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Der zweiundzwanzigste Alte (Ka1)

Karlsruhe, Badische Landesbibliothek, Cod. St. Georgen 64

Der zweiundzwanzigste Alte

Der zway vnd zwain=  
czigest alte leret lip=  
lich sterben
merck jn wol  

| (191rb) Yagen vnd gahen
vnd ýlen vnd mit
sinnen sol sich ain
verdiener zuͦ der stat
daͮ er [v] indet alle sicher=  
hait vnd den aker alles
wolgelustes Daͮ er [v] indet
die waid aller gesunthait
vnd daͮ man wonnet
aͮne vorht vn(d) aͮne gebre=  
sten vnd daͮ man wol lebet
aͮne alles verdriessen
⸿ Sprichet Bernhardus
Jn ainer omelie ⸿ Es spri=  
chet oͮch an ainer omelie
Gregorius Jst daz wir wol
prúfen vn(d) erkenen wie [v] il
vn(d) waz v́ns gehaissen wirt
in himelrich So swachet
v́ns alles d(a)z daͮ ist vf erde
⸿ won zitlich schecze vn(d) habe
ze scheczende wider ewigen
hort ist alz der toͮde wider
d(a)z leben ⸿ Nun solt du mi=  
nende sel von mir ain zwain
vn(d) zwainczigosten alten
wislich lernen vn(d) oͮch gar
wol merken Daz die ewig
vn(d) goͤtlich wishait Daz
also geordenet het ⸿ Daz
nieman von verdienem
zuͦ ewigem loͮne vn(d) wider( = )

| (191va) legunge kumen mag Denne
durch d(a)z mittel des todes
⸿ won dem tode mag nie=
man entrúnen noch empfli=
ehen ⸿ Selig sind die men=  
schen die also verdienent
d(a)z si in got sterbent ⸿ won
es sprichet der wise Salomo(n)
[w] elher laýge der gerehte
mensche toͮdes iemer erstir=  
bet doch belibet er alle zit
in ewiger ruͦwe ⸿ Alz dich
minende sele ander alten
vor mir in alle wise selek=  
lich haͮnd geleret aller layg
hailigen leben Da mit du
den guldin troͮne erlangen
maht ⸿ Also wil ich nu dich
leren wie du seleklich ster=
ben solt vn(d) den liplichen
tode nút fúrhten Ee Jch
dich lerende werde was
dir got geben werd in ew=  
ekait vmb alles d(a)z Daz du
verdienet hest in zit ⸿ won
es sprichet augustinus Jn
dem buͦch von der cristen=  
licher lere ⸿ Der mensch
stirbet wol vn(d) reht der
nach gottes willen gelept
het ⸿ Aber der mensch stir=  
bet selten wol der da boͮsch=  
lich vn(d) wider got gelept
het ⸿ vnd dar vmb wilt
du wol lernen sterben

| (191vb) So lerne vorhin wol le=  
ben So stirbest du aͮne alle
vorht ⸿ Er sprichet oͮch an
ainem andern buͦch ⸿ alz ain
ieglich mensch mit sinem
sterben von diser welt
schaidet ⸿ Also wirt er an
dem iungsten tag vor de(m)
ewigen rihter gevrtailet
⸿ Es ist in menschlichem
leben nút sicher denne
der tode vnd doch núczet
vnsichers den die stund
des todes ⸿ Sprichet Be=  
rnhardus
An ainer bre=  
dige ⸿ won der toͮd ver=  
treit noch schoͮnet niem=  
ans weder armer noch
richer noch [w] isen noch
torochten noch edeler
noch vnedeler Dem alten
menschen stat der tode
vor der túre ⸿ Aber dem
iungen leget er spech=
ung an allen steten ⸿ oͮch
Sprichet Bernhardus
Jn ainer epistel ⸿ Die ge=  
rehten sond sich des tod=  
es froͤwen won den ge=  
rehten ist der toͮde ain
ruͦwe vnd ist in noch
besser durch der núwe=  
rung willen ⸿ Aber

| (192ra) den boͤsen ist der toͮde sche=  
delich widerig Daͮr vmb d(a)z
si die welt verlierent
vn(d) noch boͤser d(a)z si sich vo(n)
dem libe schaiden mússent
Aber aller boͤsest ist daz der
lip den wúrmen ze taile
wirt vn(d) ir selan dem fúre
⸿ Dem gelich sprichet Gre=  
gorius
v́ber sant Mathe=  
us ewangelio
Den boͤssen
ist er ain verderbunge dar
vmb d(a)z die verkerten vn(d)
die boͤssen aͮne entschuldege(n)
verderbent ⸿ vn(d) die erwel=  
ten da von ain guͦttes bilde
enpfahen ⸿ Sterben der
hailigen ist gar ain kostber
tode won [ir arbait] endet sich
mit sterben vn(d) mit sige wirt
si [v] ollebraht Daz si kument
mit sterben zuͦ dem himel=
truͦne vn(d) túre der ewigen
sicherhait ⸿ Sprichet Ber=  
nhardus
Jn ainer epistel
⸿ Es sprichet oͮch Cesarius
Jn siner vermanunge oͮch
so geschiht gewonlich daz
got des súnders sele ver=
gisset in zitlichem sterben
Der sin selbes vergessen
het in zitlichem leben ⸿ D(a)z
sprichet der  kain gerehter
mensche sol den liplichen
toͮde nút fúrhten ⸿ won
got gehaisset im dar vmb

| (192rb) daz ewig leben vnd sol oͮch
nieman liplich sterben vnd
sol oͮch nieman liplich arbait
schúhen ⸿ wenne er wais
sich in ewiger ruͦwe ze [v] in=  
dent d(a)z ist wol ze merken
⸿ won es sprichet Seneca
Jn ainer epistel ⸿ Es wais
v́nser kains nút wie gar
naͮch v́ns d(a)z zile des todes
by wo(n)net vnd dar vmb soͤllent
wir v́nser gemuͤte also schik=
en Alz werent wir an v́nser
iungstes ende kuͦmen ⸿ won
es empfahet den tod nie=
man froͤlich denne der me=
nsch der sich lange vn(d) wol
ze dem tode geschiket het
⸿ Es het oͮch des menschen
natúre nút bessers vf ge=  
seczet den kúrczunge des
lebens won hie in disem
menschlichem leben ist alz
gar vil fraise alz vil vorhte
alz [v] il sorgen alz vil siechtage
alz [v] il kumers alz vil not
vnd angst daz billich der men=  
sche den toͮde anrúffen sol
Daz er von dem twangsal
erloͤset werd ⸿ Sprichet
plinius an dem buͦch von der
hystorie der welte ⸿ Got
het v́ns v́nser sterben zit
gemachet Also wir sterben

