Pc1, Princeton (New Jersey), University Library , Robert Garret Collection, Ms. 134

Papier ‒ 210 Bll. So Skemer; Schmidt + KdiH: 207 Bll.‒ 31,2 x 21,5 cm ‒ Bayerisch Schwaben ‒ 1468

Ostfränkisch (KdiH 1, 198; Skemer 2013, 309).

Beschreibstoff Papier.
Wasserzeichen Ochsenkopf, Piccard XIII 515 (Innsbruck, München, Landshut, Würzburg 1467‒1471)
Lagen (keine Lagenformel)

Lagen unklar [Skemer: 1‒1712, 166]. ‒ Bll. 4‒5 zusammengeklebt. ‒ Unbeschrieben: Bll. 4‒6, 208‒210. ‒ Lagen mit teilweise abgeschnittenen Wortreklamanten. ‒ Nur bis Bl. 10 durchgezählt.
Schriftraum 22,5 x 15,0 cm
Spaltenzahl 2
Zeilenzahl 38 - 41
Hand Eine Hand. Schreiber: Jörg Cluber (207vb).
Schrift Bastarda.

Überschriften Rote Kolumnentitel.
Rubrizierung Rubriziert.
Initialen Rote Initialen.
Miniaturen Drei Miniaturen (3v, 5rb, 10vb) und 22 für Miniaturen vorgesehene Leerräume (8ra, 15vb, 19va, 24rb, 28vb, 33rb, 40ra, 44vb, 49va, 64vb, 94vb, 100rb, 107vb, 113vb, 122rb, 128rb, 135va, 142ra, 166ra, 173ra, 182ra, 196rb) am Kopf oder Fuß der Spalte oder mitten im Text, nach der Überschrift; eine Hand. Format und Anordnung: Eine ganzseitige Miniatur vor der Vorrede (3v, 29,5 x 19,5 cm) und zwei ca. 1/3 Spalte große Miniaturen vor der Rede des 1. Alten (5rb, am Fuß der Spalte, 13,0 x 9,0 cm) und der des 3. Alten (10vb, am Kopf der Spalte, 11,0 x 8,0 cm). Bildaufbau und -ausführung: 3v Rahmung aus dünnen Ästen, die aus Wurzeln aufsteigen, mit kahlen und belaubten Zweigen, darin sechs Vögel. Adam und Eva im Paradiesgarten: In der Bildmitte der reichbelaubte Baum der Erkenntnis mit vielen rot-gelben Äpfeln, um den sich die frauenköpfige gekrönte Schlange windet, mit der Rechten Eva den Apfel darbietend. In symmetrischer Komposition in Vorderansicht, leicht einander zugewandt, links Eva, den rechten Fuß vorgesetzt, mit ihrem langwallenden Haar und einem Blütenzweig sich verhüllend, mit der Linken Adam den Apfel reichend; rechts Adam im kurzgelockten Haar in weiter Schrittstellung, einen Blattzweig in der Linken, mit der Rechten nach dem Apfel greifend. Der von einer aus grauen Quadern gefügten Zinnenmauer umgrenzte Paradiesgarten mit vielen verschiedenartigen Blumen, Früchten und Tieren (Hase, Eichhörnchen, Vögel) nimmt das untere Bilddrittel ein, vorne eine Quelle und ein kleiner Bach. Hinter der Mauer in der Tiefe gestaffelte bläuliche Hügelketten, darüber helle Wolken und blauer Himmel. ‒ 5rb Im belaubten Astwerkrahmen steht Gottvater mit Kreuznimbus (das Deckgold stark abgeblättert) in graublauem Gewand mit lila Bordüre und weitfallenden Ärmeln, darüber ein roter Umhang (innen mit einem Brokatstoff in Gold und Braun gefüttert), die Rechte im Segensgestus, in der Linken ein Zepter. 10vb König David mit Kreuznimbus (als Präfiguration Christi?) nach rechts kniend im Gebet, zum Himmel aufblickend, prächtig gekleidet im Königsornat (roter Mantel mit Hermelinbesatz über blauem Untergewand). Auf dem grünen Bodenstück liegen Harfe, Krone und Zepter (oder Schriftrolle?). Im Hintergrund blaue Berge und ein nachtblauer Himmel mit einzelnen goldenen Sternen. Der Astwerkrahmen wirft Schlagschatten auf den Papiergrund. Bei den beiden Einzelbildern sind auf die Rahmen, bei der Eingangsminiatur auf die gesamte Darstellung feinste Pinselgoldschraffen und -linien aufgesetzt. Die kontrastreiche, intensive, aber fein abgestufte Farbigkeit, die Tiefenwirkung der Hintergrundlandschaft, auch die Astwerkrahmen, scheinen Traditionen der Furtmeyr-Schule aufzunehmen. Alle drei Miniaturen wurden wohl fast ein Jahrhundert nach dem Entstehen der Handschrift eingefügt, vermutlich von einem Illustrator, dem die tradierte Ikonographie des Stoffs nicht vertraut war. Bildthemen: Versuchung Evas und Sündenfall (3v); Gottvater (5rb); David im Gebet (10vb). Farben: Bunte, vielfältig ausgemischte Farbpalette aus vielen Blautönen, Karmin, Zinnober, Blau- und Gelbgrün, rötlichem Braun, Ocker, Gelb, Violett, Grau, Deckweiß, Pinselgold; Blattgold nur 5rb.
Einband Alter gepresster Holzlederband mit Schließen.

Enstehungszeit 1468.
Enstehungsort Bayerisch Schwaben.
weiteres

Schreiberdatierung 207vb: 25. Juni 1468Der Schreiber der Handschrift war Frühmesser in Lauingen (207vb), er widmete sie maister v{e}lrichen wieller Capplan zu du{e}rlougigen (Dürrlauingen, Lkr. Günzburg). Bald nach der Entstehung befand sich die Handschrift im Dominikanerinnenkloster Maria Medingen (Lkr. Dillingen a. d. Donau). Besitzeintrag 1v: Dis puch gehort in daz kloster medingen prediger ordens (ähnlich auch Vorsatz). Vorsatzblatt: „1832 kaufte Sattler dieses Buch.“1905 im Antiquariatskatalog Martin Breslauer Berlin, im September 1905 an Robert Garrett, Baltimore, verkauft (siehe seine Bleistiftinitialen und sein Exlibris im vorderen Spiegel); 1942 schenkte er die Handschrift der Princeton University Library.

Bibliografie

Bücherei des Schlosses Mainberg 1901, 14 (Nr. 129)

Katalog enthaltend wertvolle und seltene Buecher 1905, 174 (Nr. 487)

de Ricci 1935 [Nachdruck 1967], 892

Schmidt 1938, 223f. (Nr. 105); 390, 393 (korrigiert zu Nr. 78a)

Faye/Bond 1962, 310

Besch 1967, 54 (Nr. 78a)

KdiH 1, 197‒199 (Nr. 4.0.49) und Abb. 106

Skemer 2013, 309‒311.

Online

www.handschriftencensus.de/5583

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