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Der dreiundzwanzigste Alte

Leithandschrift
Ka1 Karlsruhe, Badische Landesbibliothek, Cod. St. Georgen 64
Kontrollhandschriften
Ka2 Karlsruhe, Landesbibliothek, Cod. Donaueschingen 241
Ka3 Karlsruhe, Landesbibliothek, Cod. Donaueschingen 242
St3 Stuttgart, Landesbibliothek, Cod. theol. et phil. 2° 144

Der dreiundzwanzigste Alte


1

[1] Der drie und zwainczigoster alte leret, waz ewige seilikait sie; darnach wie man got niesse in dem ewigen leben.


2

[1] Zuͦ dem ewigen guldin trǒne ze besiczen und ze kumende, daz du, minende sele, vindest den ewigen lǒne umb alle die guͦten werke und lere und uͤbunge, darin dich gewiset hant alle alten vor mir, sol ich dri und zwainczigoster alte dir nun us sprechen, was din lone und widerlegunge werde nach ewiger seͣilikeit darumb, daz die úbertreffenlich und zierlich schonhait alles volrichen gelustes dich raicze und bringe darzuͦ, daz du us dem lebendigen brunnen der unzergangen gothait schepfest tusendstunde groͤsser wonne, froͤde und troste, 'denne ougen ie gesahen oder oren ie gehorten oder in menschen hercze ie betrahtet wart, und daz het got beraitet den, die in liep hand', alz sant Paulus sprichet. [2] Es sprichet sant Augustinus in siner buͤcher ainem, daz die schoͤne, froͤlich gezierd ewiges liehtes ist úber alle menschliche sinne alz gar genuhtsa m, daz der mensche ǒch het aller der welt froͤde bi enander, daz weͣre im ain schnoͤder trost und ain ǒgen blike wider ain klain gesieht ewiges liehtes. [3] Daz sprichet der.


3

[1] Nun sprichet únser herre Jhesus Cristus in dem ewangelio: 'Ruͤffe den arbaittern und gib in iren lone und vahe an von dem ersten bis an den jungsten.' [2] Da solt du wissen, daz goͤtlicher ewiger lone sich erzoͤget nach den werken, si sient klain oder grǒsse, froͤge oder spǎt angevangen, 'so git er ainem ieglichem, alz er verdienet het', alz sanctus Paulus sprichet und mit im sanctus Ambrosius an ainer bredige. [3] Es sprichet ǒch sanctus Augustinus in dem buͦch von der stat gottes: Alles, daz ieman gewúnschen kan oder mag oder erdenken, so ist doch die aller groͤst volkumenhait ewige selekeit. [4] Und vergiht Plato, daz daz aller best ende ist in tugenden leben und dis begegnet ǒch niemant, denn der got erkennet und dem erkennent nach volget. [5] Und ist ǒch kain andre sache, daz den menschen selig mache.


4

[1] Nun wil ich dri und zwainczigoster alte dir, minende sele, voran sagen, was ewige selekeit si, darinne vindest du und begriffest und sehen und empfinden wirst dinen ewigen lone nach goͤtlicher ordenung. [2] Won es sprichet Augustinus in dem buͦch von dem frigen willen: Alz die sel git dem libe leben, also git got dem menschen selekait des ewigen lebens, won seͣlekeit ist goͤtliches niessendes volkumenhait in ewigem schowen. [3] Won der mensche ist seͣlig, der alles daz het, des er begert, und nút begert, daz unzimlich und boͤse ist, und daz hoͤhste leben begriffet und daz minnet fúr alle dinge. [4] Daz sprichet der. [5] Ǒch ist seͣlekeit in dem erwelten dester volkumner, alz vil me inneklicher goͤtliche klarhait in ir selbes wessenhait gesehen wirt nach merrem und minrem verdienen. [6] Und ist ain seͣlekait uswendig der erwelten, die geschaffen ist, daz si den menschen seͣliget in dem vatterlant alz daz júngste ende, darinne er ewig ruͦwe empfahet. [7] Es ist ǒch ain seͣlekait inwendig der erwelten, die unbeschaffen ist, die den menschen wesenlich seͣliget. [8] Daz ist daz aller best guͦt und daz ist got selber, der in dem erwelten lúchtet alz daz lieht der glorie. [9] Davon sprichet Boecius in dem buͦch von der trostung: Seͣlekeit ist ain soͤlich unmessig guͦt, der es empfahet, der kan noch mag nút bessers begeren, won es ist alles guͦten lebens ain volbringung und besliessunge und widerlegunge alles verdienens. [10] Daz sprichet der.


5

[1] Sanctus Augustinus in dem buͦch von der stat gottes ruͤmet úns ewige seͣlekait und sprichet also: In der stat gottes ist der himelsche kúnnig die warhait, die geseczte ist minne, wirdekait ist gerehtekait, fride ist seͣlikeit, leben ist ewekait. [2] Da ist geselleschaft der obersten burger und herlich hohzit und ewiger wolgeluste ǎne arbait und ǎne alles verdriessen und durchsiechtekait ǎne alle tunkelkait. [3] Da ist leben ǎne sterben. [4] Da ist jugent ǎne alter. [5] Da ist lieht ǎne vinstre. [6] Da ist froͤde ǎne truren. [7] Da ist fride ǎne missehelunge. [8] Da ist wille ǎne alles unrehte. [9] Da ist richtuͦm ǎne wandelunge. [10] Da ist guͦt leben goͤtlicher minne in volrichem erkennen der hohen drivaltikeit. [11] Da mag daz ewig guͦt nieman gescheczen. [12] Da ist got ain ende únser begirde. [13] Da sehen wir got ǎne ende und minen in ǎne alles verdriessen und ǎne muͤde und ǎne arbait. [14] Da het ieglicher seliger mensche ain benuͤgunge, und nieman het ze wenig. [15] Da sieht ains des andern gedenke. [16] Da ist kain boͤses und mag sich daz guͦt da nút verbergen. [17] Da het únser wessenhait kain sterben und únser erkennen kain irresalunge. [18] Da het únser minne kain betrúbte. [19] Da ist got in den seͣligen alle dinge und sind alle ding in got ain ewig guͦt, sprichet alles sanctus Augustinus von der stat gottes und in vil andren buͤchern.