| (192va) soͤllent Daz wir doch alle zit
geloͮbent d(a)z wir v́ns der toͮde
naͮch sige vn(d) d(a)z ainem ieglich=  
em menschen alz [v] il ernster
sie wol ze wúrken alz vil er
minder sicher ist wenne in
der toͮde haͮn wil ⸿ vn(d) merke
daz doch Gregorus Sprichet
in siner buͦchern ainem ⸿ Daz
got etwenne verhenget vn(d)
oͮch wil Daz den gerehten
menschen in irem sterben
hailigen vn(d) engeln erschinent
Daͮr vmb d(a)z si den toͮd dester
minder fúrhten Vn(d) oͮch d(a)z
si sich des ewigen lebens
dester mere erfroͮwen ⸿ Et=  
wenne erzoͤget sich got sel=  
ber den gerehten an irem
tode Dar vmb d(a)z si hie den
troste anuahent den si doͤrt
eweklich niessen súllent ⸿ Es
geschiht oͮch d(a)z den boͤsen
in irem tode die boͤsen
gaist erschinent von ir sú=
nde wegen vnd also si
hie in zarthait gemuͦtwil=
lent hoͮnd Daz si sý in ster=
ben mit fraise zuͦ in zukent
⸿ Die kindellin sterbent
ains scharpfen todes Die
iungen sterbent ainnes
vnzitigen todes ⸿ Aber
die alten sterbent ains

| (192vb) natúrlichen toͮdes ⸿ Spr=  
ichet Julianus An dem
buͦch der vnschuldkeit vn(d)
leret v́ns fúr bas also
⸿ Den erwelten vn(d) den ge=  
rehten schaidet nút ob si
in irem sterben ain klain=  
es liden haͮnd ⸿ won mit
dem so wirt in ab genu=  
men alle clain teglich sch=  
ulde vn(d) oͮch ir fegfúre
ze male d(a)z si ze hant ze
himel [v] arent vnd die
des nút bedúrffent die
verdienent mit dem
toͮde loͮne vn(d) schoͮwunge
des ewigen lebens ⸿ Me=  
rke dis wol Daz ain m=  
ensche zehen iare lebet
vnd ains hundert iar So
ist doch ir beider sterben
ain gaistliches schaiden
von diser welte vn(d) ain
vngelich toͮde ⸿ won der
alte het me súnde vf
sich geladen der der iung
⸿ vnd ist doch ainem wi=  
sen menschen in fúrsich=  
tikait ain tag vil vnd
vil núczer ze lebend Den(n)
ainem vnfúrsichtigem
torehten menschen sient
hundert iare ze lebend

| (193ra) ⸿ vnd dar vmb sprichet Cri=  
sostomus
Der guldin munt
⸿ wir soͮnd v́nser sterben
got opferen fúr ain gabe
⸿ won wir des todes also
schuldig sind Daz im nie=  
man mag entpfliehen ⸿ wi =  
se oͮch du minende sele
daz der tode drie botten
het ⸿ Alz v́ns leret hugo
von sant victor
Jn dem
buͦch von dem cloͮster der
sele ⸿ Der erst botte ist
vnsicherhait oder geschiht
der kúndet verborgnen
toͮde oder zwiuelichen toͮde
vor dem sich nieman ge=  
húten kan noch mag
⸿ Der ander botte ist sie=
chtage der den menschen
besweret vn(d) im erkant=
lich den toͮde erzoͤget
⸿ Aber der dritte ist alter
daz dem menschen sicher=
hait des toͮdes bringet
dem nieman entrinen
kan noch mag ⸿ Der
erst botte bringet vorht
⸿ Der ander botte bringet
merczer ⸿ Der dritte botte
bringet beswerunge ⸿ Me=  
rke aber was Ambrosius
Sprichet in ainer bredig
Dunket dich nút daz an
worten vnd oͮch mit bil( = )

| (193rb) de vnd mit bezaichen ain
ieglich tode toͮt mensche
von sinem grabe zuͦ dir
Alsus retde daz du ie genot
bist d(a)z waz ich  d(a)z aber ich
nu bin daz wirst du ze hant
⸿ Dem gelich sprichet hugo
von sant victor Jn dem buͦch
von den selen ⸿ waͮ sind nu
minner diser welt die kurcz=
lich vor v́ns gewessen sind
vnd mit v́ns gessen vn(d) tru=
nken hond vn(d) geslaffen vn(d)
gewachet hond vnd wol ge=  
klaidet gegangen sind vn(d)
ir tag vn(d) ir wolnúste ver=
zeret hond ⸿ [w] as veruahet
si nun ir vppig ere ir kurcze
froͤde Der welt ruͦme vn(d)
glancz des libes wolnúste
falsche richtuͦm boͤse gelúste
schinpfe lachen v́bermuͦt
vn(d) nun ze eschen worden
sind ⸿ Vnd d(a)z si nun sind
d(a)z maht du nun och hút oder
morn werden von dez tod =  
es wegen vnd du doch vn=  
sicher bist wenne oder
wie oder wa dich der tode
begriffet der din doch bai=  
tet an allen steten ⸿ vnd daͮr
vmb bist du wise so schike
dich wol daͮr zuͦ daz du oͮch
des todes wartest an allen

| (193va) stetten vn(d) in allen ziten
⸿ Daz sprichet der ⸿ vnd
Beda Mit im in siner be=
trahtunge ⸿ Got het nút den
toͮde gemachet in het aber
die súnd gemachet vn(d) ist
dem menschen von got ge=  
ben alz ain rehtes vrtail
vmb die súnde ⸿ Sprichet
Augustinus Jn dem buͦche
von der drýualtekait ⸿ Er
sprichet oͮch in dem buͦche
von dem cristenlichen leben
guͦt vn(d) sailig menschen
laͮt got etwenne sterben
vor irem rehtem zit Daͮr
vmb d(a)z si von dem boͤssen
nút lang gekestiget vn(d)
durch litten werdent ⸿ vnd
laͮt oͮch got etwenne die
boͤsen balde sterben Daͮr
vmb d(a)z die guͦten von in
nút lenger gepinget wer=  
dent ⸿ Vnd dar vmb ist
[v] il weger daz die boͤsen
balde sterben denne d(a)z si
lange in súnden lebend
⸿ Daz sprichet der ⸿ Alles
menschen leben ist ze mal
kurcz wan alz balde der
mensche geborn wirt So
vahet er an daz leber ver=  
lieren vn(d) git alle zit
dem tode Den tag den

