goͤtliche(n)
schowe(n) Gnade gewinnet man mit
inniklicher hailikait ain selige
betrahtunge von gott mit haili=
ger begirde nach gott mit suͤssem
geluste in gott Es spricht och ab(er)
Bernhard(us)
Gnade gewinnet ma(n)
mit ainem rúwen v(er)gangner
boshait mit v(er)smaͤhunge gegen=
wúrtig(er)
guͦtet zitlicher sachen
vnd dingen vnd mit inbrúnsti=
ger mi(n)ne vnd begirde kúnftig(er)
kúnlichait sprichet
bernhard(us)
von dem vierden willen es spri=
chet
ambrosius
Jn ainer pre=
dige Gnade gewi(n)net man mit
pinlichem liden libes vnd ge=
muͦtes mit staͤter gedulte ane
ane v(er)driessen Vnd mit v́berwin=
den aller widerwaͤrtikait vnd
mit vestem gemuͤte sich halten
zuͦ gott ⸿ Vnd wirt och gnade
nit gekoͮffet vmb silb(er) noch vmbe
| (32ra)
golde man vindet si mit star(
=
)
kem vnd vestem globen vnd
zuͦversiht zuͦ gott Gnade wirt
och funden mit vil adelicher
vnd grosser ~ͤvbunge guͦtter w(er)
=
ke vnd fliehunge boͤser w(er)ke
vnd mit vil ernstlich(er) bihte vn(d)
súnden rúwen vnd mit voller
an daht dem hailigen fronlich=
nam vns(er)s herren
J(es)u (Crist)i
dicke vnd vil seliclich enpfahe(n)
won ez sprichet
Dyonisius
von
der engelschen Jerachie d(a)z der
hailig fronlichnam
J(es)u (Crist)i
nit allain dem menschen gna=
de git er meret ioch alle gn=
ade in dem mensche(n) me denn
iemant erdenken kan noch mag
Es wirt och gnade geben vo(n)
vil andehtigem betten vnd
vasten vnd sund(er)lich d(a)z ain
guͦter mensche begert fuͤr d(a)z
and(er) mit rehtem ernst . Vnd
bettet vnd bettet mit flisze
so wirt in baiden gnade(n) gebe(n)
sprichet vnser herre in dem ev=
angelio ⸿ Es bitte(n) och die hail=
gen in dem ewige(n) leben das
den menschen vff erde gnade
gebe(n) werde d(a)z sú besiczen mit
ewikait d(a)z sú besessen hant
Vnd d(a)z der boͤsen engel val
mit v́ns erseczet werde in
dem ewigen himelriche vnd
| (32rb)
da von koment den menschen ze
male vil gnad vo(n) goͤtlichen
gaben als die maister haltent
in d(er) goͤtlichen kunste ⸿ Da vo(n)
sprichet
bernhardus
von dem
frigen wille(n) . als vil d(a)z riche
d(er) goͤtliche(n) gnade(n) in dem men=
schen gemeret wirt ⸿ Der ge=
walt der súnde(n) wirt als vil
geminret vnd v(er)nihtet in dem
menschen ⸿ Gnade het den edel=
sten vrsprunge den hercze kan
od(er) mag betrahte(n) od(er) kain v(er)
=
nunfte erdenken Wo(n) sú ist ge=
wúrczelt in gott ⸿ vnd flússet
vs gott vnd war in si sich tailet
mit dem ist gott vnd lept got in Jm Wer
ir ab(er) nit het der ist toͮt vor
mit dem ist gott vnd lept got in Jm Wer
gott vnd verfahet in kain guͦt
werke nút v́b(er) al da von so
sprichet d(er) wise
Salomon
Die
gnade gottes ist als daz paradis
das vol ist all(er) guͦten segen da
von sprichet
Bernhardus
vo(n)
dem frigen willen Gnade erkicket
den frigen wille(n) dem mensche(n)
wan si im in sayget edel gedenke
Gnade hailet den frigen willen
won si im begirde v(er)wandlet
Gnade sterket den frigen wille(n)
won si
Jm fuͤret in fruhtbere
werke . vnd behaltet in dar
inne . d(a)z er nit in gebesten geval=
len mag
J(esu)s Crist
Jst och nach
sin(er)
marter menschait ain fuͤlmiet
vnd ain gruntfeste aller gnaden
| (32va)
vs dem v́ns vsflússet Volkome(n)
(
=
)
hait all(er) gnaden als
S(anctus) Joh(ann)es
sprichet in sinem Ewangelio Wir
hant in gesehen als ainen ain=
geborne(n) svn vom vatt(er) vol gn=
aden vnd warhait Vnd vo(n)
sin(er) volkomenhait hon wir alle
enpfange(n) . Gnade vmb gnade
Geseczte ist durch Moysen gebe(n)
Ab(er) gnade vnd ir arbait durch
Ihesum Cristu(m)
worde(n) . dis staͮt
alles geschriben in sant
Johans
Ewangelio won durch
J(esu)m (Cristu)m
Jst vns alle gnade geben vnd
erworben da von sprichet ⸿
