Transkriptionskriterien

Vorrede (St3)

Stuttgart, Württembergische Landesbibliothek, Cod. theol. et phil. 2° 144

Vorrede


| (2rb) ⸿ Dis ist die vorred des buͦches
das da gehaissen ist die xxiiij
alten oder aber der Guldin Tron
der minnenden sel

SAnct(us) joh(anne)s ewa(n)gelista
sach in der toͮge(n) buͦch in
dem himel siczen de(n) h(er)re(n)
himelriches vn(d) ertrichs uff dem
tron siner almaͤhtikait vn(d) stuͦnde(n)t
vor imme xxiiij alte(n) in wisz geklaid(et)
vn(d) gekroͤnet mit guldinen krone(n)
vn(d) sprache(n) zuͦ vnserm herre(n)   vnser
herr vn(d) got du bist allain wirdig
ze empfahend er vn(d) schonhait
vn(d) lob vn(d) tugent wan du hest
allú ding geschaffe(n) vn(d) durch
dine(n) wille(n) sint sÿ gemach(et) vn(d)
worde(n) Dis figur betútet vns
dz man nieman in zit noch in
ewikait lobe(n) sol de(n)n got allain
Dar umb dz er tusent stunt bess(er)
ist den kain hercz betrahte(n) múge
munt gereden vernunft v(er)staͮn
od(er) kreft begriffen vn(d) ist dem
me(n)schen nit besser denn got
allain  leben vn(d) all(es) sin lebe(n)
in got ordnen vn(d) ze maͮle keren
der des nit tuͦt sprich(et) b(er)nhard(us)
v́ber der mi(n)ne buͦch Der ist wúrdig
des ewige(n) todes vn(d) sin lebe(n) ist
nút vn(d) vnu(er)fange(n) dz spricht d(er)
Wa(n) dis zitlich lebe(n)   als aug(us)
sprich(et) Ist ain zergenglich lebe(n)

| (2va) ain zwifelich lebe(n) ain blind lebe(n)
ain soͤrglich lebe(n) ain vnstaͤt lebe(n)
ain betrogen lebe(n) ain vnbillich
lebe(n) ain betruͤbt lebe(n) In dem lebe(n)
essen plaͤget tinket v(er)giftet
vaste(n) megret slaͤffen erfúlet
schimpf irret trure(n) betruͤbt
flis beczwing(et) sich(er)hait abnim(et)
richtuͦm abnemet armuͦt v(er)smah(et)
wirt Jugent muͦtwillet aͤlter kre(n)k(et)
siechtag v(er)nihtet toͮt zerstoͤret
vn(d) alle froͤid diser welt v(er)tribet
dz spricht der Er spricht oͮch in
dem buͦch vo(n) dem liebelosen lebe(n)
O du zergengklich gege(n)wirtig(es)
lebe(n) wie gar gebrestenhaft ist
din wise wan du betrúgst vil
me(n)schen . wan du flúhest so bistu
nv́t . din gesiht ist ain schatt . din
erhoͤhung ist ain roͮch den toren
bistu suͤsz . den wisen bistu bitter
Die dich liep hant die erke(n)nent
dich nit . die dich erkenne(n)t die
schúhent dich Wan din weg ist
betroge(n) . du erzoͤgest dich etliche(n)
lúten lang dz du sie betriegest
an dem end Etliche(n) erzoͤgestu
dich kurcz dz si ir súnd nit gewai=
nen múgent Etliche(n) erzoͤgestu
dich brait dz sÿ vil vnlustes
frúrbringin Etlichen smal dz si
nit guͦti werk tuͦn Etliche(n) tru=
rig dz si kaine(n) trost enphahe(n)t
Etlichen trostlich dz si gottes
v(er)gessent vn(d) also ist dz zergeng=
lich lebe(n) ain soͤrglich lebe(n) in
alle wise // Der in disem leben
ie leng(er) wider got lebet der
huffet vn(d) samnet ÿe me vn(d) ÿe
me súnd uff sich Es schrib(et) Am=
brosi(us) vn(d) der ÿe vnnúczlicher

| (2vb) lebet hie des end ÿe me soͤrglich
beschlossen wirt Es sprichet
B(er)nhard(us) Wir slaͮffen wir wache(n)
wir esse(n) wir trinke(n) wir staͮn
wir gaͮn wir sicze(n) wir lige(n) od(er)
w(a)z wir tuͦnt so werden wir
aͮn vnderlaͮsz gefuͤrt in zer=
genglichait // Dis lebe(n)s sp(ri)cht
Gregori(us) von disem zergeng=
lichen lebe(n) súllen wir keren
zuͦ aine(m) goͤtlichen vn(d) hailige(n)
leben dz geschaffen sigÿ nach
dem willen gott(es) in aller gerech=