6

[1] Es sprichet Thulius in siner buͤcher aim, daz seͣlekait ist ain schaiden von allen untugenden und ain gehuffet guͦteͣte mit ainem frúntlichen umbvahen aller verdienter werke. [2] Merke ǒch wol, sprichet sanctus Augustinus in siner buͤcher ainem, waz wir begern, daz begeren wir durch seͣlekait willen. [3] Und der daz ewig guͦt nússet, dem wirt, waz er begert, und wes er nút begert, daz wirt im ǒch nút. [4] Die seligen werdent almehtig in irem willen, also got almehtig ist. [5] Won waz got wil, daz wellen si ǒch, und múgent nút anders, denne daz si sich goͤtlichem willen gelichent an allen dingen. [6] Er sprichet ǒch in dem buͦche von der megtlichen empfahung, daz der mensche vil seͣliger und wirdiger ist in dem himelrich, denn ob Adam nie gesúndet het in dem paradise, won got het den menschen darumb geschaffen, daz er der boͤsen engel val erseczen sol in dem himelrich, und werdent ǒch alz vil menschen geseͣliget, alz vil engel bi got beliben stan.


7

[1] Wie dir aber sanctus Bernhardus ewig seͣlekait us sprichet, daz schribet er in ainer predige von allen hailigen und ǒch úber der minne buͦch also: Die ewig seleͣkeit het lengerunge ǎne ende, het klarhait ǎne vinsterunge, het stettung ǎne verdriessen, sicherhait in ewekait, het ruͦme in warhait, het froͤde in stettekeit und benuͤgekeit. [2] Won gleste und stromen der ewigen gezierde die sind alz gar schoͤne und schinig und alz gar kostbarlich suͤsse, daz ǒch die engel, die vil lúhtiger und klarer sind denne die sunn, nit muͤgent damit gesettet werden denne beginneklich. [3] Und darumb so erkennent die engel in dem klaren spiegel goͤtlicher erzoͤgunge ir mitburger, die da hie in zit verdienent, daz sú daz seͣlig, riche erbe mit in besiczen súllent, und froͤwent sich des mit flisse und sterkent si und troͤstent si und wisent si und lerent si und beschǒwent si und huͤtent ir darumb, daz ir froͤde dester bas gemeret werde.


8

[1] Er sprichet ǒch in siner predige: O du glúkliche saͤlekait, o du hailige wirtschaft, o du begirliche spisse! [2] In dir vindet man die aller hoͤhsten spisse und froͤde, die man nút het von creaturen, man empfahat si aber von dem schoͤpfer. [3] Und wer si emphahet, dem wirt si niemer genumen. [4] O du seͣliges riche des paradises, o du seͣliger landes troste aller zarthait und wolgeluste! [5] Zuͦ dir sol allermenglich zuͦversieht han in disem jomertal. [6] Won in dir vindet man wishait ǎne torhait, gedenknússe ǎne vergessen, vernunft ǎne ieresalunge und beschaidenhait ǎne wanwicze. [7] Seͣlig sind, die in disem husse wonent, wan si lobent got eweklich. [8] Won din riche erzoͤget man den erwelten und offenet es den begirigen und verlihet es den rehtvertigen und git es den seligen. [9] Daz sprichet alles Bernhardus. [10] Es sprichet Prosper in sinem buͦche von dem schǒwenden leben: Daz kúnftig leben ist billich ewig, daz da ist gewisse sicherhait und sicher stillekait und stille froͤlichait und seͣlige ewekeit. [11] Da ist volriche minne ǎne alle vorhte. [12] Da hand die hailigen den verdieneten durchsichtigen lone. [13] Da úberswimmet warhait in irem richsen. [14] Da wirt nieman betrogen noch vertriben.


9

[1] Sanctus Crosostomus der guldin munt sprichet in dem buͦch von dem widerbringen des valles: In dem ewigen leben ist kain missehellunge und sind alle ding ainhellig und aller hailigen ist ainmuͤtekeit - da ist nút des boͤsen gaistes vorht noch der helle gruse - und lebent mit lib und sele eweklichen. [2] Da sehent menschen und alle engel den herlichen und almehtigen kaiser siczen enmitten under inen, da die herschaft, die úberswenkig schonhait und majestat siner zeswen weder sinne noch vernunft betrahten mag noch engelschlich noch menschlich zunge noch munde usgesprechen kan. [3] Und were es muglich, daz ain mensche alles daz liden het, daz uf erde und in der helle ist, soͤlte es den himelschen kúng ansehen, so schaczte es daz liden alles núcze. [4] Es sprichet únser herre Jhesus Cristus in dem ewangelio: 'Daz ist daz ewig leben, daz si dich allain got erkenent und den du gesendet hest, Jhesum Cristum.' [5] Daz ist ain anvang der ewigen selekait. [6] Won es sprichet santus Gregorius in dem buͦch von den sitten: Got der git úns darumb sin lob ze erkennen, daz wir in hoͤren und mit hoͤren in erkennen und mit erkennen in minnen und in minen im nach volgen und in nachvolgunge sin begeren und in begirde in niessen, und daz ist selekait erlangen mit tugentrichen werken. [7] Won alain dem gerehten wirt geben daz himelriche und daz vaterlant. [8] Und die es verdienent mit demuͤtekait, mit kúschait, mit guͤtekait, mit fride und mit erbermde, die kument zuͦ der ewigen froͤde und selekait. [9] Er sprichet ǒch in ainer omelie: Weli zunge und was vernunft mag dis usgesprechen zuͦ ainem benuͤgen, wie gar vil froͤde ist in der himelschen stat in den koͤren der engelen und der hailigen gaist, die da gegenwúrteklich stond vor dem goͤtlichen antlút und sehent daz unbegriffen lieht ǎne forhte des todes mit unzerstoͤrlicher gabe ewiger froͤde. [10] Da wirt daz gemuͤte inbrúnstig und begert dabi stan, alz es sich versieht ǎne ende froͤde han. [11] Und sprichet únser herre Jhesus Cristus in dem ewangelio: 'Die gerehten gliszent in dem ewigen leben alz die sunne.'


