Editionskriterien

Der elfte Alte

Leithandschrift
Ka1 Karlsruhe, Badische Landesbibliothek, Cod. St. Georgen 64
Kontrollhandschriften
Ka2 Karlsruhe, Landesbibliothek, Cod. Donaueschingen 241
Ka3 Karlsruhe, Landesbibliothek, Cod. Donaueschingen 242
St3 Stuttgart, Landesbibliothek, Cod. theol. et phil. 2° 144

Der elfte Alte


1

[1] Der ainlifte alte leret von dem hailigen fronlichnam únsers herren Jhesu Cristi.


2

[1] Lieplich und lusteklich hett gott in sinem wisen erkennen und in siner almaͤhtigen fúrsihtikait den menschen versehen an dem aller edelsten schacze und hord, der in ym ie und ie verschlossen ist gesin und noch ist als ein uffenthalt der welte und ain uszgenomen fúrbrechen der aller groͤsten minne, darinne sich gott mag oder kan erzaigen dem menschen noch ym in zit nit groͤszers getuͦn mag, denne die wise ist, die ich ainlifter alte dich, minnende sele, leren wil und dich ǒch wisen sol darumb, daz der guldin trone damit kostbarlich gezieret werde und ǒch din hailig leben in alle wise damit gebesseret. [2] Daz ist daz himelbrot, der kostbar fronlichnam Jhesu Cristi, von dem der goͤtlich munt selber gesprochen het in dem ewangelio: 'Ich bin daz lebent brot, daz vom himel kumen ist. [3] Der dis brot isset, der lebt ewiklichn.' [4] Es sprichet ǒch sanctus Johannes in sinem ewangelio: 'Daz wort ist ze flaische worden.' [5] Daz ist also ze verstǒnde, daz das wort dez ewigen vatters wiszhait ist und daz ist mensche worden, darumb daz er únser spise wolt sin, und het in úns gewonet, daz wir mit siner spise in ym vergoͤttet wurden, als er in úns vermenschet ist. [6] Darusz redet Anshelmus úber den psalter also: Darumb daz der mensche esse der engel brot, so ist der kúnig der engeln mensche worden. [7] David in dem psalter sprichet ǒch: 'Der mensch het geessen der engel brot.' [8] Dis himelsche spise ist worden von dem aller besten sin und zertesten wishait, die in himelrich und uf erde ie ward oder fúrbas werden mag von gothait, von selhait und von liplichait: [9] von gothait fúrnaͤmeclich, die gancz und gar darinne verschlossen ist mit voller wesenhait sunlicher persone und mit aller almehtiger nachvolgunge dez ewigen vatters und dez hailigen gaistes; [10] och von selkait, won Jesu Cristi sele ist die aller hoͤste creature, die ie ward oder fúrbas werden mag, darumb daz sy fúr ander creature voller gnǎde und warhait ist und úberflúsziges goͤtlichs erkennen und begriffen und nieszen, denne kain creature ie ward oder werden mag; [11] ǒch ist die spise worden von der úbertreffigen liplichait, die uf erden ie kam, daz ist von dem zartesten herczen bluͤtlin, daz an dem gebenedicten libe und maͤgdelicher rainkait únser frowen sant Marien iendert waz und darzuͦ durchhailiget und durchvergoͤttet ward mit wúrken dez hailigen gaistes in aller vaͤtterlichen krafte und mit wúrken aller drivaͤltikait.


3

[1] Darusz schaͤcze, du minnende sele, in dinem vernúnftigen grunde, wie gar úberswenklich got mit allem sinem vermúgent die hymel spise gemachet hett in dem hymelrich von dem aller wirdigosten und in dem ertrich von dem aller lobelichosten. [2] Darusz redet der wise Salomon in dem buͦche von der wisshait und sprichet also: 'Herre, daz gemachet und beraitet brot hest du in geben von himelrich ǎne alle arbait, das allen wolgeluste und suͤssekait in im beschlossen het. [3] Din substancie und din smake, den du in dir hest, hest du erzaiget in dinen súnen und het ir ieclichen gedienet nach sinem wilen.' [4] Den spruch betútet sanctus Bernhardus von der minne also: Dis gemachet und berait brot von himelrich ist din aingeborn sun. [5] Aber vatter, din substancie und aller din wolgeluste ist din vaͤtterliche persone und och der hailig gaiste, die allen wolgeluste und edeln smake in Jhesu Cristi sele und libe in verstricket hand, und du dis ainung dinen erwelten zuͦ ainer spise also veraigenet hest, daz es ainem ieglichen dienet, spiset und settet nach sinem willen, me denne ieglicher erwúnschen kúnne. [6] Dem glich sprichet sanctus Dyonisius von dem goͤtlichen namen, daz unser herre Jhesus Crist von siner úbernaturlichen krafte komen ist ze unser nature und ist warer mensch worden, der warer gott ist, und in unser nature geseczet, die er úbernaturlich an sich het empfangen, und sin goͤtlichen nature darumb nie gelies; noch die goͤtlich volkomenhait darumb nie geliten ist, weder in minrunge noch merunge noch in abnemen noch in zuͦnemen, und sich doch als unseglich usgeswungen het. [7] Was er von únser nature empfangen het, daz hat er úns alles mit siner und unser nature herwiderumb geben ze ainer fron spise.


4

[1] Hie nach so lere ich dich von der gezierde und wirdikait dez hailigen sacramentes.


5

[1] Das aber du, geminte sele, noch bas geraiczt werdest in andaht und in begirde ze disem kostbern sacramente, so wil ich ainlfter alte dich noch bas leren nach den vorgeschribnen sinnen von der úberswenkigen gezierde und wirdikait, die an der fronspise lit und din leben ze gott geziehen mag. [2] Won sin lobe und ere und wirdekait ist also hoche úber alle menschlich und engelschlich vernúnfte, daz es weder engel noch menschen noch iemant usgesprechen noch volle ruͤmen kan. [3] Unsers herren Jhesu Cristi fronlicham ist der ganczen drivaͤltikait aigner schacze und aller gothait sundriger hord und wirdikait, daz ain als grosz guͦt ist, daz niemant, weder in himelriche noch uf erden, groͤssers kan gedenken noch betrahten, won es ist gott selber und darzuͦ us gott ist es die frone zarte menschait, daran im gott selber wolgevallen het, alz sanctus Johannes sprichet in sinem ewangelio: [4] 'Die menschait Cristi ist gelich der gotthait gekleret in sin selbes widerglesten.' [5] Davon sprichet Alanus in dem buͦche von den fragen der nature: Der fronlichnam Cristi ist ain glaste ǎne vinsternunge, ain leben ǎne tode, ain wesen ǎne sterben, ain brunne ǎne ersigunge, ain hailikait der wishait, ain anvange des beginnen, ain beschliessung und zilunge alles gelúgkes und selkait. [6] Dis fronspise ist ain lobe der seligen und ain spise der engeln und ain essen und ain fuͤrunge abgeschaidener substancie. [7] 'Won er ist der, in den die engel begerent ze sehent ǎn underlasz', als sanctus Paulus sprichet. [8] Dis essen ist aller hailigen gegenwurfe in niessen ewiges nuczes. [9] 'Won er ist daz unschuldig lemblin ǎne alles maile, dem die hailigen nachvolgent in alle die wonunge, da es sich hin wendet', als sanctus Johannes sprichet in der tǒgen buͦche. [10] Dis spise git leben dirre welt mit enander. [11] Wan daz volke ainest Jhesum Cristum fragte: 'Herre, waz wúrkest du oder waz ist din gescheffte?' [12] Da antwúrt er und sprach: 'Ich bin daz brot, daz von himmel herab komen ist und daz da git leben aller welte.'