| (193vb) er gelept het ⸿ Des erste(n)
sin kinthait verlúret er
vn(d) git si dem tode ⸿ Dar
nach sin iugend vn(d) dar
nach alles sin alter vnd
dar nach alle sin leptage
nimet der tode alles
⸿ were oͮch d(a)z adam ge=  
lept het bis vf disen hút=  
tigen tag vn(d) solte morn
sterben waz ver [v] inge
in den si langes leben
⸿ Won es sprichet ysidor(us)
Jn dem buͦch von dem hoͤh=  
sten guͦt ⸿ Der mensch sol
in allem sinem leben an=  
sehen vn(d) suͦchen d(a)z ende
⸿ won got siecht nút an
wie du vor gelept hest
Er siechet an wie du din
leben mit dem toͮde be=  
slússest vn(d) naͮch dem vr=  
tailet er dich ⸿ Es sprichet
Crisostomus der guldin
munt
Jn der predige
von gedult ⸿ wenne der
mensche sterben wil so
gesegnet er sin frúnde
vn(d) bittet si d(a)z si got
fúr in bittent Vnd spri=  
chet zuͦ inen also mines
lebens in zit ist nút
me Jch muͦs sterben

| (194ra) vnd muͦs v́ch hinder mir loͮn
ir kument mir aber alle naͮ=  
ch Ich [v] ar ain froͤmden
wege der mir vnerkant
ist vn(d) den ich nie me ge=  
gangen haͮn vn(d) kan mich
den weg v́wer kains ge=  
wissen noch geleren noch
gesagen wie es mir gang
min herberg wirt froͤmd
vnd selczen vn(d) wais nút
wer mich geherberget
vnd von wem vn(d) waͮ ich
empfangen wird oder waͮ
ich belibe ⸿ Ich kum in
ain ander welt die ich
nie me gesehen hoͮn vnd
nie kain sel her wider
kom ⸿ Vnd [v] ar in ain er=  
schroken wonunge vn(d) fúr
ain rihter vn(d) wais nút
wie es mir da ergaͮt
vn(d) suͦch gehilffen vnd ist
nieman der mich erleget
vn(d) mitliden mit mir het
⸿ Daz sprichet der ⸿ wer
aber stirbet in goͤtlichem
willen vn(d) nút naͮch men=  
schlichem vorhten ⸿ vn(d)
sprichet mit sanctus pau=
lus
Jch beger sterben d(a)z
ich bi (crist)o sige ⸿ Der ster=  
ben ist in zit vn(d) ir le=  
ben ist verborgen in

| (194rb) got vnd lebent hie in ge=  
dult vn(d) sterbent in suͤssekait
⸿ wie du aber gaistlich allen
creaturen sterben solt daz
leret dich min geselle der
vierd alte vn(d) der andern
[v] il in iren materien gar
wol ⸿ Dir minende sele ist
oͮch von mir zwai vn(d) zwain=  
czigosten alten notdurftig
ze wissen ob du zẃschent
dines todes vn(d) des kúnfti=
gen lebens versehen sigest
vnd erwelt zuͦ dem ewige(n)
leben oder nút ⸿ Daͮ von
lere ich dich also haltest
du alles daz d(a)z dich min
gesellen die ain vn(d) zwaincz=
igosten alten vor mir vs
der hailigen goͤtlichen lere
geleret vn(d) gewisset hond
So bist du aͮne allen zwifel
erwelt zuͦ dem ewigen
leben ⸿ won es sprichet
v́nser herre Ih(es)us cristus
Jn dem hailigen ewangelio
⸿ wer [v] olbringet den wil=  
len mines [v] atters Der
kumet in d(a)z ewig leben
alz die ain vn(d) zwainczig=
osten alten minneklichen
geleret hoͮnd ⸿ Doch so

| (194va) wil ich dir guͦt lere geben
vn(d) klaͮre wisung ⸿ Es sprichet
maister  Johannes Der behend
lerer Daz in goͤttlichem
erkennen sind vier verse=  
hen zaichunge(n)   ⸿ Jn der ersten
versehen zaichunge ist goͤtli=
che vernunft ain bloͮsser vn(d)
lidiger gegenwurf der guͦte(n)
vn(d) boͤsen aͮn  vnderschaide
vn(d) in dem nu endet goͤtlich=
er wille vn(d) stat ledig vnd
frige zuͦ in baiden ⸿ Jn der
andern versehen zaichunge
keret sich goͤtlicher willen
vernúnfteklich gnade Aber
den boͤsen lat er mangelen
vn(d) git in kain gnad ⸿ Jn
dem dritten versehen zaich=  
en ordenet goͤtlicher wille
Des guͦten gnade zuͦ irem
verdienetem gnad vnd
lone nach ewigem niessen
Aber den boͤsen ordenet er
súnd vn(d) missetat zuͦ dem
ewigen fluͦch vn(d) pene ⸿ Jn
der vierden zaichunge er=  
welt goͤtlicher fúrsichtikait
die guͦten vn(d) verwirffet
die boͤsen ⸿ Daz sprichet der
vn(d) gar [v] il maister mit im
vnd verstaͮnd es wol vnd
reht von den vier verseh=  
nen zaichunge ⸿ Nun lit
kraft dar an Daz in der

| (194vb) ester versehnen wise So
het goͤtlicher gegenwurfe
kain vnderschaid zwúschent
guͦten mensche vn(d) boͤsen ⸿ wan
er wirffet sinen frigen willen
vf sú baide Also d(a)z der guͦte
mag guͦt beliben vn(d) in guͦte(m)
bestan ⸿ Vnd der boͤse mensch
sich von den boͤsen brichet
vn(d) guͦt werden mag ⸿ won
es sprichet sanctus paulus
Jn siner epistel ainer ⸿ Got
wil alz [v] il es an im lit daz
alle menschen behalten wer=  
den vnd d(a)z sú kument zuͦ
der bekantnúst ewiger
warhait ⸿ Dis sprichet sant
paulus Es sprichet oͮch die
gloͮsse v́ber sant paulus
Epistel zuͦ den romern Got
het kainen menschen noch
engeln geschaffen von den
er sich kúnftig boͤse ver=  
sehe vnd erkantte doch
da by daz den menschen vn(d)
engeln Daz guͦt vnnúcze
wurde daz er im zuͦ gem=  
ache geordenet vnd ge=  
schaffen haͮt daz sprichet
die gloͮse ⸿ won nun got
in der ersten versehen
zaichunge sinen willen [ker] =  
et v́ber guͦt vn(d) boͤse wer
sich darinne zuͦ im keret
Der ist gerúffet vn(d) in