10

[1] Selekeit ist ain volriche benuͤgung an aller notdurft, won wer selekait het, der bedarf nút me. [2] Und darumb, do sanctus Jakobus und sanctus Johannes, die zwen gebruͦder, horten únsern herren Jhesum Cristum predigen von ewiger selekait und von sinem liden, do wondent si, daz er si nach sinem liden zehant soͤlte seczen ainen zuͦ der gerehten hant und den andern zuͦ der linggen hant darumb, daz si des lidens erlǒne wurden. [3] Und doch nieman zuͦ ewiger selekait kumen mag ǎne liden, sprichet Theophilus.


11

[1] Es ist ain klain ding, daz ich dri und zwainczigoster alte dich, minende sele, geleret han von ewiger selekait, wider die warhait und wise, die noch die hailigen lerer davon schribent. [2] Doch ist es notdurftig ze wissen, daz du dester bas verston kúnnest, wie du nun lernest ewige selekait, und wie man got niessen soͤll, und daz din lone und widerlegung si in dem ewigen leben umb alle din guͦtten werk und umb alles din verdienen. [3] Wan daz ist also grǒs, daz den lone nieman gemessen kan noch mag denn got alain, noch nieman gezellen mag denne der schepfer aller creaturen, und ist alz fruͦhtber und genuhtsam, daz in nieman geenden mag, denn der da ist ǎne allen an angvang und ǎne ende, und ist ǒch alz kostbar, daz in nieman vergelten mag denne der, in dem alle schecze beslossen sind, sprichet sanctus Bernhardus. [4] Davon sprichet únser herre Jhesus Cristus in dem ewangelio, daz sanctus Johannes schribet, zuͦ sinem ewigen vatter: 'Min vatter, ich wil, daz die, die du mir geben hest, bi mir sient, da ich ains bin bi dir, daz si sehent mit mir die klarhait, die du mir geben hest.' [5] Da redet únser herre Jhesus Cristus von der widerlegung, die er dem menschen git umb sine verdienten werke und ǒch vil me hinúber, denne ieman erdenken mag, won er git im ewigen lǒne umb zitlich arbait und ewiges niessen umb zitlich verdienen.


12

[1] Aber nun solt du wissen, alz bald des hailigen menschen sele ze himel kumet, zehant erbútet sich got in dem gegenwurfe siner goͤtlicher nature in der majestat aller siner almehtekait mit allem dem guͦt, daz darinne beslossen ist. [2] Und die gegenwuirtekait belibet ir fúrbas eweklich, und erzoͤget sich doch daz aller hoͤhste guͦt nieman denne den, die ytal gelútert sind, sprichet sant Augustinus in dem buͦch von der drivaltikait. [3] Und sprichet únser herre Jhesus Cristus in dem ewangelio: 'Selig sind die, die ains rainen herczen sind, won si werdent got sehen.' [4] Es mag ǒch got nieman gesehen noch erkennen denn in ainem rainen und rúwigen herczen, sprichet sanctus Gregorius in dem buͦch von den sitten.


13

[1] Wie sich aber got mit sinem goͤtlichen anblick den seligen erzoͤget in irem wessenlichen lǒne und sich darnach irem glorificierten lip erzoͤget nach zuͦvallendem lone, daz solt du alsus verstǎn und wol wissen und merken. [2] Got in sinem ersten gegenwurfe, darinne er sich der erwelten sele erzaiget, also si in eweklich niessen sol, git er der sele drú morgengaba oder dri hainstúra, damit er im selber die sele gemehelt het eweklich ze niessen also daz aller hoͤhst und best guͦt. [3] Die erste gabe ist goͤtliche gesicht. [4] Die ander ist gotliche minne. [5] Die dritte ist goͤtliche begriffunge und umbevangen.


14

[1] Ze dem ersten, daz si in ir vernunfte in goͤtlichem liehte und gesieht erkenne, wie got in siner maͤigestat nach sinem gewalt vatter ist, der alle ding vermag. [2] In dem sinne sprichet únser herre Jhesus in dem ewangelio: 'Was min vatter vermag, daz ist groͤsser denne alle ding', und 'den vatter werdent bekenende ir fúrbas.' [3] Daz ist alz vil gesprochen alz eweklich sehen.


15

[1] Ze dem andern mal, so hainstúret got die sel in der kraft dez willen mit der morgengabe der goͤtlichen minne, darinne si enpfindet ewekait mit gotlicher wishait, die us dem vatter geborn wirt alz daz ewig wort, dadurch alle ding geschaffen sind. [2] Und ǎne daz wort núczet worden ist, alz sant Johannes in sinem ewangelio schribet.