6

[1] Och ist daz sacramente ain opfer in zuͦversiht des trostes der erledigunge der selen in dem fegfúre, als Gregorius sprichet zuͦ Bonifatio dem babest. [2] Und unser herre Jesus sprichet in dem ewangelio: 'Ich hǎn min sele geseczet in ain erloͤsunge fúr úch.' [3] Daz solt du also verstǎn, daz er sin sele geseczet hett fúr vil selan, die siner gnade bittend in dem fegefúre. [4] Dis sacramente ist och gar ain herrlich wirdekait, daz man in aller welte noch in himelriche noch uf erden niendert gehandelen noch geeren mag den zarten fronlichnam Jesu Cristi danne in der gegenwúrtikait und mit der gegenwurtikait der edlen gebererinen, Gottes muͦter, die sich weder in himel noch uf erden von ires sunes fronlichnam nút geschaiden mag, als sanctus Jeronimus sprichet in ainer epistel. [5] Wan si volget dem lembelin nach mit allen megten in alle sin wonunge, also volget si im och nach in die zierlichait sin selbes sacramente. [6] Er mag och von nieman genossen werden, es werde inim genossen daz aller edleste und wirdigeste tail, daz an dem libe unser frowen sant Marien iendert was, won darus allain ist der lobelich fronlichame gezwiget nach der menschait, als sanctus Dyonisius und Damastenus sprechent.


7

[1] Du minnende sele, du solt dich úber allen menschlichen sinne wol erfroͤwen, daz du die hymel spise, den fronlichnam Jhesu Cristi, niemer maht enpfahen, er niesse denn selb mit dir die hailigen fron spise, die er selber ist, in aller lustiger suͤssekait, die ieman erdenken kan, darumb daz kain ander spise weder núczet noch nússet denne die spise, die er selber ist in gotthait und in menschait. [2] Und darumb redet er selber und sprichet in dem evangelio zuͦ sinen jungern: 'Ich hǎn ain spise ze essende, der ir nút enwissent.' [3] Und och sprichet er an der abentessen rede: 'Dis spise isse noch trinke ich nit me mit úch, bis es geschieht núwes in dem riche gottes.' [4] Us disem allem so merke, das Jhesus Cristus ain mitesser ist mit allen den, die in seleclich mit ernst empfahent mit begirde, mit andaht und in geloben, in zuͦversihte und in gnade und in minne.


8

[1] Hie merke, wa und wie daz edel sacramente geborn si.


9

[1] Merke nu fúrbas und bilde in din gemuͤte, du minnende sele, wie ich dich ainlifter alte wisen wil, wie und wa dis sacramente geborn wirt, dez geburt doch nieman usgesprechen mag. [2] Es wirt in ewikait geborn von der substancie vaͤtterlicher persone in goͤtlicher nature vor Lucifer, als sanctus Augustinus sprichet in dem buͦch von der drivaͤltikait. [3] 'Es ist geborn in der rainen maͤget Marien durch die krafte des hailgen gaistes', als der engel sprach zuͦ Joseph. [4] Es ist och geborn us dem und von dem gebenedicten lip gottes gebererinen liplich von menschlicher arte, als sanctus Ambrosius sprichet von dem sacrament. [5] Das himel brot, daz úns geben wirt ze ainer spise von dem dienst der cristenhait, ist knetten von dem hailigen geiste in der muͦter libe Marien und gebachen in dem fúre der minne sines scharpfen lidens darumb, daz er úns lustig und fruhtbaͤre ze essende wurde. [6] Dis sacramente ist herlich und wirdeclich geborn und zesamen gefuͤget in den henden unsers behalters Jhesu Cristi, do es erste gestifftet wart an dem abentessen vor sinan jungern. [7] Und do er nam in sin hende das brot und gesegent es und brach es und sprach: 'Enpfahent und essent, dis ist min lip,' sprichet sanctus Augustinus, daz do zemale der groͤsten wunder ains geschach, daz uff erden moht sin. [8] Wan Jhesu Cristi persone, die wart uf ainen puncten siehtig unde ungesihtig, begriffenlich und unbegriffenlich, empfintlich und unempfintlich, aines und daz selbe an ain ander stǎt und och an vil steten, tailsam unde och ungetailet, bliplich und unbliplich; und gab den gewalt sinen jungern und darzuͦ allen priestern, daz och sú die wunder fúrbringen moͤhtind, die doch niemant vermag denne gott allain.