| (195ra) der kerunge erwelt vnd
wirt in der walunge mit
gnaden begabet vnd da vo(n)
sprichet santus paulus Jn
siner epistel ainer Die er
erwelt het die het er oͮch
versehen Vnd die er ver=  
sehen het die het er gereht=
uertiget Vnd die er gereht=  
uertiget het die het er ge=  
groͤsset in siner ewigen glo=  
rificacione ⸿ Dis solt du allez
verstan von der ersten ver=  
sehen zeichenge Dar inne
guͦt vn(d) boͤse von in selber
múgent gerehtuertiget
werden Alz in got lidigkait
irs frigen willen beuolhen
het Alz wir versehen sind
nach sinem fúrsacze der
da alle dinge wúrket nach
dem raͮte sines aigenem
[w] illen Dar vmb d(a)z wir sin
in sinem ewigen guͤnlichen
willen vn(d) lobe ⸿ Alz sant
paulus sprichet in der epi=  
stel ⸿ Die sich aber kerent
von got in der ersten ver=  
sehen zaichunge Die ver=  
lierent versehen walunge
gnade rehtuergtiunge
vn(d) groͤssunge ze der ewi=  
ger zuͦ versicht ⸿ Won es
sprichet sanctus Augustin(us)
Jn dem buͦch von der ver( = )

| (195rb) sehunge der hailigen ⸿ Goͤt=  
tlich versehunge ist [v] il me=
nschen ain vrsach bi got ze
stan vnd in nieman ain
vrsach von got ze [v] allen
⸿ Wilt aber du zuͦ dem ewi=  
gen leben erwelt werden
So flisse dich in zit Drier=  
laͤige zite wol nuczen ⸿ ains
daz du vergangen zite be=  
trahtest won wer d(a)z nút
tuͦt der het sin zit verlorn
⸿ Daz ander d(a)z du din ge=  
genwúrtig zit wislichen
ordenest Daz si dir alle
fruhtber vn(d) núcze werdent
⸿ Die dritte d(a)z du daz kún=  
ftig zit sinneklich fúrtra=  
htest So wandlest du in
allen sachen sicher ⸿ Daz
sprichet Seneca Jn dem
buͦch von den vier tugen=  
den  Vnd ist alz ain cristen=  
liche lere wer sú behaltet
der ist versehen ze dem
ewigen leben ⸿ Jch lere
dich oͮch mit flisse Daz sich
goͤtlicher wille niemer
dar zuͦ keret wie er den
menschen noͤte vn(d) zwinge
zuͦ siner ewiger verdamp=  
núst ⸿ won got ist alle zit
schnell vn(d) berait wie er

| (195va) sich vber den menschen er=  
barm vnd in gefriste vor
der ewigen verdampnúste
vn(d) vergaͮhet er sich nút
daz er in verdampne den er
durch sinen hailigen sune
vnsern herren  Ih(es)um (cristu)m
alz scharpflich erloͤset het
⸿ won es sprichet der wisse
Salamon herre du erbarm=  
est dich v́ber alle menschen
vn(d) hassest derkainen die du
geschaffen hest ⸿ Vnd daͮr
vmb sol ain ieglich mensch
sterklich zuͦ [v] ersicht haͮn
daz es der behaltenen sige
vnd den ewigen troͮne be=  
siczen werde ⸿ Won es spri=  
chet sant Augustinus Jn
dem buͦch von den wundern
der welt ⸿ Der sin súnde
ab tilget mit der rúwe
Der wirt engelschlicher
selekeit eweklich tailhaftig
⸿ Vnd sprichet sant paulus
Jn siner epistel ainer ⸿ Er
het v́ns erwelt Ee er die
welt gemachet Dar vmb
daz wir hailig vn(d) aͮne meil
weren vor sinem antlúte
⸿ Vnd dar vmb so warent
wir e ze hailikait in im
von ewekait versehen ee
wir in verse(n)hait dis zittes
geseczet wurden ⸿ Bi disen
sinen so merkent daz

| (195vb) die irrent vn(d) falsche boͤ=  
sen sinne fuͤrent die da
sprechent sol ich behalten
werden wie [v] il ich den
v́bel tuͦn So wird ich doch
behalten ⸿ Sol aber ich ver=  
dampnet werden wie [v] il
ich den guͦttes tuͦn So
wird ich doch verdampn=
et ⸿ Dis ist aber wider
daz hailig ewangelio ⸿ Dar
inne v́nser herre Ih(es)us
(crist)us
Sprichet von im selb=  
en des menschen kint ist
kumen ze suͦchen vn(d) ze be=  
halten d(a)z verdorben ist
⸿ Er sprichet oͮch an ainer
andren stat in dem ewan=  
gelio ⸿ Der gloͮbet vn(d) ge=  
tuͦffet wirt der wirt be=  
halten zuͦ den worten ain
ieglich mensche der cristan
ist groͮs zuͦ versicht halte(n)
sol daz er erwelt sie ze
dem ewigen leben ob er
allez d(a)z fúrbringet daz
zuͦ cristam gloͮben gehoͤr=  
et ⸿ Alz min gesele der zeh=  
ende alte da von wol vn(d)
nuczlich geleret haͮt
⸿ Merke wol waz oͮch
sanctus Bernhardus v́ber
der mine buͦch sprichet

| (196ra) ⸿ Ich sihe vnd erkenne d(a)z
v́nser herre got den men=  
schen mit vier tugenden
vmb geben het Die in fri=
stent vor der ewigen ver=  
dampnúst ⸿ Die erst tug=  
end d(a)z got dez menschen
húttet mit siner grundloͮ=  
ssen erbermd ze aller zit
⸿ Die ander tugend daz
got den menschen leret
mit siner ewiger wishait
vnd warhait waz im not
durftig ist ze dem ewig=  
en leben ⸿ Die dritte tu=  
gend ist d(a)z got dem men=  
schen mit siner gerehte=  
kait verdeket alles daz
in gottes geirren mag
⸿ Die vierd tugend ist
daz got mit sinem fride
den menschen fuͤret vn(d)
beschirmet vor allem de(n)
d(a)z in von got gewisen
mag ⸿ Daz sprichet der v́n=  
ser herre got wais wol die
ganczen zale der die behalte(n)
súllent werden ⸿ Alz er spr=  
ichet in dem ewangelio
⸿ Jch wais wol die ich er=  
welt haͮn ⸿ vn(d) sprichet
Augustinus Jn dem buͦch
der versehunge der hailige(n)
⸿ Got wais der behalten

