Transkriptionskriterien

Der vierte Alte (Ka1)

Karlsruhe, Badische Landesbibliothek, Cod. St. Georgen 64

Der vierte Alte

[...] Der vier=  
de alte leret wie d(er) mensche
allen c(re)ature(n) sol abgoͮn Dar
nach wie er sich selb(er) loͮn sol
Dar nach wie er sin sele hasse(n)
sol - d(a)z ist d(er) vierd alte
 
Dich geminnte vs(er)welte sele 
haͮnt ze male adellich vnd wol
min drige vor genden geselle(n)
geleret notdúrfftkait dez ewi=  
gen lebens ze vindent vnd zuͦ
gewinnent ab(er) ich vierd(er) alt
lere dich min kunste mit guͦtem
flisze daͮ mit du ab(er) vmbhange
die dich gottes irre(n) muͤgen
entlediget mahst werden vnd
daͮ mit du got gar vngancz

| (10ra) veraigent wirst ob du miner
kunst volgest . Wan ez sprichet
S(ant) Bernhard(us) Daz nieman vol=  
kome(n) haisset noch ist er nit vol=  
komner begert ze werde(n) vnd
da bi so erkennet man ainen
volkomen mensche(n) d(a)z er alle
zit ie bas vnd ie bas vnd fúrbas
me vnd me stellet naͮch aller
volkomenhait ⸿ Jch vierder
alte wise dich mi(n)nende sele mit
miner kunst d(a)z du dir allez daz
ab solt sprechen d(a)z vnd(er) gotte
ist durch gottes wille(n) vnd dur=  
ch din selbs ledekait . vnd dich
murcze schaide(n) von c(re)atúrliche(n)
geschoͤpften vnd d(a)z ist d(er) Ewig
weg rehter volkomenhait Den
vnser herre J(esus) (Cristus) selb(er) geler=  
et het vnd geuͤbet . in zit vol=  
braͮhte won er sprichet in dem
ewangelio Es si denne d(a)z der
mensche laͮsse alles daz er besesse(n)
haͮt so mag er min Jung(er) nit werdn̄
Er sprichet oͮch wilt du volkome(n)
w(er)den so gange vnd v(er)koͮffe alles
daz du hest vnd gib ez arme(n)
lúten vnd kome denne vnd vol=  
ge mir naͮch Er sprichet oͮch d(er)
mensche der daͮ laͮt durch gott
vatt(er) vnd muͦt(er) swest(er) vnd pruͦd(er)
vnd hus vnd aͤker vnd waz
er gelaisten mag d(er) wirt es
hundert vaͤltege wid(er) vmb en=  
pfahen . vnd besiczen daͮr naͮch
d(a)z ewig leben ⸿ Dis ist alles d(er)
weg volkomens lebens den vns(er)

| (10rb) h(er)re J(esus) (Cristus) selber gewiset
het ⸿ Wie wol nu d(a)z sig d(a)z dem
menschen alle c(re)at(ur)e ze nucze vnd
ze troste geschepfet sient So mag
doch d(er) mensche daͮ mit v(er)dienen
ob er ir murczes ledig vnde muͤs=  
ig ist . mag doch der mensche volko=  
mheit da mit beiagen ob er ir
murczes ledig vnd muͤssig stoͮn
wil vnd frige vnd vnbehenket
ist ir aller ⸿ Es sprichet Beda
úb(er) lucas   ewangelio ⸿ ab spreche(n)
allen zitlichen dinge(n) mag d(er) men=  
sche tuͦn vnd doch d(a)z guͦt behaben
d(a)z ez in an sinem gemuͤte ewiger
saͤlkait nút irret ab(er) alle zitliche
dinge múrczes gancz vnd gar varen
laͮne vnd sich bloͤslich mit gott
allain bekummert ist d(er) reht wege vn(d)
d(er) gancze der volkomenhait ⸿ Nu
merke du wie du alle c(re)ature
loͮn solt ob du volkome(n) leben fuͤr=  
en wilt ⸿ Du solt laͮn alle zitliche
richtoͮm diser welt ez sig guͦt od(er)
gúlte ligends od(er) varens golt
od(er) silb(er) klainoͤt od(er) gewant od(er)
waz schaͤcze sig in disem zit .
vnd wie ioch hoͤrde genant sie
⸿ Wan die ding(er) alle múgent dich
gottes irren ob du in statt vnd
stunde gebest in dir selber vnd
du froͤde vnd trost daͮ von enpf=  
ahest ⸿ Won ez seit S(ant) Grego(r)ius
in siner buͦch ainem . du wirst
erhoͤret v́ber alle dinger irdscher
Wenne du frichslich [!] alle zitliche