10

[1] Der fronlicham Jhesu Cristi wirt och verwandlet in des priesters henden und dis haisset nút ain geburt noch ain endrunge noch ain vermúschunge noch ain ainunge, daz die substancie des brotes und unsers herren fronlicham da veraint werdent oder das ains us dem andern da geborn werde und sú doch beliben - daz ist nút also. [2] Und merke es reht und wol, das die wise haisset und ist ain verwandlunge also, das sich die substancie des brottes gar und gancz vorwandlet in Jhesu Cristi fronen lip, und doch alle zuͦvelle des brottes belibent. [3] Under den zuͦvellen der fronlicham belibet gancz und gar. [4] Dis merke alles gar wol, won es ist die warhait unsers cristans gelobens. [5] Dis hailig verwandelung mag von nieman geschehen denne von ainem priester, der rehte gewihet ist und gancz mainunge het, daz sacramente ze volbringent, das die verwandelunge haisset, und daz brot und win da sie in rehter wise und die woͤrter gancze und gar gesprochen werden von dem priester, die Jesus Cristus darzuͦ geordenet het. [6] Weles under den ains underwegen belibe, so wúrde nit da unsers herren fronlicham. [7] Die zuͦvelle, darunder dise wunder geschehent, die haissent specie oder schine des brotes oder forme der oflaten oder accidencie oder zuͦvelle und ist alles ains. [8] Wisse och und merke wol, das die specie des brotes oder der oflaten, die man siht und griffet, nit sint unsers herren froner lip. [9] Aber als balde der priester sprichet die kreftigen woͤrter gottes, als balde so entwichet die substancie des brotes und kumet mit goͤtlichem wúrken under die forme der oflattan gancz und gar unsers herren fronlichame, also daz er gancze und gar ist in dem schin des brottes und och gancz und gar ist in ainem ieclichen taile des selben schine des brottes. [10] Dis alles schribent die hailgen baͤbste in den reht buͦchen und alle maister in goͤtlicher kunste, und sol och nieman anders halten noch geloben. [11] Under dem schine der oflaten ist och gott und mensch, Jhesu Cristi lib und sele und was zuͦ goͤtlicher und menschlicher nature gehoͤret in alle wise, als er selber was, do er erstuͦnd von dem tode; und er ist och da mit sinem glorificierten lip und nit mit ainem toͤtlichen lip. [12] Der fronlichnam Jesu Cristi belibet als lange under der forme der oflatan, als lange man die specie oder die forme erkiesen mag oder kan erkennen. [13] Wenne aber die forme der oflaten ze melwe zertriben wúrde oder von hicze ze pulver zerstossen wurde oder mit wasser ze taige zertriben wúrde oder wie der oflaten geschaͤhe in kainerlay fraise, daz die specie oder die forme dez brotes zemale verwesen wurde und zergienge, so waͤre nit me da der fronlichnam Jhesu Cristi, won er seit allaine den accidencien des brotes und kainer ander specie oder forme. [14] Dis sinne alle als och die vorgeschriben sinne schribent die hailigen baͤbste in den reht buͦchern und och die maister in goͤtlicher kunste, der namen ze lange wer ze schribent, sundere maister Johannes Schott, der subtile lerer, und Bona ventura und Richardus und Hugo de sancto Victore und Thomas und ander ǎne zale vil. [15] Davon sprichet sanctus Gregorius: Ain iegclich cristan mensche sol nit daran zwifeln, wenne ain priester messe spreche, sich tuͤge von sinan worten der himel uf und die engel fuͤgent sich zuͦ dem dienste, da er gottes sune handlet unsihteclichen uf erde, der doch sihtig ist in himelrich vor sinem vatter und vor allan engeln. [16] Och sprichet sanctus Augustinus in dem buͦch von der cristanlicher wisunge : Dis sacrament ist nút uff gesecztet von des priesters verdienen, sunder von den kreftigen worten des schoͤpfers. [17] Und wirt och dis sacramente nút von dem guͦtten gebessert noch von dem boͤsen nút geswechert, ez belibet allwegend gliche guͦt und hailige und clare in im selber.


11

[1] Hie so ler ich dich, warumb gott us im selber wolt ain fronspise machen.


12

[1] Och solt du, minnende sele, von mir ainlften alten wol merken, warumb gott us der goͤtlichen und menschlichen nature wolt uns menschen ain fron spise machen und sol dich daz billich bewegen ze ainem guͦten saͤligen leben und zuͦ allem andaht. [2] Er wolt werden úns ain spise, daz er die hailgen drivaͤltikait in úns verpflihten wolt. [3] Won in goͤtlicher nature ist drivaͤltikait der persone: vatter und sune und hailiger gaiste. [4] In der menschait Cristi ist ain ander drivaͤltekait der substancie: gothait, lib und sele. [5] Aber in dem hailgen sacramente ist die drivaͤltikait der specie: brot, win und wasser. [6] Nu sprichet Innocencius in dem buͦche von den sacramenten, daz in der ersten drivaͤltikait kain zuͦval in substancie ist noch kain substancie stǎt under den zuͦvaͤllen. [7] In der andern drivaͤltikait sint zuͦvelle in substancie und substancie belibent under zuͦvellen. [8] Aber in der dritten drivaͤltikait da belibent allain zuͦvaͤlle in drin specien brot, win und wasser ǎn alle substancie der drien specie und doch mit substancie der gothait und Cristi lip und sele; und dis alles wirt dem menschen ain fron spise mit der nachvolgunge der hailgen drivaͤltikait vatters und sunes und des hailgen gaistes. [9] Dis ist alles ain spise úbermenschlicher nature und vernunfte. [10] Es sprichet och sanctus Augustinus in ainer predige von dem hailgen sacramente: Gott wolt des menschen spise sin, in segenen darumbe, daz der mensche alle segen in im erraiche und gewunne, und wolt sin ain zuͦtetige spise darumb, daz der mensche zuͦgefuͤget wurde zuͦ der zuͦtaͤtikait goͤtliches wesens in dem himel. [11] Er wolt sin ain stete specie darumb, das wir in Cristo bestetigot wurdin in allen guͤten werken. [12] Er wolt och sin ain beschaiden specie darumb, daz er alle viheliche wise vertribe von unsern sinnen. [13] Er wolt och sin ain geneme spise darumb, daz er uns geneme und wert machte mit im und durch in vor sinem ewigen vatter. [14] Er hette úns och den zarten fronlichnam zuͦ ainer spise darumb geben, daz wir als dicke an sin hailig liden gedenken soͤllen, als dike wir in emphahen, als er selber gesprochen het in der stillen messe, und och darumb, daz sin gelobe mit der fronspise in úns erhoͤhet wúrde und gesterket werde, als sanctus Petrus och schribet in der stillen messe. [15] Hugo de sancto Victore sprichet úber die englischen jerachie: Also du da sihest die specie des brotes und doch die substancie des brotis da nit ist, also solt du geloben, daz substancziliche und werliche der fronlichnam Jhesu Cristi da sige, des libes gelegenheit du doch nit gesehen maht. [16] Er ist och darumb des menschen spise worden, daz der mensche erweket wurde in allen andaht und sin gemuͤte geschiket wurde ze gnaden und geordnet in alle minne. [17] Von dem so sprichet sanctus Augustinus in dem buͦche von der bihte in der persone Jhesu Cristi: 'Du wandlest mich nút in dinen libe als ain liplich spise, aber ich wandelen dich in mich, daz du minnen vol werdest.' [18] Ǒch ist úns er ain spise worden darumb, daz úns mit der spise abgenomen werden alle unser súnde und únser schulde und únser vegfúre. [19] Won es sprichet sanctus Ambrosius in dem buͦch von dem sacramente: Ich sol den alle zit emphahen, der mir alle stunde min súnde ab mag lǎn, und won ich alle stunde súnd, so bedarf ich och ǎne underlǎsz aͤrczenie wider die súnde. [20] Aber die beste und die notdúrftigest aͤrczenie wider alle súnde ist unsers herren fronlichnam wirdeclich und dike emphahen. [21] Darumb ist er och unser spise worden, won er unser hǒpt ist, daz wir och sine gelider werden und er in úns ains und wir in im verainet wurden, als er gesprochen het in dem ewangelio: 'Wer minen lip isset und min pluͦt trinket, der belibet in mir und ich in im.' [22] Und ist och die himel spise darumb geben ze enpfahent, daz wir damit an aller wirdekait úbertreffen die engel in dem himelriche, wan wir essen es und enpfahent und niessen es als ain spise, die úns allain geordnet ist von gott under accidencien, damit wir ie me und me lǒn verdienen von gott. [23] Aber die engel saͤhent es als ainen schlehten gegenwurf, davon in doch kain núwer lǒne wirt noch zuͦvallet, als uns da von wirt. [24] Dis hailig sacramente ist uns me gehorsam uff erden, denne es allen engeln sie in dem himelriche, won der priester bringet es von dem himel under die forme der oflatan, aber alle engele moͤhten es nit binden noch bringen under die forme des brotes noch under kain ander forme, als der priester tuͦt, darumb daz úns gott dis geordnet het und nit den engeln ze tuͦnde. [25] Wir handelen und wandelen es vil anders denne es Jhesus Cristus an dem abent essen tett, won er waz dozemale da toͤtlichen und sterblich und noch denne nút gefroͤnet noch glorifizieret mit klarhait menschliches libes. [26] Wir handelen es aber untoͤtlich und unsterbliche mit ainem gefroͤnten libe, daz weder liden noch endrunge fúrbas in in nút gefallen mag. [27] Dis sprichet alles maister Johannes, der subtile lerer, und hillet mit im Innocencius von den sacramenten.