| (196rb) zale alz wol d(a)z er weder
me noch minder werden
mag ⸿ Es wais aber kain
mensch nit von gemainder
gesecze ob er minne oder
hasse wirdig sie ⸿ Sprichet
der wise Salamon Aber
von besundren gnaden So
offenet v́nser herre dicke
sinen erwelten d(a)z sú behalten
súllen werden Daͮr vmb daz sú
in zit in irem liden dester ge=
dultiger sient vnd got dester
gerner dienent vnd ir iamer
naͮch got dester groͤser werde
⸿ Alz wir lesen von [v] il hailig=
en den got erschinen ist in
irem leben vn(d) sú troͮste des
ewigen lebens ⸿ Es wart aber
nie gehoͤret noch gelesen daz
got ie kainem menschen offe=
net sin ewig verdampnúste
Darvmb d(a)z der mensche v́t
kuͤm in ain verruͦchen vnd
verzagen vn(d) darinne dester
me boshait vn(d) súnde fúr=
brehte ⸿ Got het wol etlichen
hailigen geoffenet daz  etlich
menschen behalten soͤlten
werden vnd etlich nút Alz
wir mainigualtklichen [v] in=  
den geschriben in v́nsers
hailigen [v] atters franciscus
leben vnd ander hailigen

| (196va) ⸿ Aber dis geschiht alles von
besundren gnaden vnd nút
von gemainer wise ⸿ Es wil
aber got dem menschen alle
zit gerner behúten von der
ewiger verdampnúst Denne
er im muͤs dar zuͦ verhengnú=  
st geben oder sinem willen
volgen ⸿ Es sprichet Johan=  
nes Crisostomus der guldin
munt ⸿ v́ber sanct(us) Mathe=  
us
Ewangelio   Alz got die
vnuernúnftigen tiere ge=  
machet het vn(d) oͮch sú spiset
durch des menschen nucze
vn(d) troͮstes willen ⸿ Also het
got den menschen geformet
nach sinem bilde vnd beschir=
met in durch sin selbes ere
willen vor der ewigen ver=  
dampnúst ⸿ wilt du minende
sele haͮn warhaft vn(d) gereht
zaichen Ob du erwelt siest
zuͦ dem ewigen leben oder
nút ⸿ So merke wie sant
Bernhardus Sprichet in
ainer predige ⸿ Die er ge=  
nomen het vs dem hailige(n)
ewangelio ⸿ Daz vier zaich=
en sind der ewigen behalt=
núst ⸿ Daz erst ob du daz
gottes wort gern hoͤrest
mit begirde vn(d) aͮne verdr=
iessen ⸿ Daz ander zaichun=  
ge ob du dich mit allem

| (196vb) flisse huͤtest vor súnden
⸿ Daz dritte zaichen wenne
du die súnde [v] olbraͮht hest
wider got daz du den groͮsse
rúwe dar vmb hebest ⸿ Daz
vierd zaichen daz du alle
dinne werke in gerehtekeit
[v] olbringest ⸿ Die vier zai=  
chen gebent dir sicherhait
des ewigen lebens ⸿ Aber
d(a)z hailig ewangelio leret
oͮch mere zaichen von den
die von got versehen vnd er=  
welt sind ze dem ewigen
leben ⸿ Ains der geloͮbet
vnd getuͦffet wirt der wirt
behalten ⸿ Daz ander der
gancz vn(d) reht minne het
ze got vn(d) ze sinem nehsten
der ist oͮch versehen vn(d) er=  
welt ze dem ewigen leben
vn(d) selekait alz der achtende
alte vor mir wol geleret
het ⸿ Daz dritte zaichen
der erbermde het v́ber
sinen nehsten vnd die Sechs
werke der erbermde an
im erfúllet der wirt be=  
halten ⸿ alz v́nser herre
Ih(es)us (cristu)s allain rechunge
daͮrvmb hoͮn wirt an dem
jungsten tag mit guͦten
vn(d) mit boͤssen ⸿ Won es

| (197ra) Sprichet petrus von rauenne
ainer prediger v́ber sanctus
Matheus ewangelio ⸿ Der
erbermde [v] olbringet v́ber
den ist got erbarmherczig
vn(d) git im dar vmb d(a)z ewig
leben ⸿ Daz sprichet der ⸿ Daz
vierd zaichen ist wer die
achte selekait [v] olbringet
vn(d) erfúllet der ist erwelt
zuͦ dem ewigen himelriche
⸿ Daz fúnft zaichen ist wer
die goͤtlichen gebotte beha=
ltet der wirt groͮs gehaiss=
en in dem riche gottes
⸿ Daz sechte zaichen ist d(a)z
der mensche dankber ist
aller der werke die im got
erzaiget het ie in klain
vn(d) in groͮs ⸿ Daz súbende
zaichen ist d(a)z der mensche
gerne mit andaht vn(d) mit
ernst bette ⸿ Daz achtend
zaichen ist daz der mensche
den froͮnlicham v́nser herre
Ih(es)u (crist)i empfahet mit allem
flisse vn(d) selekait die er ge=
legen mag oder kan
der gibet im d(a)z ewig leben
⸿ Wer dise zaichen die da
von geschriben sind het vn(d)
behaltet Der ist aͮne zwifel
erwelt zuͦ dem ewigen lebe(n)
⸿ Won got het sú selber ge=
sprochen vn(d) geben zuͦ ainer

| (197rb) sicherhait des ewigen lebens
⸿ vnd dar vmb sol ain ieglich men=
sche wol vn(d) reht tuͦn vn(d) sich
flissen tugend ze ~ͤvben vnd guͦte
werke ze wúrkend vnd ze
[v] ollebringen ⸿ Won es sprichet
v́nser herre Daz ain ieglich
mensche geloͦnet wirt naͮch
den werken ⸿ Daͮr naͮch lere
ich dich fúrbas d(a)z kain súnde
alz gar ge groͮs gesin mag
daͮr vmb du verzaigen súllest
Daz du der [v] erdampneten
ains siest ⸿ won wilt du So
macht  du mit dinem frigen
willen daͮ von vf staͮn vnd ze
gnaͮden kumen ⸿ Won es sprichet
sanct(us) Jeronimus v́ber Jonam den
p(ro)pheten
Daz got den groͮssen
súndern mit siner erbermde
vn(d) guͤtekait behalten wil Den
er doch mit gerehtikait nút
behalten moͤhte ⸿ Daz sprichet
der ⸿ Es sind oͮch [v] il menschen
versehen in goͤtlicher guͤtekeit
von siner groͮssen erbermde
die doch in siner gerehtekeit
soͤlent verworffen sin vnd
verdampnet ⸿ won got ist
alz gar erbarmheczig Daz
er die liebloshait des súnders
da mit oͮch verdeken wil
vn(d) mag oͮch got nieman
entrinen Er fliehe denne
ze goͤtlicher erbermde Da