| (10va) schaͤtze vnd(er) din fuͤsze trukest
Du solt oͮch laͮn diser welte sitte .
wise . geberde . begirde . die boͤse
sigen ere diser welte schoͮnheit
vnd gezierde wolgevallen dem
menschen ruͦme troͮst vnd froͤde
schimpf erlaͮssenhait vnd vnzit =  
lich geberde vnd wandlen vor
den lúten vnd waz dem gelich
sige od(er) daͮr in gevallen mag
⸿ Wan ez sprichet Cristostonus  
d(er) guldin munt in ainer siner
Epistel v(er)smahe alle ere diser
welte so wirst du geeret úb(er)
alle ding . v(er)smahe bestetgung
vnd bis din(er) fient frúnde so
so úb(er)windest du si . v(er)smahe
ruͦme vnd v(er)laͮssenhait so wirst
du geseczet in ewige(n) frid ⸿ Oͮch
solt du murcze laͮne alles d(a)z
dir sehen hoͤren beruͤren smake(n)
enpfinden moͤge vnd in trage(n)
vnd waz dich inwendigen goͤt=  
liches schoͮwen geirren múge
⸿ Wan ez sprichet Seneca Jn sin(er)
Epistel ain(er) der ab wil legen
vnd ledig vnd frige staͮn wil
all(er) geschaffner dinge die brú=  
chenlich vnd vellig mugen
machen d(er) sol alle sin sinne vnd
gemuͤte mit flis da von kere(n)
so belibet er vnbehenket vnd
oͮch vnbekúmert all(er) c(re)atúrliche(n)
wise  ⸿ Daz sich ab(er) d(er) mensche
nit ergit in ain volkome(n) leben

| (10vb) vnd sich ze maͮl nit aͮnet all(er)
c(re)at(ur)licher  dinge d(a)z machet etwe(n)n
sin aigen narunge daz er essen
vnd trinken muͦsz haͮn vnd
klaider vnd and(er) notdurft vnd
slaͮffen vnd ruͦwen muͦsz vnd
in hitze kuͤli . vnd in kelti wermi
haͮn vnd and(er) wise die daͮr
inne vallet vnd irret an vol=  
komen hailgem leben in zit Ab(er)
dis gebresten alle suͤllent  dich
mi(n)nende sele nit irren an vol=  
komenhait ⸿ Woͮn es sprichet
die goͤtlich waͮrhait J(esus) (Cristus)
Jm  ewangelio d(a)z vnser vatt(er)
von himelrich wol waisz daz
wir essen vnd trinken vnd klaid(er)
bedúrffen woͮn d(er) der die bluͦme(n)
vf dem velde klaidet vnd die
vogel in dem luft spiset vnd
den menschen gemachet het
aͮne sin hilfe vnd zuͦ tuͦn der
mag den volkome(n) mensche(n)
wol ersehen an all(er) sin(er) notdurft
ob er all(er) c(re)aturlicher dinge
durch gottes willen ledig vnd
frige staͮt vnd in nút bekúm(er)t
denne gott allain ⸿ Daͮ von
so leret v́ns S(ant) petrus   Jn sin(er)
Epistel vnd sprichet ir soͮnt
allen úw(er)n flisse in gotte lege(n)
vnd e werffen woͮn er ist der
der vns besorget an all(er) vns(er)
noͮtdurft vnd Dauit d(er) spricht
in den salt(er) ich gesache nie kaine(n)