16

[1] Ze dem dritten male, so hainstúret got die sel in der kraft ir gedenknúste mit der morgengabe goͤtliches begriffen und umbevangen, darinne si denne gewar wirt des minnebandes, daz vatter und sune und hailig gaist darzuͦ lokent, daz er von in baiden us gegaistet wirt alz ain lerer, der si leret und wiset alle ding, alz únser herre Jhesus Cristus in dem ewangelio sprichet von dem hailigen gaist. [2] Die sinne alle beslússet gar vernúnfteklich sant Augustinus in dem buͦch von der cristenhait und leret und sprichet also: Die ding, die wir eweklich niessen súllent, sind vatter und sune und hailiger gaist. [3] Die selben drivalttikait ist iegliches under in daz aller hoͤst und beste und gemainest guͦt allen den, die es eweklich niessen sond. [4] Daz ist der aller erst gegenwurfe, darinne sich got erbútet dem seligen umb sinen verdieneten lone in ewigem niessen in aller zarthait. [5] In dem claren schǒwen stǎt zehant ain wunder uff in der hailigen sele, wer si gemachet het und durch wen si worden si und warumb si darzuͦ geordenet ist. [6] So begegenet ir zehant in den drin morgengaben in goͤtlicher gesieht und goͤtlicher minn und in gotlichem umbevangen, daz si der ewig vatter gemachet het mit sinem gewalt, daz si worden ist durch des sunes wishait und daz si mit der zuͦtetikait des hailigen gaists darzuͦ geordenet ist, daz si die hailigen drivaltekait eweklich niessen sol umb den verdienten lone. [7] Und darumb, wer ain persone nússet in der drivaltekait, der nússet ǒch die ander zwo. [8] Und der ir ieglicher nússet, der nússet alle drivaltekait in der gemainde, won die werke der hailigen drivaltekait sind ungetailet, sprichet sant Augustinus. [9] Und Leo der babest sprichet in dem buͦch von dem glǒben: Die gancz drivaltekait mit enander ist ain kraft, ain maht, ain majestat, ain wesenhait, ain substancie, ain nature, ain gewalte, ain klare schǒnhait, ain minne, ain almechtekait, die alle ding erfúllet und vollebringet in himelrich und uf erden. [10] Daz sprichet der. [11] Darus quillet der wolgeluste, alle die froͤde, niessen und schǒwen, daz die seligen hand in dem ewigen vatterlant.


17

[1] Ich lere dich ǒch, daz din widerlegung in dem ewigen riche gottes ist die zierlich und kostber hailig persone, die edel menschait únser herren Jhesu Cristi , die úns mit sinem unschuldingen liden me lones verdienet het, denne alle menschen und alle engeln mit enander ainem menschen verdienen moͤhten, alz der ain und zwainczigoster alte vor mir wol und vernúnfteklich geleret het. [2] Davon sprichet sant Jeronimus: Únser herre Jhesus Cristus ist ain solich grǒs und lobelich hailikait, ǎne die nieman volbringen mag gottes hailikait. [3] Daz sprichet der. [4] Er sprichet selber in dem ewangelio: 'Mir sind alle ding verlúhen von minem vatter.' [5] Ǒch sprichet er an ainer andren stat in dem ewangelio: 'Mir ist aller gewalt geben in himelrich und uf erden.' [6] 'Es kumet ǒch nieman zuͦ minem vatter denn durch mich. [7] Der mich sihet, der sihet minen vatter.' [8] Und zuͦ Philippo sprach er ǒch: 'Glǒbest du nút, daz der vatter in mir ist und ich in dem vatter?' [9] Und gar vil ander sprúch, die er geleret het in dem ewangelio, dabi man erkennet, daz die in dem ewigen leben sehent und wissent und niessent und enphindent aller der klarhait und suͤssekait und troste und froͤde in der persone únsers herren Jhesu Cristi, alz man si vindet und schǒwet in der hailigen drivaltikait. [10] Und da von sprichet sant Bernhardus úber der minne buͦch: Wir hond únsern herren Jhesum Cristum, daz der us dem vatter geborn ist, daz er in dem vatter wonnet und ruͦwet, daz er underm vatter fúr úns gelitten het, daz er vor dem vatter fúr úns bittet, daz er nebent dem vatter siczet ze der rehten hant, daz er mit dem vatter úns git ewig selekait, die er úns mit sinem scharpfen liden verdienet het und gewunnen het.


18

[1] Es sprichet ǒch sant Augustinus in dem buͦch von der dryvaltekait: Es hant ǒch der seligen menschen selan vil me niessen und froͤde und trǒst in der hailigen drivaltikeit und in den drin personen, in dem vatter und in dem sune und in dem hailigen gaist und in der menschait únsers herren Jhesu Cristi, denne kain engeln gehon mag. [2] Und daz ist, darumb daz die seligen selen nach gotte gebildet sind und si gottes vil empfehiger sind denne kain engel, und ǒch darumb daz got mensche worden ist durch des menschen willen und got nie kain engel wart durch der engel willen, alz sant Augustinus sprichet in dem buͦch von der drúvaltekeit.


19

[1] Die seligen hond ǒch ain volleriche benuͤgunge in irem voͤlligen niessen baide in goͤtlicher wessenhait und ǒch in goͤtlicher nature, darinne si alle die selekeit vindent und begriffent alz wunneklich, daz sich got gancz und gar widerlúhtet in den drin kreften der sele, in der vernunfte mit volkumenhait goͤtliches liehtes, in dem willen mit manigvaltigem goͤtlichem fride, in der gedenknúste mit harrunge goͤtlicher ewekait, alz sant Bernhardus sprichet. [2] Ǒch so sprichet sant Augustinus in dem buͦch von der stat gottes: Was mainet got, daz er sprichet durch den propheten: 'Ich wird in ir got und werdent si min volke'? [3] Nút anders, denne daz got wirt den seligen in dem ewigen vatterlant ain suͤssekait, damit si gesettet werdent, und wirt in allez daz, das in zuͦ aller erwirdikait und erwirdiger herschaft begirlich wirt, hailsam leben, genuhtsam spise, grǒs, guͤnlich ere und wirdikait und ganczer fride und alle guͦtte ding in allen dingen. [4] Es sprichet ǒch sant Bernhardus in siner betrahtunge: Also die seligen in der stat gottes ewig beliben gewinent ǎne alles verdriessen, also gewinnent si ain senftmuͤtiges erkennen ǎne alle swermútekait. [5] Won in der himelschen stat sind die engeln burger, got der vatter ist der seligen tempel, sin sune ist ir widerglast, der hailig gaist ist ir minne. [6] O du edels vatterlant, du hest alle zarthait und wolgeluste, in dir ist kain gebrest nút, won in dir ist die ewig sicher ruͦwe.