tikait vn(d) hailikait als paulus
gelert hett vn(d) vnser h(er)re ih(esu)s
(crist) (us) gelert vn(d) geuͤbt het als
er selber sp(ri)ch(et) indem ewa(n)gelio
Der mir nachfolg(et) der wandelt
nit in den finstrin vn(d) gewi(n)net
dz lieht des ewige(n) lebens / vns(er)
herre ih(esu)s (crist) (us) wolt oͮch wonen
vnder den me(n)schen dz er den
me(n)schen lerte wone(n) in dem
himelrich vn(d) wolt me(n)schlich
gebreste(n) liden dz er lerte den
me(n)sche(n) goͤtlich ding erkenne(n)
dz lert hugo de s(anc)to victore //
Also du gemi(n)nete vn(d) begirige
sel in diner fúrsihtikait mit
ernst dick von mir begert hest
Dz ich dir schrib ain lebe(n) das
dich vo(n) innen vn(d) ussnen in goͤt=
lich wol gefallen inneklichest
vn(d) v(er)núnfteklichest solt wisen
got zuͦ aim ewige(n) lob vnd ere
vn(d) dir zuͦ aim ewige(n) trost nucz
vn(d) ler so sich an die figur das
Joh(anne)s sach in dem himel siczen
vnsern h(er)re(n) uf dem tron siner
almaͤhtikait vn(d) xxiiij alten vor

| (3ra) im stuͦnden vn(d) sprache(n)t im
lob vn(d) ere vn(d) tugent darvmb
dz er durch sin selbes wille(n) alle
ding geschaffen vn(d) gewirket
het Wan alle ding sint durch
in geschaffen vn(d) aͮn in ist nuͦcz
gemachet schrib(et) Joh(anne)s in sine(m)
ewa(n)gelio // Die xxiiij alte(n) wa=
re(n)t gekaid(et) in wisse klaid(er) vnd
bekroͤnet mit guldine(n) krone(n) vn(d)
beczaiche(n)t vns dz all(es) dz wirke(n)
dz got in im vn(d) uss im ie geworh=
te ist geschehe(n) durch sin ewig
wishait vn(d) in sin(er) grundlosen
mi(n)ne Aber du geminnete vn(d)
du begirigi sel dis lebe(n) dz du
vo(n) mir begerest ze-schribent
w(er)dent dir us schribe(n) vn(d) sp(re)che(n)
die xxiiij alten durch die ewige(n)
wiszhait in aller volkumner
mi(n)ne nach dem aller beste(n) vn(d)
sÿ es geschepfet haͮnd vs dem
lebende(n) brunne(n) goͤtlich(er) waͮr=

hait vn(d) almaͤhtig(er) volku(m)men=
hait vn(d) dar vmb ist dis buͦch
genant vo(n) den xxiiij alte(n) od(er)
aber vo(n) dem guldin tron der
mi(n)ne(n)den sel // Die xxiiij alten
w(er)de(n)t spreche(n) nit anders de(n)ne
dz ital núcz vn(d) guͦt ist vn(d) gott(es)
lob vn(d) der sel ewig hail vnd
wirt ieglicher alt als v(er)núnf=
teklich reden in sin(er) materÿ / w(er)
ir ieglichem volget allain vnd(er)
in allen der besaͤsse dz ewig lebe(n)
wan si hant es all(es) gesoge(n) vn(d)
geczoge(n) us der aller hoͤhesten
kunst die si in dem obreste(n) guͦt
begriffen hant Ich beger oͮch
mi(n)ne(n)dÿ sel vo(n) dir vn(d) vo(n) alle(n)
den die sich dis(er) ler gebessren
múge(n)t vn(d) wellen dz sÿ gede(n)ken

| (3rb) wellen ains demuͤtige(n) brud(er) / otte(n)
vo(n) passoͮw(e) sant francisc(us) ordens
der dis buͦch mit grossem flisz
vn(d) arbait ze same(n) gefuͤgt het
vo(n) allen den lerern vn(d) maistern
die er vinden kund in goͤtlich(er)
geschrift als es sich enpfindend
wirt e dz buͦch ain end nimet