| (11ra) gerehten menschen den gott lies
in der noͮt bestecken noch v(er)der=  
ben ⸿ Och sprichet er in ainem
and(er)n psalmen wirf din zuͦ u (er) =  
siht in gott so er=neret er dich
S(ant) Grego(r)ius sprichet in dem buͦch
d(er) wisunge der mensche entzúhet
vnd entfroͤmdet sich herlich vnd
wol aller c(re)at(ur)e . der sich allain be=  
vilhet dem schoͤpfer d(er) c(re)ature(n)
vnd sin h(er)cze gancz vnd gar gott
allain emphilhet vnd nieman me
zuͦ Jme ⸿ Die zwelfbotte(n) hette(n)
nit golde noch silb(er) vf ze gebende noch
dehainerlai  schaͤcze aber mit wille(n)
vnd mit herczen gaͮbent sie vff
alle dis welt sprichet S(ant) J(er)onim(us)
⸿ wie wol d(a)z sie d(a)z dis sie d(er) wege
d(er) volkomenhait daz man alle
dinge durch gottes willen laͮt als
J(esus) (Cristus) alle dinge durch vns(er)n
willen haͮt gelaͮn doch so wil ich
dich minnende sele noch vil groͤss(er)
volkomenhait bewisen vs miner
kunste ⸿ Es ist ain clain dinge ze
loͮn d(a)z der mensche nit ist vo(n) we=  
senhait ab(er) d(a)z sich d(er) mensche selb(er)
laͮt vnd Jm selb(er) ab sprichet alles
d(a)z er selber ist d(a)z zúhet vil naͤh(er)
vf volkomenhait denn d(a)z er laͮt
allain d(a)z guͦt d(a)z er besessen haͮt
vnd zergenclich ist ⸿ Wan ez spricht
S(ant) Gregorius in ainer omelÿe
Es ist nit also arbeitsaͤlig ze
loͮnde varende vnd ligende guͦt
vnd zitlich schecze als gar groͮsz
ist vnd arbaitsaͤlig d(a)z d(er) men=  
sche ze grunde sich selber laͮt

| (11rb) Vnd im selb(er) ab sprichet alles d(a)z er
ist in siner menschlichen nat(ur)e . Wan
daͮr an merket man ze male ainen
groͮszen durchbruch dez menschen Es
sprichet Seneca Dem oͮch geliche
der mensche mag gar lihte alle zer=  
gengcliche ding varen loͮn vnd
v(er)smahen der sich selb(er) an all(er) sin=er
nat(ur)e vnd an im selb(er) ze maͮle haͮt
varen gelaͮn vnd sich selbe murczes
ganczes vnd gar het abgesproche(n)
Er sprichet oͮch wilt du alle ding haͮn
so solt du alle ding v(er)smaͮhen . vf din
selbs abgeschaidenhait wiset dich die
goͤtlich waͮrhait . J(esus) (Cristus) Jn dem
Ewangelio vnd sprichet d(er) mir naͮch
volgen wil d(er) spreche sich selb(er) abe
vnd neme sin cruͤcze vff sich vnd vol=  
ge mir naͮch ⸿ Die lere suͦchet gar
naͮch des menschen volkomenhait
wie er im selb(er) sol abgaͮn vnd wilt
du dich selb(er) ab sprechen so solt du
dich aller flaischlicher gelúste vnd
aller begirde d(a)z dinem libe mag zuͦ
gevallen entaingen  mit allem flisze
vnd waz dich menschlicher bekor=  
unge bestaͮt den solt du entwichen
vnd in kain benuͤgen  sin wan er suͦch=  
et diner selle v(er)derben Din hercze
sol als rain vnd als lut(er) sin daz es
dinem libe kain v(er)henknuste geben
sol ze boͤsen werken vnd daͮr vmb
ist din oͮge ain schalk in boͤs(er) gesiht
so stich ez vs vnd ist din hant  er=  
gerlich an iren werken So slahe
si abe wan ez sprichet vns(er) h(er)re
J(esus) (Cristus) Jn dem Ewangelio daz
dir waͤger ist mit ainem oͮgen
vnd mit ainer hant  in daz him=  
elrich ze komende de(n)n mit baiden

| (11va) henden vnd fuͤsz   in die helle ze farent
⸿ Daz verstoͮnde also d(a)z es vil waͤg(er)
ist gott ze dienent mit ainem
volkomen werke denn mit vil
werken aͮn alle volkomenhait
⸿ Du solt dich selber also abspreche(n)
vnd din selbs v(er)loͤgnen also daz
din wille gancz sig geformet goͤt=  
lichen willen ze volbringent in
aller gehorsami gottes vnd des
menschen ⸿ Du solt dir selber ab gaͮn
an allem troͮst dez libes wie er ioch
gena(n)nt sige durch dez ewige(n) troͮ=  
stes willen Du solt die gerehtikait
volbringen vnd dinen libe daͮr v(m)b
waͮgen vnd solt goͤtlichen dienste
vnd sin lobe vnd sin ere aͮn vnd(er)lasz
~ͤvben . Vnd dinen libe daͮr inne niht
sparen weder tag noch naht Dine(m)
libe solt du kain zarthait v(er)hengen
noch vertragen noch fulkait die
in gottes geierren muͤgen Din
libe sol oͮch dem gaiste vnd(er)taͮn sin
vnd snelle volgen d(er) v(er)manu(n)ge vn(d)
dem in sprechen d(er) sele ⸿ Daͮ von
sprichet S(ant) Bernhardus zuͦ den
bruͤd(er)n an dem gottes berge . du 
solt dinen lip halten als aine(n) sieche(n)
vnd als aine(n) betler ⸿ Waz d(er) siech
aischet d(a)z ist im schade vnd der
betler haischet d(a)z man im nit git
vnd sol dir din libe als v(er)smaͤht
sin als moͤhtist du aͮn in leben Joh(ann)es
Crisostonus
 . d(er) guldin munt spri=  
chet in dem buͦch von dem rúwi=  
gen h(er)czen din sel ist nit gemachet
durch dez libes willen ab(er) din lib