13

[1] Minnende sele, dich sol nit wundern, wavon daz sie, daz unsers herren fronlichnam gar und gancze ist under der specie des brotes und in doch niemant gesehen noch gehoͤren noch gegriffen noch geruͤren noch smeken mag. [2] Das ist nit von der menschen sunde wegen, es ist aber davon, daz unsers herren fronlichnam gar und gancz in aller specie des brotes ist und ǒch gancz und gar ist in aime ieglichen taile und stuke der specie der offlatan. [3] Won in soͤllicher verdakter wise ist es nit in dem himel und ist doch gancz und gar in dem himel und och gancz und gar in der specie des brotes und doch damit in aller der klarhait, die er het in dem himel, die het er ǒch in forme der offlaten. [4] In moͤgent och weder die engel noch die hailgen gesehen under dem schine der offlaten. [5] Doch dez wir von dem wirdigen sacramente hǎnd ainen guͦten geloben, dez hant die engel und die hailgen ain reht wissen und davon dienent sú da dem edelen sacramente als irem rehten herren und schoͤpfer. [6] Man mag och den fronlichnam darumb nit gesehen in den zuͦvellen, darumb daz er gaistlichen da ist, als dez menschen sele ist in sinem libe und doch dez menschen sele niemant gesehen noch griffen mag. [7] Waͤre joch, daz sich von wundern oder von zaichen oder von besundern gnaden der fronlicham sich dem menschen erzaiget us der forme der offlaten in ainer froͤmden wise oder gestalt, so soͤlt in der mensche nit also enpfahen darumb, daz sin gelobe nit verdurbe und sin lone nit verlorn werde. [8] Gott het och den menschen sunder darumb versehen, daz er sinen fronlichamen allaine verkeken wolt mit der specie dez brotes und wines, darumb daz ez dem menschen in den gemainen formen aller komlichest und fuͤglichest were und och gott aller loblichest ist in der forme denne in kainer andern forme. [9] Were joch das, daz man unsern heren Jhesum Cristum sehe in der forme dez brottes, alz er an im selber ist in der warhait, so waͤre sin klǎrheit als gar durchlúhtig, daz ez des menschen sinne noch krafte mit núte moͤhten erliden noch sin mehtig menschait verdolen. [10] Unser herre Jhesus Cristus siht mit sinen goͤtlichen ǒgen in dem sacramente alles daz, daz er wil sehen in himelrich und uf erden. [11] Daz wir in aber nit gesehen múgent, daz het er also gestiftet und geordnet durch cristans globen willen, der sich damit anvieng, und durch unsers ewigen lones willen, den wir damit verdienen. [12] Er wolt es och also hǎn und nit anders. [13] Dis sinne schribet alle maister Johannes, der subtile lerer, und hillet mit ime Francziscus von Moran, und darumb so merke sú wol.


14

[1] Hie so lere ich dich von den wundern und zaichen des fronelichnams unsers herren Jhesu Cristi.


15

[1] Nu sol ich ainlfter alte under wegen nút enlǎn, ich soͤlle dich, minnende sele, underwisen von den grossen zaichen und wundern, die geschehent in disem sacramente dir zuͦ ainer besterkunge cristans globens. [2] Won gott vermag tusenstund me, denne iemant verston oder begriffen mag in himel und uf erde. [3] Es ist ain groszes wunder úber alles menschlich verstǎn, daz die substancie wines und brotes verwandelt werdent von dez priesters worten mit goͤtlicher krafte in den lip Jesu Cristi und in sin hailges bluͦte, und doch so verstande dem gelich in ainer naturlichen gelúchnús: [4] Daz flaische und vische und muͦs und prote und kaͤse und win und wasser und alle ander liplich spise verwandlent sich in des menschen nature und belibet doch der mensche in ainen weg mensche als in den andern unverwandlet; also geschiht och in der goͤtlichen verwandlung.


16

[1] Es ist och ain grosses wunder, wie dicke man daz sacramente uͤbet, so wirt ez doch davon nit gemeret. [2] Merke ain naturlich byzaichen: Waist du ain haimlich dinge und seist du ez vil menschen und lúten, darumb wirt daz haimlich dinge nit in dir gemeret; also ist es och von disem sacrament. [3] Dis sacramente enpfahet man teglich und von vil lúten und wirt damit nit geminret. [4] Also zuntest du dir selber mit ainem grossen kerczen liehte und vil ander menschen davon gesehen, so wirt din gesiht davon nit geminret. [5] Es ist och ain grosz zaichen, wie dicke man dis sacramente tailet, so belibet doch in ainem ieglichen taile gancz und gar der hailig fronlichnam; als da man siht in ainen spiegel, der in aber tailet in vil stucke, so siht man sich in ainem ieglichen taile gancze. [6] Es ist ain wunder, wenne in die boͤsen enpfahent, so wirt er davon nit geswechert, als die sunne, wenne sú schinet úber widerzaͤme materie, daz schadet ir nit in irem schine. [7] Der fronlicham Jesu Cristi ist den guͦten menschen guͦt und den súndern schade, als ain guͦt spise ainem gesunden menschen gesunt ist und ainem siechen schade. [8] Es ist gar ain grosz wunder, daz ain grosz mensche und joch got selber sich verschlússet in ain klain forme des brotes; als in gelichnúste in ainem klainen ǒgen ain grosz gesiht ist, daz berge und tal und himel und erde sihteclich begriffen mag. [9] Grosz wunder ist, daz dis sacramente an vil stetten ist und von vil menschen enpfangen wirt und doch ir iecliches gotthait und menschait gancz und gar enpfahet. [10] Ain naturlich gelichnúst merke: Ain lerer prediget vil menschen und doch ir iegkliches enpfahet sine lere und worte gancz und gar. [11] Och dez sunnen glast sehent vil menschen und doch iegkliches gancz, als er an im selber ist. [12] Den wundern und den zaichen, die man vindet in dem sacramente, mag sich kain nature aigenlich gelichen, sprichet babst Leo und schribet man es och in den rehtbuͦchen. [13] Ambrosius sprichet och in dem buͦche von den sacramenten: Vervienge Helyas worte als vil, daz das fúre von himel kam und hundert manne verbrant, noch vil mer und me vervahet daz wort Cristi, darus dis sacramente wirt. [14] Geschuͦff gott durch sin ewig wort himelrich und erde und waz darinne ist von nihte, warumb solt er danne nit vermúgen úber sich selber daz grosz wunder und zaichen, daz er sich selber verbilden und verwandeln moͤhte under die forme dez brottes und wines? [15] 'Alle dinge sint múglich gott ze tuͤnde und bi gott', sprach der engel Gabriel zuͦ Marien in irem gruͦs. [16] Vermohten die junger unsers herren Jhesu Cristi und ander sin hailgen, guͦten frúnde die toten lebendig machen, die blinden gesehent, die lamen gerehte und ander gar vil zaichen tuͦn wider die nature, noch vil me ist es muglich und zimlich und doch billich gott ze tuͦnde mit im selber, waz er wil und wie er wil, also im fuͤget und nit anders.