| (197va) mit der er erwelt wirt
vnd enpfangen zuͦ dem ewig=  
en guͦte ⸿ Sprichet sanctus
Augustinus vnd mit im
sanctus Anshelmus kain
mensche sol oͮch von [v] ilunge
der súnde weder [v] erzagen
noch verruͦchen Daz er von
vil súnde wegen daͮrvmb vor
got ze maͮl verworffen sie
⸿ won v́nser herre got ist
alz gar mehtig ⸿ Also er allez
menschlich geslehte wol moͤht
erloͤsen haͮn mit ainem bluͦt=
es troͤpfelin ⸿ Vnd doch von
liebe des menschen alles sin
bluͦt vergiessen wolt ⸿ Also
ist sin erbermde tusentstund
groͤsser Die er von liebe
wegen wil dem menschen
erzoͤgen Denne aller men=
schen súnd sind mit enan=  
der vnd die het er ie vnd
ie in im selber von ewekait
also versehen vn(d) georde=
net Der almehtig got also
die súnde den menschen
verdampne(n)t eweklichen
⸿ Daz also her widervmb
die rúwe goͤtlicher erber=  
mde erweget Daz der me=
nsch in got erwelt wirt
ze dem ewigen leben ⸿ Dis
haltet v́nser cristen geloͮbe

| (197vb) vnd alle lerer in goͤtlicher
kunst vn(d) gebent solich bi=  
zaichen Dauid waz ain man
slechteiger vn(d) ain E brecher
vn(d) wart doch dar nach er=  
fúllet des hailigen gaist
Maria magdalena was
ain offene súnderin vnd
wart dar nach die groͤste
gottes schoͮwerin vnd con=  
templierin sant peter
verlogent v́nsers herren
vnd wart dar nach ain fú=
rst vnden den zwelf botte(n)
Sanctus paulus was ain dur=  
chehter gottes namen vnd
aller cristan Vnd wart ain
liehter prediger alles [v] olkes
zacheus was ain offener ge=  
scheftler vn(d) wuͦcherer vnd
wart ain frúnde gottes
⸿ Der schacher an dem crúcz
het nie guͦt getuͦn vnd
wart behalten vnd der
andern ist gar vil in der
alten E vn(d) núwer E die
von ihr súnde wegen ge=  
schremet warent von ir
súnde wegen zuͦ dem ewi=  
gen fluͦche Vnd die doch
von gnaͮden vn(d) mit rúwe(n)
in die erbermde gottes
also enpfangen sind erko=  
ren vn(d) erwelt Daz sú

| (198ra) groͮs hailigen sind in dem
ewigen leben ⸿ vnd darvmb
sol kain mensch sorgen noch
angst han noch zwifel haͮn
noch verzaͮgen noch verruͦch=
en noch missetrúwen ob er
erwelt si zuͦ dem ewigen
leben oder verworffen
von dem ewigen leben
⸿ won es sprichet v́nser her=
re Ih(es)us (cristu)s Jn dem hailige(n)
ewangelio ⸿ Jch bin nút kun =
en durch der gerehten wil=
len Jch bin aber dar vmb
kumen Daz ich dem súnder
rúffe zuͦ den rúwen ⸿ vnd
in dem wort beslússet v́ns=
er herre alles versehen
vnd erwellen wie es oͮch ge=  
nant si ⸿ Es sprichet sanct(us)
Augustinus Jn dem buͦch vo(n)
der biehte kere dich in got
vn(d) fúrhte dir nút won er
verbirget sich nút vor dir
daz du vallest wirffe dich
sicher in in So hailet er
dich von dem ewigen sie=
chtagen ⸿ Alle din zuͦ [v] er=
sieht vn(d) sicherhait sol sin
Daz er dich erloͤset het mit
sinem kostberen bluͦte Daz
er fúr dich vn(d) durch dine(n)
willen vergossen het Dar
vmb d(a)z er dich gehailet
von súnden ⸿ Er siczet zuͦ

| (198rb) der rehten hant sines [v] atters
vnd bittet fúr dich Daz du
dem ewigen fluͦche entrinnest
vn(d) geseczet werdest in daz
ewige himelriche ⸿ Bi disen
sinnen allen merkest du ver=
sehunge vn(d) erwellunge des
ewigen lebens oder nút ⸿ Daz
dir minende sele v́cz engang 
Vnd ze wissen wa die selan
hin kument wenne sú schaide(n)t
von iren liben ⸿ Jn dem sú
guͦtes oder boͤsses verdienet
haͮnd ⸿ Lere ich zwai vnd zwain=
czigoster alte Daz etlich men=  
schen in zit alz haileklich ge=
lept haͮnd Daz ir selan ze=
hant in d(a)z himelrich [v] arent
als bald sú ersterbent Vnd
was man den selan guͦtete
vn(d) hilflichait nach tuͦt Da
wirt in der lone nút von
gemeret den sú in selber
in zit verdienet hond ⸿ Aber
doch die hilflichait die man
in mainet die kumet got
ze lob vnd allem himelschen
here ze eren Vnd den men=  
schen ze ainem ewigen lone
von den die hilflichait vf
erde geschehen  ist vnd
dar vmb du minende sele
Solt du den behaltenen
gern guͦtete nach tuͦn Daz

| (198va) sú got in dem ewigen leben
fúr dich bittent ⸿ Etlich me=  
nschen habent in zit Alz
gar súntlich wider got
gelept vnd sind dar zuͦ er=  
storben aͮne reht bichte
vnd buͦsse vn(d) aͮne alle rúwe
oder aͮne allen cristen gloͮ=  
ben Vnd der selan [v] arent
ze hant in die ewigen ver=  
dampnúst Alz bald sú erster=
bent vnd da ist kain erloͤs=
unge ⸿ als Job Sprichet
waz man aber den selan
guͦtete naͮch tuͦt Daz ist ze
mal vnuerfangen ⸿ Es kum=
et aber den wider vmbe ze
statten die in die guͦtete
mainten ob sú nút enwis=
ten d(a)z si in der helle sind
⸿ Geloͮbent sú aber d(a)z die
selan in der helle sind vn(d)
tuͦnt inen noch den guͦtete
nach so tuͦnt sú toͮtsúnd
⸿ Vnd ist in fride den ver=  
dampneten selan noch den(n)e
ze mal vnnúcze vn(d) unver=
fangen ⸿ won es sprichet
sanct(us) Augustinus Jn
dem buͦch von der stat go=  
ttes ⸿ Der mensche ist wi=
rdig des ewigen todes
ze lidende Der da hie ver( = )