| (11vb) ist gemachet durch d(er) sele willen
Der ab(er) sin sele v(er)sumet durch
dez libes wille(n) vnd sinen lip hoͤher 
scheczet vnd in   mer volget denne
sin(er) sele d(er) v(er)lúret lib vnd sele
Jn soͤlicher wise solt du dich dir
selber ab sprechen an dinem libe vn(d)
dar vmb d(a)z du d(a)z cruͤcze vf  dich
niemest Won wenne du dinen libe
genczlich bist abgegange(n) so ist dir
alles d(a)z lihte ze liden d(a)z dinem libe
kan vnd mag zuͦ gefallen wid(er) =  
waͤrtikait Es sige in siechtage
in armuͦt in hung(er) in durste in 
kelte in hicze in not in anvehtu(n)g
d(er) boͤsen gaiste od(er) der welte in
angste in not in marter in twang=  
sali in betruͤbt od(er) in allem liden
d(a)z diner menschait mag zuͦ gev=  
allen vnd in allem dem d(a)z dir
mag ain cruͤcze vnd ain liden
sin wie d(a)z gena(n)nt sige ⸿ Sund(er) =  
lich wenne du als volkome(n) bist
d(a)z du gott me bittest d(a)z er dir
liden gebe denn d(a)z er dir liden
neme so trest du d(a)z cruͤcze rehte
Daͮ von so sprichet S(ant) Gregorius
in siner lere als des menschen lip
ie me gedruket wirt mit liden
als sich sin gemuͤtte ie mer er=  
froͤwet d(er) himelsche(n) zuͦu (er)sihte .
vnd als des menschen gemuͤte ie
groͤsser iaͮmer het nach   goͤtlich(er)
wollúste als d(er) libe ie mind(er) ahtet
scharpfhait des lidens also solt du
J(es)u (Crist)o naͮch volgan vnd oͮch
siner lere vnd sinem leben als
S(ant) Johannes tet d(er) liesz vat(er) vn(d) muͦt(er)

| (12ra) vnd schiffe vnd necze vnd willen
vnd muͦt vnd guͦte vnd volget
i (es)u naͮch vnd oͮch andran zwelf=  
botten vnd daͮr vmb sprichet der
Baͮbest in den rehtbuͦchen Sanct(us)
Augustin(us)
sprúche also Der men=  
sche laͮt alle ding ab d(er) sich nút
allain ergit in dem d(a)z er in wille(n)
het d(a)z er sich des murczes gar ent=  
zihet saͤlig sint die die es tuͦnd
Fuͤrbas wise ich dich vierd(er) alte
dich mi(n)nende sele mit minender
kúnste noch vf d(a)z all(er) naͤste ze
loͮnde ob du volkomenhait begriffe(n)
wilt in d(er) hoͤhsten wise vnd d(a)z ist
din aigen sele die du laͮn vnd hasse(n)
solt durch gottes willen vnd d(a)z
ist vil groͤsser vnd merer denne
laͮn alles zitlich guͦt vnd oͮch alles
d(a)z zuͦ dem libe gehoͤret d(a)z ist dem
menschen nit als groͮsz vnd swaͤr
ze laͮn als sin aigen sele die ime
naͤher lit denne lip vnd guͦt Dis
leret vns vnser h(er)re J(esus) (Cristus)
in dem Ewangelio vnd sprichet
d(er) sin sele vinden wil d(er) v(er)liere si
vnd d(er) si v(er)lúret d(er) findet si ⸿
Vnd sprichet oͮch in dem Ewange=  
lio an ainer and(er)n statt d(er) sin sele
mi(n)net d(er) v(er)lúret si d(er) ab(er) sin sele
hasset in diser welte d(er) behuͤtet
si in dem ewigen leben . v́b(er) dis
Ewangeliu(m) sprichet S(ant) Augustin(us)
Du solt din sele nit mi(n)nen in
disem leben d(a)z du si út v(er)lieriest
in dem ewigen leben vnd fuͤrbas
sprichet er . hest du din sele bloͤs( = )