17

[1] Hie lere ich dich, waz daz pluͦt Jesu Cristi kraft hab in úns.


18

[1] Das din leben, du minnende sele, dester bas gestúret werde in allem andahte zuͦ dem hailgen sacramente, so wil ich ainlfter alte dich wisen zuͦ dem fronen pluͦt unsers herren Jhesu Cristi, daz ain verdienter lǒn fuͤr uns worden ist in sinem unschuldigen vergiessen und daz uns gott geordnet hett zuͦ ainem tranke alles hailes, als unser herre selber sprichet in dem hailgen ewangelio: [2] 'Min pluͦt ist ain tranke, daz fúr úch und fúr vil vergossen wirt.' [3] Und schribet sanctus Paulus in ainer epistel: 'Weder mit bockes oder mit kelber pluͦt het er úns erloͤset, sunder mit sinem aigen pluͦte het er uns geweschen in hailkait, damit wir ewig erloͤsung funden hand.' [4] Och giht er in ainer andern epistel: 'Daz pluͦt Cristi, daz durch den hailgen gaiste sich selber geopfert het fúr uns dem lebendigen gott, het unser consciencie gerainget von den toten werken darumb, daz wir gott dienan suͤllen.' [5] Dis ist daz aller edleste tranke, dem nie gelich wart noch niemer gewerden mag, daz gott selber úns gemachet hett und geschenket het, daz wir durch es von dem himelschen vatter zuͦ aller minne und gnaden empfangen sint. [6] Und davon sprichet Johannes in siner epistel: 'Das pluͦt Jhesu Cristi, gottes sune, hat uns gerainget von allen súnden darumb, daz wir wandlen in dem lieht der gnaden und minne.' [7] Das hailig pluͦt, daz fúr uns vergossen ist in Jhesu Cristi beschnidunge, kroͤnung, gaislung, cruͤczgunge, und alles daz pluͦt, daz er ie vergoss durch unsern willen in der erloͤsunge und daz er ie an sich nam und enpfieng, daz wirt von den priestern gehandelt in der messe under der forme wines und wassers gancz und gar. [8] Won es sprichet Damastenus: Daz gott ainest an sich enpfieng, das lies er darnach nie. [9] Daz hailig pluͦt Jhesu Cristi ist als wol empfangen und verainet und vergoͤttet mit dem ewigen, lebendigen, unversprochen wort in der vinen, zarten gotthait als unsers herren Jhesu Cristi fronlip in all wise mit der nachvolgung der hailgen drivaͤltikait, die von dem pluͦt Jhesu Cristi als lúczel gesúndert ist als Jhesu Cristi fronlichnam. [10] Und alle die ere, die im ze tuͤnde ist under inen, die ist dem andern geschehen, darumb daz in dem sacramente libe ǎne pluͦte und pluͦt ǎn libe bi núte gesin mag, won sú machent ainen menschen mit der vergoͤtteten sele Jhesu Cristi, die di aller edleste creature ist, die ie wart und och fúrbas iemer werden mag. [11] Mit disem hailgen pluͦte ist gewihet alle die cristenhait, die im Jhesus Crist damit minnenclich veraigent het als ain frúntlich gemahel und frúndinne fúr alle creature, als Soffhonias der wissage sprichet: 'Du bist min gemahel des pluͦtes.' [12] In disem hailgen pluͦte sint bestetget alle sacramente der hailgan cristenhait, die da súnde abnement. [13] Won also die erst frowe Eva gemachet wart us der siten Adams und si was ain ursach aller súnden, also ist us der hailgen siten unsers herren Jhesu Cristi geflossen pluͦt und wasser, das úns alle súnde abgeweschen het, und darumb so nússet der priester ob dem altare win und wasser. [14] Under den baiden specien dis fron pluͦte da belibet gar. [15] Es schribent och die rehtbuͦcher, daz unser herre Jhesus Cristus an dem abent essen bruchete win gemúschet mit wasser zuͦ sinem hailgen bluͦte, do er es in die zwo specie verwandeln wolt, und daz betútet, daz Cristus und die cristenhait ain ainunge waͤre, aber der ainunge geschehe grosz unreht und gewalt, da der priester win oder wasser under wegen liesze, und tot súnde, als die rehtbuͦch sagent von der messe. [16] Das ist och allen priestern erlobet und geordent und geseczet ze tuͤnde, daz sú die fronspise emphahen in zwaigerlai spise des brotes und wines und ietwederthalbe gancz und gar der fronlicham Jhesu Cristi von in enpfangen wirt, ains in der forme der oflatan, darinne doch ist mit Jhesu Cristi lip sin bluͦte, daz ander in der forme des wines, darinne doch ist mit Jhesu Cristi bluͦt sin fronlip och gancz und gar, als es geschach an dem abendessen und es och die beͣbste verschribent in den rehtbuͦchen. [17] Aber ander menschen, die nit priester sint, die enpfahent es allain under ainer forme des brotes und nit under der forme des wines. [18] Und der luter win, der den laygen gegeben wirt nach dem hailgen sacramente, daz da ist nach der forme der oflaten, daz ist luter win und kain sacramente nút und ist och nit unsers herren pluͦte. [19] Und wirt der wine gegeben nach unsers herren fronlicham durch der ordenunge willen der hailgen cristenhait als ain rainunge. [20] Dis sprechent alles die maister in den rehtbuͦchen. [21] Jhesu Cristi hailges pluͦt ist in dem sacramente under baiden formen brotes und wines, als es von gott versehen und erdaht wart in Marien lip und sele, und ist worden us dem aller edlesten bluͦt, daz ir muͦtterlich lip gelaisten moͤhte, und geformet mit der kraft des hailgen gaistes und gemachet mit allem flisse der ewigen drivaͤltikait und gefuͦret und gespiset nach allem wunsche mit megtlicher und jungfroͤwlicher milich, daz kainem pluͦt nie me geschach noch fúrbas geschehen mag. [22] Dis sagent die cristanlichen maister alle.