20

[1] Merke ǒch gar wol, daz alle maister in goͤtlicher kunst sprechent, daz die seligen des ewigen himelriches sehent got durchsichteklich und alles daz, daz sin wesenhait gelaisten mag und sin goͤtliche nature in ir beslossen het. [2] Si sehent ǒch got in im selber. [3] Si sehent sich selber gancz in got. [4] Si sehent got in allen creaturen. [5] Si sehent ǒch alle creaturen in got. [6] Si sehent ain iegliches des andern gemuͤte und gedenke und willen und mainunge und niessen unverborgenlich und sehent aller hailigen und engeln froͤde, und des froͤwent si sich mit in, und sehent got ǎne alles mittel gegenwúrteklichen und nahent ǎne alle verunge. [7] Dis niessen alles ist ir ewiger lǒne umb daz verdienen, daz si in zit in gnade und in minne verdienet hond. [8] Und die ding alle die minent si und si mit begriffenlicher bewissung und der wise, und si sy gesehent. [9] Dem gelich schribet Fulgencius in ainer bredige: Also wir in ainem glesin spiegel sehent den spiegel und úns selber in dem spiegel und alles daz, daz umb úns ist us dem spiegel, also sehent wir in dem klaren spiegel der gothait got selber und únser persone in got und allez daz dar zuͦ, daz us got ist und us úns ǒch. [10] Daz sprichet der.


21

[1] Die hailigen sehent ǒch die grossen pine und liden, die die verdampneten hond in der helle, und git in doch kain truren noch bringet in kain mitliden, daz si von goͤtlicher gerehtekait úber si nút gehon mugent, es git in aber dankberkait, daz si got dankent und lobent. [2] Daz si dem grǒssen jamer und not, angste, we und laid entrunnen sind, daz ist in ain besunder froͤde in got. [3] Es sehent ǒch die seligen in got, waz die menschen tuͦnt guͦte und boͤse, nachdem und si sich goͤtlichem willen gelichent. [4] Und darumb so bittent si fúr úns von minne wegen, darinn si brinnent, und ǒch von notdurf wegen, darinne si úns sehent, und sunderlich von goͤtliches willen wegen, dem si damit wol gevallent. [5] Won got wil, daz ain gelide dem andern ze hilfe kume, als sanctus Paulus sprichet in siner epistel ainer: 'Daz ains dem andern sol helfen sin búrdú tragen, und damit erfúllen wir die gesecze Cristi.' [6] Und darumb, alz wir die hailigen anruͤffent hie in zit, also sehent si in got, daz si fúr úns bitten súllent, daz got die guͦten menschen bestettige in iren guͦteten und boͤse bekere von iren untugenden, alz úns die maister lerent in goͤtlicher kunste.


22

[1] Daz der mensche der ewigen klarhait dester sicher si, so wolte únser herre Jhesus Cristus vor sinem liden mit goͤtlicher klarhait vor den drin júngern sant Peter, sant Jakob und sant Johans uf dem berge verbildet werden, und daz si ewig froͤde sahent in der klaren wise und warhait, alz in die seligen sehen werdent nach dem jungsten gerihte. [2] So sprichet Remigius úber sant Matheus ewangelium und Haymo sprichet úber der tǒgen buͦch: Also sin antlút vor den júngern erschain alz die sunne und ǒch hundertstunt glestiger wart denne die sunne, also werdent die hailigen erkleret in dem ewigen vatterlant. [3] Und also Petrus erkant in sinem toͤtlichen libe Moysen und Helyam, die er vor nieme gesehen het, also werdent die seligen sehen in iren untoͤtlichen und glorificierten liben in got alle die menschen, die got mit in niessent, und werdent alle wol enander erkennen. [4] Daz sprechent die zwen. [5] Dem gelich sprichet sant Bernhardus in ainer bredige: In der ewigen selekeit niessent wir got drivalteklich. [6] Wir sehent in in allen creaturen und habent in in úns selber, aber daz daz groͤste und froͤlicheste und beste ist und daz seligest, daz wir in sehent und erkennen in im selber in dem stamen und der nature der hailigen drivaltekait, darinne ie ains daz ander erkennet wesenlich und warlich, alz es ist an im selber.


23

[1] Nun sol ich dri und zwainczigoster alte dich, minende sele, wisen, wie sich libe und sele nach der jungsten urstende verainent in ewigem niessen umb verdienten lǒne. [2] Also gewinnet der libe zuͦvallent niessen, daz us der selen von goͤtlicher ordenunge kumet. [3] Und wenne lib und sele zesammen kument, so wirt ir baider froͤde zwainczostos alz grǒs. [4] Und alz vil si mit enander lones verdienet hand, alz vil gewinent si froͤde und niessen mit enander, und wirt der libe súbenstund clarer und durchsichtiger denne die sunne und hand doch ungelich klarhait, also si ungelichen lone verdienet hond. [5] Won die kindelin, die nach dem tuͦfe vervarent, hand kainen lone, denne den in únser herre Jhesus Cristus verdienet het mit sinem liden. [6] Es hǎt ǒch ain ieglich selig mensch in dem ewigen riche ain soͤlich grǒs benuͤgen, daz kain hailig mit dem andern wechselen welte umb sinen lone.


24

[1] Daz aber du, minende sel, dester gerner umb daz ewig leben werbest mit allem dinem vermúgent und dich mit allem flisse huͤtest vor dem ewigen tode und verdampnúste, so merke wol, waz úns sanctus Anshelmus leret von in baiden in dem buͦch von der gelichnúste, darinne er seczet vierzehen gaba, die den erwelten geben werdent in dem ewigen himelrich, daz nieman bessers kan gedenken, die in got selber git. [2] Und den verdampnaten git er vierczehen alaster, die si verschuldet hand, daz nieman boͤssers mag betrahten. [3] Und ir ietweders sol dich billich raiczen, wie du dich ze got gefuͤgen múgest und dich im inneklichen lieben nach sinem allerbesten wolgevallen.