Richardus
von dem schowe(n)de(n)
leben di gnade
Cristi
wúrket
in v́ns zuͦ nement bilichait
goͤtlicher kunste Vnd wishait
vnd wúrket in v́ns merunge
v(er)diennen tuge(n)de . Vnd goͤtliche
guͤtikait ⸿ Vnd wúrket och
ainen anuange ewiges niessen
vnd des lones suͤssekait nach
allem wolluste ⸿ Dar nach lere
ich núnd(er) alte dich mi(n)nende
sele d(a)z du gnaden me eren solt
denne alles richtuͦmes vnd sch=
aͤcze vnd eren diser welte wo(n)
haͮnt sich die haidenschen maist(er)
geaͮnet all(er) schecze durch kún=
ste vnd wishait willen So solt
du dich vil me enen alles zit(
=
)
| (32vb) lichen guͦtes durch goͤtlich(er)
gnade wille(n) die als gar kostb(er)
ist d(a)z sú niema(n) vergelte(n) mag
won gnade ist als d(er) lut(er) balsa=
mus der alle verdorbene di(n)ge
wid(er)bringet spricht
Bernhard(us)
Jn ain(er) p(re)dige v́b(er) d(er) mi(n)ne buͦch
Du solt och me begirde haͮn nach
goͤtlicher gnade denne liep
haͮn vnd legen vf dinen aige(n)
lip vnd vf din sele ⸿ Won die
mart(er)er erbuten ir libe bis in
den tode vmb gnade ze erwerbe(n)
won es sprichet
Augustin(us)
Es
ist vil núczer in gnaden durch
gott sterbe(n) denne aͮn gnade
wid(er) gott leben Es sprichet och
anshelmus
Jn dem buͦch war
vmb gott mensch worden ist
Och solt du gnade mi(n)nen vnd
vil me denne din aigen sele vnd
solt och lieb(er)
denn din sele v(er)
=
liere(n) denne von goͤtlichen gna=
den entwichen vnd E din sele
v(er)nihten denne du wellest von goͤt=
lichem gnaden keren Es spricht
och
Paulus
Jn siner epistel ain(er)
Jch mach min sele nit wirdig(er)
denne mich selb(er)
nit wird won
d(a)z ich bin d(a)z bin ich vo(n) den gn=
aden gottes och sprichet
Ber=
nhardus
v́ber d(er) mi(n)ne buͦch
Merke vf dich selb(er) wenne
dir gnade zuͦ valle d(a)z du sú
| (33ra)
nit vndankberlich enphahest
vnd nút vn=núczlich vs ir wúr=
kest vn(d) du hab vorht in dir
wenn gnade von dir flússet
d(a)z du dene(n) núczet bist vnd och
vnferuangen ⸿ Vnd wenne dir
gnade vnderzogen wirt d(a)z
du ze hant in dem valle bist
vnd habe ioch sorge ob dir gn=
ade wid(er)
vmb gegeben werde
d(a)z du sú v(er)lieren maht Selig
ist der mensche dem gnade ge=
ben wirt vnd sú behaltet vnd
dar vs v(er)núftiklichen wúrket
Mit gnade sprichet
Augusti(us)
von dem gaiste vnd d(er) sele wirt
alle geseczte vnd gebotte gottes
erfúllet . Es sol och ain gere=
ht(er) mensche vil lieb(er) nach goͤt=
licher gnade stellen . Vnd sich
mit flisze dar zuͦ schiken denne
zuͦ den gaben des hailigen gai=
stes . Won gnade die gebirt als
ain muͦt(er) alle die gaben die d(er)
hailig gaiste geben mag Vnd
darvmb sol d(er) mensche in gna=
den gesterket w(er)den als s(anctus)
pau=
lus
sprichet Jch haͮn alle ding
wenne ich gnade hon vnd v́b(er)
=
flússe ⸿ Vil me solt du gemi(n)te
sele begeran goͤtlich gnade ze
haͮn denne goͤtliches [gesichtes]
ze sehende od(er) ze niessende . Wo(n)
aͮne die gnade gottes ist es
| (33rb)
vnmúglich gott ze sehen od(er) ze
niessent . Ain ieglich mensche der
wise ist d(er) sol lieber sin in d(er) helle mit gnad(e)n
denne in dem himelriche aͮne gnade
sprichet
anshelm(us)
vnd lieber
sin ane saͤlikait denn sin in tot=
súnden Won goͤtlich wiszhait die
mag niemant wed(er) gesehen noch
geniessen aͮne gnade ⸿ Dar vmb
d(a)z die gnade gottes ist d(a)z ewig
leben ⸿ Wie vil man grosser kraft
vnd wisshait lernet vo(n) goͤtliche(n)
gaben vnd von tugende(n) so muͦs
es doch gefrúhtet vnd gegabet
werde(n)
vnd geborn vs d(er) aller
hoͤhsten kraft dar vs alle gnade
kumet vnd flússet Won ez sprichet
Ambrosius
v́b(er)
Lucas
Ewangelio
Gnade ist vil fruhtbaͤrrer denn
betten won gott git me gnade
denne ieman begert vnd gebitte(n)