19

[1] O, du minnende sele, dis ist der lebendig brunne, damit du getrenket wirst in dem hailigen sacramente. [2] 'Und wer sin trinket, den túrstet eweclich nút mere', als unser herre sprach zuͦ der haideninnen uf dem brunnen. [3] Und davon so sprichet Johannes Crisostonus der guldin munt úber sanctus Johannes ewangelium: Wa die boͤsen gaiste sehent oder hoͤrent daz hailig pluͦt unsers herren Jesu Cristi handlan oder nemen, da fliehent sú vaste, aber die guͦten hailgen engel machent sich alle hinzuͦ, darumb daz es alles ertrich geweschen und gewihet het und gerainget het. [4] Dem gelich sprichet Ambrosius úber sanctus Matheus ewangelium: Als Jesus Crist mit sinem tǒffe wichte alle wasser, do sinen lip der Jordan beruͦrte, also het daz pluͦt Jhesu Cristi gewihet alles ertrich, do es von sinem edlen lichnam gereret und vergossen wart uf daz ertrich.


20

[1] Nu merke, das dis hailig frone pluͦt als gar kostber ist, daz nun ain trophe bluͦtes, der von sinem gebenedicten libe geflossen waͤre, moͤhte wol ain gancz benuͤgen sin worden dem ewigen vatter fúr alles menschlich kúnne zuͦ ainer volkomner erloͤsunge. [2] 'Er het sich aber selber gar us gossen', sprichet sanctus Paulus, 'das er úns hailgete mit sime bluͦte.' [3] Es ist och als gar wirdig, daz es nit in das ertrich verschlunden wart, do es in Jhesu Cristi liden vergossen wart, und wart mit flisse verhuͤtet von den engeln, bis es in sinen lip in der urstende widerumb gefuͤget wart und verainet wart und damit glorifizieret, als es nu geben wirt in dem kayserlichen himel brot zuͦ ainem fronetranke. [4] Und da von sprichet unser herre Jesus Cristus in dem ewangelio: 'Wer min bluͦt trinket, der belibet in mir und ich in im.' [5] Es sprichet och die glose úber Jeremiam, den propheten: Daz bluͦt Jhesu Cristi daz ruͤget niemant, es sprichet aber und ǎn underlǎs ablaszung der súnden und niessunge dez ewigen lebens. [6] Och sprichet Johannes in der togen buͦch davon: 'O herre, du hest úns erloͤset in dinem pluͦt von allem geschlehte und geburt und hest úns damit geanwúrtet in unsers gottes riche, da ist froͤude ǎne underlǎs und och ewiclich bi gotte.'


21

[1] Hie lere ich dich, wie man sich zuͦ dem fronlichnam Cristi Jhesu beraiten sol und sich schiken sol.


22

[1] Wie du, minnende sele, dich nu mit allem flisze und andahte und ernst und rehter begirde aller diner krefte innen und usnen beraiten solt zuͦ dem minnerichen und userwelten hailgen sacramente ze enpfahent gaistlichen und sacramentlich und och lichenhefteklich nach siner wirdikait und nach diner notdúrft, daz sol ich ainlfter alte dich leren mit aller fúrsihtikait. [2] Und wie das sie, daz sin niemant wirdig sie ze handlen noch ze empfahende nach siner goͤtlichen úberswenkigen gezierde und almehtikait, so sint wir sin doch notdúrftig ze nement und ze enpfahent nach unserm ewigen nucze und niessen, also es úns von unserm herren Jesu Cristo gehaissen und geraten ist und von der hailgen cristenhait gebotten sterklich mit herter buͦsse, als die rehtbuͦche schribent und die beͣpste gebietend. [3] Do sprichet Augustinus úber daz wort 'Gib úns unser teͣgenlich brot': Du solt teglich enpfahen, das dir taͤglich mag núcze und guͦt sin, und solt also teglich hailiklich leben, als weltest du dis sacramente alle tag enpfahen. [4] Und der nit alle tag dem sacramente lebet, wie mag der es ainest in dem jare wirdeclich enpfahen? [5] 'Der aber dis himel spise unwirdiclich isset und das fron pluͦt in súnden trinket', spricht sanctus Paulus, 'der enpfahet sin ewig urtail und fluͦche'.


23

[1] Wilt du aber, du minnende sele, daz engelsche brote und die kaiserlichen fron spise lobelich und wol enphahen ǎne alle vorhte, so solt du aller der lere ain volriche benuͤgen sin, als vil du muͤgest und koͤnnest, die dich alle alten vor mir geleret hǎnd und dich noch die nachgonden alten leren werdent. [2] So belibet daz hailig sacramente in dir und du in im eweklich. [3] Aber sunder lere gib ich dir, ainlfter alte, die du von mir hǎn solt, als dicke du dis sacramente wirdeclich enpfahest oder wellest. [4] Nach dem und du wol voran gebihtet und gebússet hest alle din súnde und gerúwet mit flisze, so solt du absprechen, ee du zuͦ dem sacramente kumest, aller natúrlicher begirde und ungeordnetter gelúste und liebi, die du hest zuͦ dir selber, zuͦ dinem naͤhsten, zuͦ zergengklichen eren und guͦte und zuͦ allem dem, daz dich des sacramentes und siner andeht geierren mag. [5] Won es sprichet sanctus Bernhardus von dem sacramente: Du solt din leben wandlen, ob du daz ewig leben wilt enpfahen. [6] Der aber sin leben nút wandlet und bessert, der enphahet fúr daz leben den ewigen tode. [7] Es gehoͤret ǒch zuͦ dem sacramente ze enpfahent, daz du dich in allem dinem wolgefallen vernihten solt und dich aller diner guͦter werke ze lúczel dunke, won es sprichet Gwido: [8] In allem dim flisze, den du gehǒn maht umb gelúcke oder umb din saͤlikait, so ist dir daz núczest werke und aͤrcznie, daz du dich selber me vernihtest denne roͤmest und dich me scheltest denne lobest darumb, daz dich gott ruͤme und du mit dem roͤmen saͤlig werdest. [9] Als du dich dez hailgen himelbrotes ie unwirdiger dunkest, als du sin ie notdúrftiger bist ze enpfahent; und also du ie mer und mer in ainem guͦten leben bist, also du ie me und me in allen sachen dich diemuͤtigen solt, won es sprichet unser herre in dem ewangelio: 'Wer der maist under úch wil sin, der sol úwer aller diener sin', und solt sprechen: 'Herre, ich bin nit wirdig, daz du kumest in min huse, sunder sprich ain wort, daz min sele gehailet werde'. [10] Der mensche ist des himel brotes wirdig, sprichet Johannes Crisostonus der guldin munt an dem buͦche von dem rúwigen herczen, der sich selber nút scheczet und doch darinne alle zit zuͦversiht het ze goͤtlicher erbermde.