25

[1] Des ersten git got den seligen soͤliche schoͤne und klarhait in libe und in sele, daz si súbenstunde durchlúhtiger und durchglestiger werdent, denne die sunne oder der fúrin himel sie, da die hailigen inne wonnent. [2] Und dis lieht ist goͤtlich liehte, daz got mit im selber in si pflanczet und wúrket mit aller siner kraft. [3] Aber die verdampnetten gewinnent die aller groͤsten ungestalt und ungeschaffenhait, daz si ǒch kain ouge mag an gesehen, und darzuͦ boͤsen gesmake, den nieman geliden mag.


26

[1] Die ander gabe, die got git den seligen und den gerehten, ist behende und snellekait, daz si alz behende und snelle werdent mit libe und sele in aller bewegunge, alz kain engeln mag gesin oder alz únser gedank iegenot ist. [2] Aber die verdampnaten hand solich traͤge fulkait, daz sú weder hant noch fuͤsse noch kain gelide geruͤren múgent von úberriger grosser pene und we, die in anlit in aller ir nature.


27

[1] Die dritte gabe, die got git sinen erwelten, ist sterke, daz si alz stark und kreftig werdent, daz in núcz mag widerston noch widerstreben. [2] Woͤlt ǒch ir ains alles ertrich bewegen, es hettú sterke genuͦg. [3] Aber die verdampnaten sind alz gar krank und kraftlos, daz sich ir kains ainer muggen moͤht erweren.


28

[1] Die vierde gabe, die got git den seͣligen, daz ist ledekait und frighait, daz si frilich und unbezwungenlich muͦgent tuͦn und gelǒn alles, daz si wellent, und si ungenoͤtet belibent in aller widerwertekait alz die engel und wúrkent, waz si wellent. [2] Aber die verdampnaten sind alz gar beczwungen und gevangen, daz man sú noͤtet zuͦ aller widerwertikait, und waz si gern teͣtent, daz wirt in geweret.


29

[1] Die fúnft gabe, die got git den seligen und den behaltenen, daz ist ewige gesunthait, und muͦgent niemer siech werden. [2] Aber die verfluͤchten hond ewig siechtagen, und vervahet sú kain erczenie eweklich nút.


30

[1] Die sechste gabe, die únser herre git den erwelten, daz ist wolgelust aller ir gelider, es sient ǒgen, munde, nassen, oren, hende und fuͤsse, hercze und alle sinne inwendig und uswendig, die werdent alle herlich erfúllet aller wolgelúste und gezieret nach allem wunsche. [2] Aber die verdampnaten hond an allen iren gelidern alz vil gebresten und liden, an in ist nit ains, es hab besunder hellesche jamer und not und ach und we.


31

[1] Die súbent gabe ist, daz got git den seligen, sinen frúnden, langes leben, won si lebent alz lang, alz got selber lebt. [2] Aber die verfluͤchten die ersterbent ǎne underlǎsse vor úbrigem we und we und kúnent und mugent niemer ersterben, won der ewig tode ist in in ǎne underlǎssen.


32

[1] Dis súben gaben, die git got den erwelten, mainet sant Anshelmus, daz dis alain den glorifizierten liben zuͦgehoͤret nach der júngsten urstende. [2] Aber die súben alaster die gehoͤrent den verdampnaten liben alain zuͦ eweklich, won ir lib belibent in ir grophait eweklich und werdent nút glorificieret.


33

[1] Es sprichet sanctus Gregorius in dem buͦch von den sitten von den gefroͤneten und glorificierten liben: [2] Alz sie erstand an der jungsten urstende und ir selen mit in veraint werdent in aller klarhait, wir verjechent, daz es únser libe sind in warhait und in natur unverendert, aber doch so sind si anders worden nach glorificaciane und nach ewigem gewalt und klarhait. [3] Es sprichet sant Augustinus in sinem buͦch aim: Der hailigen libe werdent erstǒn ǎne alle boshait, ǎne alaster, ǎne burde, ǎne meile, ǎne ungeschaffenhait, ǎne beswerunge. [4] Und ist alz vil lobes in in, alz vil got selekait in si gossen het, und wirt alz grǒs ainung zwúschen libe und sel, daz weder inwendig noch uswendig zwischent in nút ist. [5] Aber die verdampneten libe und sele hand ewige kivel und grinen und zanken, unfride und unselde wider enander. [6] Daz sprichet der.


34

[1] Darnach so leret úns sant Anshelmus in dem vorgenanten buͦch die gaba, die got den seligen selen git und die se eweklich behaltend. [2] Und ist die ahtende an der zale, daz got sin goͤtlich wishait alz adelich in die selan gússet, daz si got erkennet und sieht. [3] In dem erkennen so wais si alle vergangne und gegenwúrtige und kúnftige dinge. [4] Und alles daz, des si begert, daz kan si und durchwais es alles. [5] Und erkennet ain iegliches daz ander wol, von wannen es si, wer es si, und erkennet ǒch dabi, wamit ain iegliches daz ewig leben verdienet het, was sin lone und sin niessen sie, und waz got in sinem leben mit ir ieglichem gewúrket het, damit es verdienet het daz ewige riche. [6] Und wais ir iegliches des andern consciencie, mainung und willen. [7] Dis alles und tusendstunt me enpfhindent die seligen in goͤtlicher wishait mit libe und sele geliche. [8] Daz sprichet alles sant Anshelmus. [9] Er sprichet ǒch fúrbas, daz aber die verdampneten berobet sind aller wishait und nút alain vol torhait sind, ǒch si sind alz vol alles smerczen, daz si siglos sind an allem vermúgen.