| (198vb) smahet d(a)z ewig guͦt ze
verdienen ⸿ Merke aber
wol daz sanct(us) Gregorius
Sprichet in dem buͦch vo(n)
den sitten ⸿ Die lieblosen
verdampneten haͮnd den
ewigen tode aͮne alles ster=  
ben Won der tod lebet
eweklich in in Sú hand d(a)z
ende aͮne alles ende daz
niemer me ende genimet
noch zergaͮt ⸿ Sú haͮnd oͮch
den gebresten der niemer
ende genimet noch zer=  
gaͮt ⸿ Daz sprichet der vn(d)
mit im jsidorus von dem
hoͤhsten guͦt ⸿ Die verdamp=
neten weltent gern toͮt
sin vn(d) mugent nút erster=
ben ⸿ Sprichet sanct(us) Au=  
gustinus
Jn dem buͦche
von den worten gottes
⸿ Es sprichet oͮch santus
Johannes vnd Crisosto=  
mus der guldin munt

v́ber sant Matheus ew=  
angelio ⸿ Got wirt vng=  
ern dar zuͦ gezwungen
vnd mit smerczen vnd
wirt fraischlich dar zuͦ
genoͤtet Daz er die muͦs
eweklich verlieren Die
er doch gern behalten

| (199ra) het Daz sprichet der ⸿ Lase
dir du minende sele liep
sin Daz du din guͦtete tailest
mit den an den es verfange(n)
sie vn(d) hute dich vor den
verdampnatten lebendig
vn(d) tode ⸿ Das du dich aber
dester bass huͤtest vor der
ewigen verdampnúste
⸿ Sprichet sanct(us) Gregori=
us
Jn dem buͦch von der stat
gottes ⸿ So wise alz vil won=
unge ist in dem himelriche
Alz v́nser herre Ihesus ge=  
leret het in dem ewangelio
Also sind [v] il loͤne ⸿ Also die
guͦten verdienet hond mit
tugendrichen werken ⸿ ze
gelicher wise sind [v] il won=  
unge in der helle Nach de(m)
vn(d) iegliches verdienet
het mit sinen súnden groͮs
oder klain vil oder lúczel
vnd wirt ain ieglichs dur=
ch pinget vn(d) durch mar=
teret eweklich an ainem
ieglichen gelide sunderlich
an den gelidern aller [v] a=  
stest da mit es aller mai=
st gesúndet het ⸿ Daz sp=  
richet der ⸿ Sú [hand] oͮch
scharpf vn(d) angstlich liden
ane zale denne ieman er=
denken kúnne in wendig
vnd vs wendig ⸿ Vnd

| (199rb) dis liden wirt alles zwiualt
nach dem iungsten tag wenne
libe vn(d) sele zesamen kument
⸿ So sprichet ysidorus Jn
dem buͦch von dem hoͤhsten
guͦt ⸿ Aber sant Bernhardus
Jn siner betrahunge vnd
in dem buͦch von der rúfunge
schribet alles d(a)z liden Daz
die verdampneten in der
helle haͮnd ⸿ vnd sprichet sú
hoͮnd fúr d(a)z merr den haiss
ist vn(d) hand keltú ze [v] il Sú
hoͮnd [v] insterunge vn(d) roche
Vnd in wendig bitter wain=
en vn(d) súnfczen hunger vn(d)
durste grúsenlich angesiht
Der túfeln schrigen vnd kla=
gen vn(d) [v] erwissen ⸿ Si hond
vnlustig smake swebel vnd
beche mit allem vnflate
vorht smerczen schame vn(d)
grine kerker vn(d) gevangnúst
nide vn(d) hasse truren vnd
truͤbsal vn(d) kain trost noch
zuͦ [v] ersieht aller irer erloͤ=  
sunge vn(d) mangel gottes
anblikes vn(d) alles trostes
der hailigen vn(d) der engeln
⸿ vnd darvmb sprichet
Ihannes Crisostomus der
guldin munt
Daz himelriche
ist gemain vn(d) ist gemachet

| (199va) durch des menschen willen
aber die helle ist gemachet
durch des túfelz willen ⸿ we(n)n
aber die menschen ze helle
kument So ist die helle ir
aigen vnd sind die túfel
nu ir diener Matheus ewan=  
gelio ⸿ Got der froͤwet sich
nit von gewinne den er von
v́ns gewinnet me von v́ns=
er behaltunge d(a)z wir behal=
ten werdent ⸿ Got der trur=
et nút von siner vngereht=  
ekeit wegen ⸿ Sunder daz
er wais daz der mensche sich
selber verdampnet het muͦt=
willeklich Der sich selb zuͦ
dem ewigen leben wol moͤht
braͮht haͮn ⸿ Bi disen sinen
allen so merke wol du min=
ende sele ⸿ Daz es vngelich
besser ist wol vn(d) reht tuͦn
⸿ Denne vnreht vn(d) súntlich
leben [v] olbringen vnd lustig
ist verdienen d(a)z ewig leb=
en Vnd scharpf vn(d) bitter
ist die helle zebesiczen vn(d)
kumet doch menige mensch
in die helle vil vn(d) [v] il har=  
ter an denne d(a)z himelriche
⸿ Es varent oͮch etlich vo(n)
diser welt in groͮser vn=  
gnad Alz der kindelin selan

| (199vb) die aͮne den tuͦffe verschai=
dent die muͤssent gottes
antlút eweklich mangellen
von der erb súnde wegen
vnd hand doch nút empfin=
tlich liden ⸿ Doch sprichet
ysidorus Daz sú hand [v] in=  
sterunge in wendig vnd
vs wendig ⸿ Vnd sprichet
sanctus augustinus von
dem gloͮben zuͦ petro Daz
sú nút sient gar aͮne feg=  
fúr Daz sprichet der ⸿ Der
kindelin selan sol nieman
guͦtete nach tuͦn won es ist
vnferuagen ⸿ Etlich selan
die menschait gebihtet vn(d)
gerúwet habent Aber noch
denne nút gebússet ⸿ Die
werdent gefúret in daz
fegfúre vnd d(a)z ist dir ze
mal notdurftig ze wisse(n)t
wie du in schuldig bist ze
helfen Daz du d(a)z ewig lebe(n)
mit in besiczest ⸿ Also bald
des behalten menschen sele
schaident von irem libe
So wirt si von den engeln
gefúret in d(a)z fegfúr Alz
v́nser herre Ih(es)us (crist)us
leret in dem ewangelio
von dem armen Lazaro
vnd sieht oͮch vn(d) be [v] indet