24

[1] Vor allen dingen lere ich dich, wenne du daz sacramente wellist enphahen nach siner wirdikait und nach diner notdurft, so lǎse dich daz gemache dines libes an tugentlicher uͤbunge nút irren noch widerziehen und solt endlich vastan, andehticlichen betten, als sant Peter leret in siner epistel ainer: [2] 'Du solt ain mitliden hǎn mit dem liden Jesu Cristi und dinen naͤsten nit versmahen, mit niemant zúrnan, uf aller menglich verziehen, bruͤderliche minne vast uͤben, maͤssig und diemuͤtig sin und niemant úbel wider úbel tuͦn und niemant fluͦchen noch schelten noch swern, mit aller menglich fride halten ', won die fron spise wil bi niemant fride halten noch wonen denne in ainem fridelichen herczen. [3] Volgest du mir diser lere und raͤten, so maht du wol ǎn alle sorg und vorhten gǎn zuͦ dem kúngklichen essen der fron spise Jesu Cristi lip ǎne allen zwifel. [4] Also enpfahent die lutern luterlichen und die hailgen haileclichen den hailgen aller hailigen, als die lerer gemainlich sprechent. [5] Die glose úber sant Pauls epistel sprichet, daz der mensche unwirdig ist ze handlent und ze enpfahent, der es nit enpfahent, also es Jhesus Cristus mainte, und ǒch noch denne belibet in willen alle zit ze súnden noch laide umb die súnde nit enhet noch rúwen hon wil noch kainerlaye erzoͤgunge der andaht goͤtlicher gnaden und minne. [6] Als Ambrosius sprichet: Die sint dis sacramentes nit wirdig ze enpfahent. [7] Und hillet mit im Hugo de sancto Victore in dem buͦche von dem thabernacul Salomonis. [8] Daz sprechent die zwen mit der glose.


25

[1] O, du minnendú sele, flis dich mit aller begirde und andaht die seͣlig fron spise ze enpfahende, die uns gott selber mit soͤlicher gezierde und fúrsihtikait beraitet het, das die hailig cristenhait also davon singet und saget, das sú úns in siner geburte geben ist zuͦ ainem gesellen, in wirtschaft ze ainer fron spise, in liden ze lǒn, in sterben zuͦ erloͤsunge. [2] Dis machet dich och wirdig ze enpfahent, wenne du mit starker ganczer minne in diner sele verbildet bist in die hailkait des sacramentes also, das din sele me da ist, da sie begirde het nach dem sacramente, denne da si selet und irem libe leben git. [3] Und davon so sprichet sanctus Augustinus: Das ist essen den fronlibe Jhesu Cristi und sin pluͦte trinken: In Cristo beliben und in alle zit behaben; und der in im nút belibet, in dem belibet er och nit. [4] Och sprichet Jeronimus: Der enpfahet daz sacramente wol und herrlich, der es hailget in sinem herczen und schemige ist an lip und kúnsche ist an sinem gemuͤte und hailig und luter ist an siner sele und warhaft ist an sinen worten und gereht ist an sinem leben und rain ist an sinem gemuͤte und unschuldig an sinem wandel und ains guͦten bilde ist vor den lúten und guͦte werke úbet und sich vor boͤsem huͤtet und súnde flúhet und sich tugent flisset. [5] Dis gehoͤret alles zuͦ der enpfahunge des engelschen himel brotes, das úns komen ist von dem himel. [6] Sich sol och der mensche als gar ernstlich an allen sachen darzuͦ beraiten, als woͤlt er zehant sterben. [7] Won ez sprichet sanctus Ambrosius in ainem gebette von unsers herren fronlichnam: O, wie mit so gar grossem ernst und flisze du dich schiken und beraiten solt ze disem sacramente, rúwigem herczen, mit wainenden ǒgen, mit aller ere und wirde, mit aller vorhte und zuͦversihte, mit luterkait und rainkait. [8] Da du, minnende sele, den fronlichnam Jhesu Cristi empfahen wilt in warheit und sin pluͦt trinken wilt, da wirt daz hoͤhste dem nidrosten zuͦgefuͤget und die gothait mit der menschait verainet, da ist die gegenwúrtikait aller engel, da bist du, herre Jesus, selber priester und opfer in aller wirdekait. [9] Und darumb mag dich, herre, niemant wirdeclich enpfahen, denne der, den du, herre, selber wirdig machest mit diner gnade. [10] Ain ieglich cristan mensche sol nút vester schúhen , denne daz er were ǎne unsers herren fronlichnam, sprichet Augustinus úber sant Johannes ewangelium, won wer in schúhen wil, der were nit ain gelide Jesu Cristi und moͤhte in gaistlichem leben nút gruͦnen noch an goͤtlichen gnaden zuͦ nemen.


26

[1] Du solt dich och darzuͦ schiken und beraiten mit vestem gemuͤte aines starken gelǒben, mit rainem herczen, mit suͤssen gedenken von dem liden Jhesu Cristi, mit inbrúnstiger minne, mit wúrkendem leben, mit schowender sele, mit contemplierendem gaiste, mit úberzogner kraft in die claren gothait, mit abgesprochner zitlichhait, mit ganczem zuͦker in gott und dabÿ eweclich beliben und sich von im niemer keren mit gehaissener besserunge und daz volbringen und och laisten bis an dinen tode. [2] Beraitest du dich also zuͦ der fronspise des edlen und des wirdigen sacramentes, so bist du sicher des ewigen lebens. [3] Won es sprichet Jesus Cristus in dem ewangelio: 'Der mich enpfahet, der lebet durch mich, und der mich enpfahet, den wird ich erkennen an dem jungsten tag.' [4] Enpfahest du also dis sacramente, als du von mir geleret bist, so gewinnest du ain goͤtlich leben nach wunsche.


27

[1] Hie so lere ich dich, wie man daz sacramente empfahen sol und waz man vor und nach bettan sol.