35

[1] Die núnde gabe, die got git den behalten und den erwelten, ist ewig frúntschaft also, daz got und alle hailigen ainen seligen menschen alz liep habent alz sich selber, und umbvahent sich in aller frúntschaft, alz ain gelide daz ander tuͦt, und scheczet sich ains nút hoͤher und besser, denne daz ander tuͦt. [2] Und het got vil groͤsser frúntschaft zuͦ ainem ieglichem seligen, denne es zuͦ im selber gehǒn múge, und hǒnd ǒch si alle groͤsser frúntschaft zuͦ got, denne si alle under enander gelaisten múgent. [3] Und was boͤsse ist, daz hassent si mit got alz vast, daz kain sune úber sinen vatter guͤtekait mag gehon, den er wais in der helle. [4] Aber die verdampneten die hassent got und alle sin hailigen und sich selber under enander und vernihtet ains daz ander und verwisset ains dem andern sin boshait.


36

[1] Die zehende gabe, die got sinen erwelten git, ist ainmuͤtekeit des gemuͤtes. [2] Was ains wil, daz wil ǒch daz ander, und wellent doch nút anders, denne daz got wil, und gelichent sich got ainmuͤteklich an allen sachen. [3] Aber die verdampneten hǒnt solich missehellung in in selber, daz der lip krieget wider die sele umb die boͤsen gedenke und die sele schiltet den lip umb die boͤsen werke, die er vollebraht het, und zihet ie ains daz ander siner verdampnúst und fluͦchent vatter und muͤtter, von den si geborn sind, und allen den, mit den si gesúndet hand.


37

[1] Die ainlift gabe, die únser herre git den seligen, ist goͤtliche ere und wirdekait und erbtail des ewigen riches und miterbe und bruͦder sines aingeboren sune Jhesu Cristi , mit dem er in undertǎn machet alle creature und nemmet si alz die goͤtte und alz sin selbes súne und kinde. [2] Aber die verfluͤchten und verdampneten gewinent alle unere und scham und schande und boͤsen smake ǎne zal vil und mangen boͤsen wurme.


38

[1] Die zwoͤlft gabe ist, die únser herre den behalten git, voller gewalt. [2] Was si begerent ze tuͦn, daz vermúgent si wol in allen sachen nach goͤtlichem willen ainehelleklichen. [3] Aber die verdampneten vermúgent zemal núnczet in allem dem, daz si gern tetten.


39

[1] Die drúzehende gabe, die got git den seligen, ist sicherhait des ewigen lebens, daz si nút fúrhtent, daz es in iemer genumen werd. [2] Aber die verdampneten fúrhtent ǎne underlǎs die grǒssen marter und pine, die si lident, und hǎnd kain zuͦversicht, daz si ir iemer ledig werdent.


40

[1] Die vierczehende gabe ist, daz got den behalten git ewig froͤde. [2] Und alz ain seliger den andern liep het, also froͤwet sich ainer des andern froͤde eweklich. [3] Si froͤwent sich ob in goͤtliches gesiehtes, under in froͤwent si sich der schoͤnen gezierd des himels und aller creaturen schǒnhait. [4] Si frǒwent sich in in, daz si mit libe und mit sele gefroͤnet, gekleret und geglorifiziert sind. [5] Si froͤwent sich us in, umb sich, ze allen enden der engelen und hailigen menschen lobelicher geselleschafft ǎne ende eweklich. [6] Wer mag die froͤd alle gescheczen, daz die seligen und die hailigen in aller froͤde in got jubelieren? [7] Nieman denn got alain, von dem alle froͤde kummet. [8] Aber die verdampneten sind alles jamers, laides und truren vol und umb geben, me denne ieman verschriben kan, und daz belibet in eweklich ǎne ende. [9] Dis alles sprichet und schribet sanctus Anshelmus von wort ze wort, daz die guͦten und seligen vierzehen gaba von got enpfahent und die boͤsen vierczehen alaster, und merke si alle wol darumb, daz dich guͦt und boͤsse ze got geziehen moͤgent.


41

[1] Von den guͦten gaben sprichet unser herre Jhesus Cristus in dem hailigen ewangelio an dem jungsten geriht zuͦ den erwelten: 'Kument her ir gesegneten von minem vatter und besiczent daz riche, daz úch berait ist vor der stifttunge der welte.' [2] Aber zuͦ den verdampneten sprichet er: 'Entwichent in daz ewig fúre, daz dem túfel berait ist und sinen engelen.' [3] Da kument die seligen zuͦ dem vorgeschriben troste, aber die verdampneten in die alaster, die da vorgeschriben stǒnd. [4] Es hond ǒch etlich seligen menschen drissevaltigen nucz und fruht in irem niessen alz elúte und ander ir gelich, die mit cristem glǒben und mit den zehen gebotten in ainvaltiger wise daz himelrich verdienet hǎnd. [5] Etlich hond sechczigvaltigen lone alz witwen, die sich got murczes ergeben hand und ir habe seleklich tailent mit den frúnden gottes. [6] Etlich hond hundertvaltigen lone alz die rainen maͤgde, die irs libes alle ir tag sind in goͤtlicher huͦte gesin. [7] Dis sprichet Theophilus úber sant Marcus ewangelium und hillet die glǒse mit im.