| (12rb) lich gemi(n)net so haͮst du si gehasset .
hest du si ab(er) wol vast gehasset so
hest du si wol gemi(n)net . saͤlig sint
die die si hassent vnd ir doch wol
huͤtend daͮr vmb d(a)z si sú út v(er)lier=  
ent mit mi(n)ne ir selben . Bi disem sinne
so v(er)staͮt man wol wie du din sele
laͮsen solt ⸿ Woͮn es sprichet S(ant) Hugo
von sant victor daz die sele vil me
daͮ ist vnd oͮch wonet  daͮ si mi(n)net
denn daͮ si selet Daz verstaͮnd also
waͮ die sele ir mi(n)ne hin wirffet daͮ ist
si all(er) maist vnd waz si mi(n)net aͤne
gott daͮ mit so v(er)lúret si gott . si mi(n)ne
es denn durch gott . vnd waz si
mi(n)net in creature(n) durch ir selbs wille(n)
E  durch d(er) c(re)atur willen d(a)z ist ain v(er)lorne
vngeordneti mi(n)ne ⸿ Wan si gott allain
ab(er) mi(n)net so het si alle ding in gott
gemi(n)net ⸿ Von disem sinne wirt
dich min geselle der ahtende alte
vil leren . Es sprichet S(ant) Bernhard(us)
in ain(er) predige úb(er) d(er) mi(n)ne buͦche als
die sele ie basz erkennet iren vrspr=  
unge als si ie mer hasset ain vnend=  
lich v(er)worfen  leben . Vnd daͮr vmb
hett gott die sele gemachet d(a)z si
ist wit vnd enge ⸿ Wite d(a)z si in alle(n)
dingen erspúren mag goͤtliche meh=  
tikait vnd wiszhait . Enge d(a)z si sich
zwingen mag vor all(er) wid(er)waͤrtikait .
Daz d(er) vnd mit im Gregorius von
den sitten . Merke oͮch das origenes  
sprichet úb(er) die epistel die paulus  
schribet den roͤmern die sele ist ain
mitel zwúschent flaische vnd gaiste
Vnd wenne  si sich von dem flaisch

| (12va) erbaitet so wirt [sú] ains mit dem
flaisch wenne si sich ab(er) dem gaist
zuͦ fuͤget so wirt si ains mit dem
gaist . Woͮn ab(er) gott d(er) all(er) edlest vn(d)
luterst gaist ist als balde si sich dem
erbútet als bald wirt si ains mit
gott . Es mag oͮch die sele gott ni=  
emer begriffen sprichet S(ant) Augusti(us)  
⸿ Si habe denne E.e úb(er)troffen vnd
mit gewalt v́ber  klo(m)men alles zit=  
lich guͦt vnd iren aigen lip vnd
ioch sich selb(er) in all(er) kraft úberwinde(n)
vnd also sprichet er úb(er) S(ant) Joh(ann)es
ewangelio   die sele mag gott mit
dehainen dingen als adelich begri=  
ffen als mit bekenne(n) vnd mit be=  
girde zwai sprechent   S(ant) hugo  
úb(er) die Cristanliche Jerachie or=  
denent die sele d(a)z si ital guͦt wirt
vnd d(a)z die sele kain(er) c(re)ature ahte
naͤme vnd sich selb(er) v(er)nihtet . vnd
ma(n)gelt si der zwaig(er) dinge so ist
si nit vor gott mit bekenne(n) in
wishait vindet si die warhait die
gott selb(er) ist mit begirde der
mi(n)ne vmbe fahet si die ckraft
gottes daͮr inne si sich selb(er) v(er)lúret
vnd ains mit got wirt ⸿ Ach
wie guͦt ist úb(er) alle maͮsse volko=  
menen menschen vnd lúten alle
dinge laͮn d(a)z dis zit begriffen haͮt
vnd sich selb(er) absprechen an libe
vnd d(a)z die sele ir selb(er) war=neme
durch gottes willen gancze vn(d)
gar [...]