mag ⸿ Dar vmb lere ich dich
gemi(n)te sele d(a)z gnade der erst
kere ist vnd anuang dez mensche(n)
da durch d(er) mensche geczogen
wirt vnd ze gott geruͤffet ⸿
vnd dar vmb so suͦchet gnade
ain rain lut(er) hercze gefriget
in aller vnschulde ⸿ Vnd ain ve=
stes starkes gemuͤte ⸿ Vnd gedult
in allem liden ainen herte(n) grossen
stritte wid(er) alle vntugende ⸿
vnd also leret v́ns
Anshelm(us)
Jn dem buͦche von dem frige(n) wille(n)
| (33va)
vnd sprichet Gnade hilfet
dem frigen willen das er sin
ordunge ze gott nit enlaͮt vn(d)
waz im wider valles begege=
net in bekorunge da brichet
er sich von ⸿ Vnd schiket sich
zuͦ d(er) schletikait des all(er) hoͤhste(n)
guͦtes ⸿ Gnade rehtuertiget den
menschen was gebreste(n)
⸿ Dem
menschen anhanget die straffet
gnade vnd lútert si mit buͦsse
si leret si die beschaidenhait recht
tuͦn vnd wid(er)raͮttet alle ir=
salunge ⸿ Vnd wa gnade nit en=
ist da mag der mensche vor
súnde(n) nit gefristet werden
Vnd stat doch mit warhait daz
etlich
mensche ain rain selig
leben hant den doch gnade wirt
vnd(er)zogen als
Crisoston(us)
d(er)
guldin munt sprichet v́ber
paulus
Epistel d(a)z die
vnder=
ziehen d(er) gnaden beschicht den me(n)schen dar
vmb d(a)z sú in gnade(n)
v́t v́ber=
muͦt gewinne(n)
od(er) sich súndenk=
lich in d(er) gnade gottes halten
Es sprichet och
Richard(us)
v́b(er)
den salt(er) das es etwenn guͦt
ist d(a)z den gerehten mensche(n)
vnd
den die erwelten sint ze ewige(m)
leben gnade v(er)borgen wirt dar
vmb d(a)z sú in demuͤtikait sich
selber erkenne(n) waz sú sient in
| (33vb)
in blosser nat(ur)e vnd sich selben
dar inne núcz schecze(n) ⸿ Vnd sich
selb(er) in ir wesenhait v(er)nihten
wenne in ab(er) gnade geben wirt
so lernet er gott erkenne(n) . Vnd
mag sich denne gefuͤge(n) zuͦ mi(n)ne
zuͦ allen tugende(n) nach goͤtliche(m)
wol gefallen ⸿ Gnade ist nút
ze scheczen nach des leben der
si empfahet ⸿ Ab(er) nach dem d(er)
si git ist sú ze scheczende ⸿ Wir
haͮnt och nit in disem leben
ain benuͤgent gnade von v́ns
selb(er) wol ze tuͦnde ⸿ Wan vns(er)
benuͤgent gnade ist von gott
allain sprichet
S(anctus) Paulus
als
der durhlúhtig [saphir] ge=
birt den edelen karfunkelstain
der doch vil edler ist denne
der saphir sie als
dyas
spri=
chet also wirt von gnaden
geborn alle tugende vnde
wúrkent leben vnd schowend
leben ⸿ Vnd ioch gott selb(er) ge=
birt sich in ainem lut(er)n h(er)cze(n)
mit gnaden in allem sinem wol
gevallen nach dem all(er) besten
vnd dem menschen mag zuͦ=
gevallen es sprichet och
augu=
stin(us)
Jn siner Epistel ainer Es
ist nút froͤlicher denne in gna=
den leben wa(n) gnad machet die siech(e)n
gesunt die [traͤgen]
schnelle . die slaffende(n) erweket
| (34ra)
si . die verzagten machet si
kuͤne vnd den willigen hilfet
si vnd machet sú frúnde gottes
vnd bi im ewiclich beliben
Grego(r)ius
Jn dem buͦch von
den sitte(n) sprichet an siht als sich
d(er) mensche selber ie mer an sich
als er im selb(er) ie mi(n)ner misseua=
let ab(er) als bald er erlúchtet
wirt mit gnade(n) als balde mi=
sseuallet er im selben vnd straͤffet
sich denne vast Es ist gnade
v́b(er) gnade ain hailig frowe
sprichet
Salomo(n)
Die selige
frowe die bezaichnet die mi(n)
=
nende sele die mit gnaden
wirt hailig v́ber hailig Wo(n)
si vol gnaden ist ez sprichet
Bernhard(us)
v́ber d(er) mi(n)ne buͦch
gnade ist ze male ain suͤsse spise
die d(er) sele nit allain geluste
bringet si wid(er)bringet ioch
die sele an allem irem abneme(n)
Vnd dar vmbe du mi(n)nende sele
flisse dich gnade zeu
(er)dienent
als ich Núnder alte dich
geleret haͮn ⸿ Wan gnade
ist der hort gottes aͮn den
im niemant mag wolgefalle(n)