42

[1] Ich lere dich, daz der grǒse lone des ewigen riches nieman geben wirt denne den seligen, die daz kroͤnlin verdienent, und sind drierlaige menschen: martrer, megde und lerer, alz die maister haltent und haissent. [2] Won die marterer úberwindent die welte in irem liden, die megde úberwindent iren aigen libe in anvehtunge, lerer úberwindent den boͤsen gaist mit goͤtlicher lere an in selber und an andren menschen. [3] Und darumb so wirt in daz kroͤnlin mit hundertvaltigem lone. [4] Si sind ǒch únsers herren Jhesu Cristi bruͤder, die der welt die warhait bredigent und lerent und wisent von dem, der in diser welt die marter laid durch des menschen willen, der ǒch megdlich rainkait uͦbet úber alle menschen. [5] Und darumb, wer die welt lǎt und sinen aigen lip hasset und die boͤsen gaist mit guͦter lere von den menschen tribet, der gewinnet hundertvaltigen lone in dem ewigen vatterlant, sprichet únser herre Jhesus Cristus. [6] Von disen sinnen sprichet sanctus Gregorius in ainer omelie von den zwelfbotten: Du nim war, daz die erwelten gottes iren lip zament, iren gaist sterkent, dem boͤsen gaist widerstǎnd, kreftig werdent in tugenden, versmahent zitlich guͦt darumb, daz si daz ewig guͦt erstritent, und bredigent mit worten und werken und land sich mit marter biegen darumb, daz in werde daz kroͤnli des hundertvaltigen lones. [7] Daz sprichet der. [8] Es sind nút alle die marterer des kroͤnlins wirdig, die ir bluͦt alain vergiessent an dem libe. [9] Si súllent ǒch inwendig ursach hǎn, daz si es tuͦnd durch Cristus willen und durch cristan glǒben und von andaht und ernstes wegen, sprichet sant Jeronimus von dem leben sant Pauli und hillet mit im sanctus Dyonisius da in ainer epistel. [10] Es sprichet sanctus Gregorius in ainer omelie von den marterern, daz man daz bluͦte vergússet von isen und von scharpfen wǎffen wegen an dem libe, daz machet ain offenen marter. [11] Das aber der mensche versmeche inwendig gedulteklich lidet und fúr sin viend und die in durchaͤhtent bittet und darzuͦ allen boͤssen gedenken, anvehtungen und bekorunge kústeklich widerstrebet, daz ist ain haimlich grosse marter, darumb got den selben daz kroͤnlin geben wil. [12] Daz sprichet der.


43

[1] Es wirt ǒch daz kroͤnlin geben den megden, won si ǎne underlǎss wider iren lip stritent. [2] Und daz ist in ain edel strite, won si von irem flaisch nút úberwunden werdent. [3] Doch so ist es gar guͦt und sicher, ob die megde daz kroͤnlin behalten wellent, daz si ainen ganczen und ewigen fúrsacz und willen hǎn megdelich rainkait ze behalten. [4] Viele ǒch die maget in irem gemuͤte und doch nit mit irem lib, des moͤht si wol mit rúwe wider kumen, daz si damit und darumb des kroͤlins nút berǒbet wurde. [5] Und darumb so rǎt sanctus Augustinus den megden in dem buͦch von der cristenhait und von der cristenlicher lere und sprichet: Ain hailige maget sol nút hǎn schelhes noch krumes mit iren ǒgen sehen und sol nút freveler wort sin und sol sin schemig in werken und in geberden und mit irem gang nút verlǎssen, also daz ir lip si ain bilde und ain forme und ain figure ires gemuͤtes. [6] So mag si dester basz daz kroͤnlin des hundertvaltigen lones beheben. [7] Daz sprichet der und hillet mit im sanctus Ambrosius in dem buͦch von den megden. [8] Die aber ain maget ist allain an dem libe und nút an dem gemuͤte noch mit dem herczen, die mag den lone noch daz kroͤnlin der megden nút besiczen, sprichet Ysidorus in dem buͦch von dem hoͤhsten guͦt, si widerbringe es denne mit rúwe. [9] Die aber megde sind mit herczen, mit gemuͤte, mit willen und mit libe, die volgent dem lemblin nach in alle wonunge der hailigen, sprichet sant Johannes.


44

[1] Daz kroͤnlin wirt ǒch geben den guͦten und wisen lerern und gerehten lerern, darumb daz si die boͤsen gaist von den menschen vertribent. [2] Won es sprichet Richardus in dem bche von Benjamin: Ich wais nút, ob ain mensche in disem zit groͤsser gaben von got múg empfahen, denne daz im got die gnad verlihet, daz es mit siner lere ainen andern menschen von allen untugenden ziehen mag, und von túfelschen súnen gottes kinder machen kan. [3] Der sol billich mit dem kroͤnlin hundertvaltiges lones begabet werden. [4] Dem gelich sprichet sanctus Gregorius in siner buͤcher aim: Es ist ain vil groͤsser zaichen und wunder, daz ain lerer mit sinen worten und mit sinem gebette ainen súnder bekeret von sinen súnden und in bi got behebet, denne daz er ainen toten lebendig machet. [5] Daz sprichet der.


45

[1] Wie schoͤn, wie herlich, wie rilich und mechteklich, wie zierlich und zartlich dem seligen sine verdiente werke in dem ewigen leben werdent in goͤtlichem niessen widerleget, daz hon ich dri und zwainczigoster alte dich, minende sele, geleret, und doch ain klain ding ist wider daz, daz davon ze schriben und ze sprechen were. [2] Won der erwelt und der selig sichet in den klaren gegenwurfe goͤtlicher istekait und wesenhait und sich darinne vindet und got darinne erkenet und sin enpfindet und ains mit got worden ist. [3] Da ist soliche úberswenkige minne und úbertreffender trǒste und froͤde, daz es dich, minende sele, billich darzuͦ noͤtten und zwingen sol und bringen sol, wie du darnach stellest mit allen dinen kreften, daz du mit den seligen den guldin trǒne herlich und eweklichen besiczest.


Zitierhinweis

Der dreiundzwanzigste Alte. In: Otto von Passau digital, hg. im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Lydia Wegener, Elke Zinsmeister, Jens Haustein und Martin Schubert (2018-2022). Berlin. 03.03.2023

URL: https://otto-von-passau.de/chapter-detail.html?id=O9807779. Abgerufen am: 28.03.2024.