| (200ra) ain ieglich sele wol alz balde
si schaidet von irem libe ob
si behalten oder verdampnet
si Vnd ob si in d(a)z fegfúr
gehoͤret oder war alz v́nser
maister gewonlich schribent
in der goͤtlicher kunste ⸿ Aber
die selan die da gehoͤrent
in d(a)z fegfúre hond zuͦ ver=
sieht d(a)z sú etwenne erloͤs=
et werdent vnd wissend
wol d(a)z sú nút in der helle
sind ⸿ vnd doch von v́brig=
em groͮssem vnseglichem
liden so kerent sú sich et=
wenne wenig dar an ⸿ wo(n)
es sprichet sanct(us) Augusti=  
nus
Jn ainer omelie von
dem fegfúre Daz d(a)z fegfúr
vil vn(d) vil groͤsser herter
vnd scherpfer ist Denne al=  
les d(a)z we vnd liden vnd
pene Daz alle dise welt ge=  
denken vnd beuinden mag
⸿ Die selan in dem fegfúr
hand zwifalt liden ⸿ Ains
d(a)z si gottes anblikes mang=  
elen muͤssent die [w] il si veg=
et ⸿ Daz ander ist die em=
pfintlich vegunge die sú
vf erden verschuldet hond
vnd doch nút gebuͤsset
⸿ Aber wie [v] il vn(d) groͮs

| (200rb) vnd lang ir liden ist So
verdienent si doch da mit
kainen loͮne won es ist in
nun alain ain abloscheunge
der schulde Die si in zit
hie nút gebuͤczet hand
⸿ Es haͮnt oͮch etlich selan
vil groͤsser liden in dem feg=
fúre Den etlich selan in
der helle vnd d(a)z merke
da bi es [v] ert ain sele all=
ain vmb ain toͮtsúnde in
die helle ⸿ So [v] ert ain
anders vmb hundert tusend
súnde in d(a)z fegfúre Die
si nie bichtet vn(d) nie gebuͤsset
noch guͦt werke nie tet
Die muͦs aͮne zwifel herte
lange buͦsse haͮn E sú ge=  
lúttert werde ⸿ Aber die
zuͦ [v] ersieht die si het d(a)z
si etwenne erloͤsset wirt
wie lang d(a)z oͮch ist d(a)z git
ir trost vn(d) vortail ze vffen=
thalt fúr die sele die doch
eweklich liden muͦs haͮn in
der helle vmb ain totsúnd
die si nie gebihtet noch
gerúwet ⸿ Dis haltent
die maister alle ⸿ Den
selen in dem fegfúr maht
du ze helfe kumen Daz sú

| (200va) erloͤset werdent mit messe(n)
sprechen oder mit andehti=
gem guͦtem gebette oder
mit almuͦssen geben oder
mit vasten ⸿ Alz sanctus Gre=  
gorius
vnd sanctus Augusti=  
nus
Schribet vnd mit aller
ander guͦtter ~ͤvbunge die
got loblich sind Die sind
den selen in dem fegfúr
helflich ⸿ Es sprichet sanct(us)
Dýonisius Jn dem buͦche
von der cristenlicher jera=  
rchie d(a)z die cristenhait het
Daz bezaichent gaistlich guͦt
hiflichait den selan in de(m)
fegfúre alz d(a)z man der
totten libe in d(a)z gewiht
leget in die kilchen oder
kilchoͤffe vn(d) d(a)z man in glo=
ggen lúttet in in kercze
brennet vn(d) in greber =
chet vn(d) sprenget mit ge=  
wihtem wasser vnd was
dem selben gelich ist kumet
in allen ze statten nach
der mainung von den es
geschiht ⸿ Daz sprichet
der ⸿ Alz der hilflichait ie
me ist alz den selen ie
bas geholfen wirt ⸿ won
ain tugenthaft werke
krieget nit wider d(a)z ander

| (200vb) alz ain vntugent wider
die ander strebet ⸿ Du solt
den selan in dem fegfúr
gerne ze helf kumen alz
vil du maht dar vmb daz
es ist an dir ain zaichen
der gerehtkait vnd erbe=  
rmd Dar vmb d(a)z du vo(n)
in kumen bist vn(d) ir zitlich
guͦt besessen hest ⸿ Oͮch
dar vmb wenne du in d(a)z
fegfúr kumest d(a)z dir oͮch
den geholffen werde ⸿ oͮch
dar vmb d(a)z du groͮssen
lone an in verdienest
⸿ won was in hilfet vs
zitlicher [v] egunge daz
bringet dir ewigen lone
⸿ oͮch dar vmb d(a)z du in
schuldig bist ze helfen ⸿ vn(d)
sunderlich dar vmb wen(n)e
si ze himelrich kument
Daz si den got ernstlich
fúr dich bittent ⸿ Vnd ist
ain solich grosse freuel
vn(d) frais wer in nút hilf=
et vs dem fegfúr Daz
got niemer vngeroͮchen
laͮt ⸿ Sprich maister fran=
ciscus
von maron ⸿ Si emp=  
findent wol die zuͦ in

| (201ra) kument in der vegunge d(a)z
in geholfen wirt vf erde
vnd d(a)z sagent in die selan
die zuͦ in kument ⸿ Etwenne
empfindent si es von der
liehterunge der vegunge
⸿ Etwen von goͤtlicher off=
enung ⸿ Etwenne von den
engeln die si [v] ast troͤstent
vnd wenne si es gebússet
hand So furent sú si da
hin da si got eweklich schoͮ=  
wend vn(d) niessent ⸿ Alz dich
der nach gend alte leren
wil ⸿ Aber ir libe mússent
in erde dar inne sin ze esch=
en worden bis an den iun =
gsten tag vnd denne er=  
staͮn vn(d) ewig froͤde gewi=
nnen mit iren selan aͮne
ende ⸿ Dis alles lere ich
zwain vn(d) zwainczigoster
alte dich minende sele
volbringest du es loblich
vn(d) wol So maht du den
guldin trone herlich be=  
siczen