28

[1] Ich ainlfter alte sol dich, minnende sele, fúrbas wisen, wie und in welher wise du dis sacramente vernúfteclich enpfahen solt und wie dicke und ze welhen ziten. [2] Won úns Jhesus Cristus sinen fron lip zuͦ ainer fronspise geordnet het und geraten und gebotten ze empfahent, so sol ain ieglich mensche, daz zuͦ jǎren und zuͦ siner beschaidenhait kumen ist, zem aller minsten ainest in dem jar únsern herren enpfahen ǎne irresalung. [3] Der aber des nút teͣt ǎne redlich ursach und mit sines wisen bihterers willen und wissen, dem sol man den ingange der kilchen verbietten. [4] Und stirbet er in dem frevel, so sol man in begraben an dem ungewihten und sol man darnach in lon manglen aller hilflichait der cristenhait, alz die reht buͦch sprechent. [5] Die aber disem sacramente lebent saͤliklichen, die soͤnd sich alle hochzit oder aber alle sunentag darzuͦ schiken und fúgen. [6] Davon so sprichet Augustinus in dem buͦch von der cristenlichen lere: Teͣglich dis sacramente enpfahen, daz selb ruͤm ich nút noch schilt es nút, aber alle sunentag erman ich úch darzuͦ, ob úwer gemuͤt e ǎne súnde ist. [7] Der sich aber vindet ledig aller súnden, enpfahet er es taͤglich, daz ist ze loben und ze ruͤmen. [8] Tuͤg ain ieglich mensch, daz in daz best dunket, won dis himel brǒt und daz dir taͤglich núcze und hilflich ist, daz solt du taͤglich enpfahen. [9] Du solt aber taͤglich also haileklichen leben, daz du taͤglichen daz sacrament verdienest ze enpfahen. [10] Dis sprichet alles sant Augustinus und schribent es ǒch die baͤbste in den rehtbuͦchen von im. [11] Daz aber dir die selig frǒn spisse lustig werd ze enpfahen und nút widerzaͤme, so wolt si Jhesus Cristus selber essen und trinken mit sinen júngern an dem abent essen, alz die glǒse sprichet úber die reht buͦch und die lerer alle haltent gemainlich. [12] Und darumb solt du es gern und dicke enpfahen. [13] Du solt wissen, daz du daz sacramente etwenne under wegen maht lǒn ǎne alle súnde, also wenne du dis tuͦst in súntlicher vorhte und in demuͤtekait von des sacramentes wirdekait, alz Centurio sprach zuͦ Jhesu Cristo : 'Herre, ich bin nút wirdig, daz du kumest under min tach.' [14] Und doch zuͦversiht und minne die sol an dir gerichten und súntlich vorhte úberwinden. [15] Won do sant Peter sprach zuͦ únserm herren in dem schiffelin uf dem mere: 'Herre, gang us von mir, won ich bin ain súnder,' do antwúrt im Jhesus und sprach: 'Du solt dir nút fúrhten.' [16] Also lere ich dich, minende sele, daz du lieber von inbrúnstiger minne daz hailig sacramente in din huse solt enpfahen alz Zacheus tet, denne du in in súntlicher vorhte dicke miden woltest. [17] Doch so ist es etwenne guͦt von demuͤtikait willen under wegen ze lande darumb, daz darnach die minne zuͦ dem sacramente ze enpfahende dester krefftiger sie und ǒch werde, sprichet Augustinus und sprechent mit im die maister in den reht buͦchen. [18] Vor allen leren so merke dis lere gar wol, wie dicke du den frǒnlicham Jhesu Cristi in aller sicherhait und warhait enpfahen múgest und ǒch súllest. [19] Wenne du emphindest und ǒch wisseklich erkennest, daz dis hailig sacrament von dicke enpfahen vil an dir frúhte in uͤbunge und in erlaidung der untugent und in zuͦnemen der gnade und in wahsender minne und in wirdikait dis sacramentes, alz du der sachen ie me an dir gewar wirdest, alz du dis sacramente ie dicker und sicherr ǎne vorht enpfahen maht und ǒch solt. [20] Enpfindest du aber ain stillestǒn und kain zuͦnemen weder an tugenden noch an andaht noch an gnaden noch an minne noch an erwirdekait dis sacramentes, so maht du etwenne ǎne sin, daz darnach din begirde und jamer nach dem hailigen frǒnlicham dester ernsthafter werde. [21] Und die regel und lere behalte von mir bis an din tode.


29

[1] Nach den sinnen so wisse, daz etliche menschen dis sacrament enpfahent sacramentlich und nút gaistlich alz die, die in enpfahent von des priesters handen ǎne gnade und ǎne andaht, ǎne globen und ǎne zuͦversiht, ǎne minne und in tǒtsúnden, und die enpfahent in zuͦ dem ewigen tode und ǎne alle fruht, und den ist er alz ain andrú lipliche spise under der form der oflatun. [2] Etlich enpfahent únsers herren fronlicham gaistlich allain und nút sacramentlich von des priesters hant under specie der offlatun, alz die sind aller maist, die mit minne und gnaden und ǎne alle totsúnde ǎne under lǎssen grǒsse begirde und ernstlichen jomer hand nach dem sacrament, wie si im alle die erwirdekait múgent erbietten, die si in allen irren kreften múgent und kúnent erzoͤgen, und die werdent ǒch tailhftig alles des guͦttes, daz die cristenhait tuͦt. [3] Von dem sprichet Augustinus: Du solt glǒben, so hest du gessen. [4] Und sprichet ǒch Paulus von den altvaͤttern: 'Si hǎnd die gaistlichen spise gessen und daz gaistlich trank getrunken.' [5] Also wirt ain volkumen mensche mit der gaistlichen enpfahung verbildet in Jhesu Cristi lip und verainet in der hailigen cristenhait verdientem lǒne, alz Bonaventura sprichet. [6] Ǒch sind etliche, die daz zierlich himel brǒt, den frǒnlicham únsers herren Jhesu Cristi, enpfahent sacramentlich und gaistlich mit enander von des priesters handen, alz es Jhesus Cristus selber geordenet het und gebotten het ze enpfahen, und die sind die aller besten. [7] Und in der wise rǎt ich dir, minende sele, daz du daz himel brǒt enpfahen súllest sacramentlich und gaistlich mit enander von des priesters hant, so widervert dir aller der trǒst und gelust, dez du begeren maht und kanst in himelrich und uf ertrich. [8] Won hat daz himel brǒt, daz den alt vaͤttern von himel herab regnat in die wuͤste ǎne alle ir arbait, alz gar vil kreft und wunder in im beslossen, daz si damit gespiset wurden, wie si selber wolten, und doch sterben muͦsten, wie het denn als gar ungelich krǎft und wunder in ir beslossen die frone spise, da got und mensch sich selber da erbútet alz ain spise, da daz ewig leben inne beslǒssen ist ǎne alles sterben.


30

[1] Fúrbas ler ich dich, wie du dis sacramente wellest sacramentlich und gaistlich enpfahen. [2] So solt du vorhin ain endlich und ernstlich sehen hǎn uf dich selber. [3] Und alz du von inwendig wol geschiket solt sin, alz vor geschriben stat, also solt du von uswendigen wandel und geberde und klaider und wort und wise zimlich und mit ainem guͦtem bilde dich erzoͤgen ze dem hailigen frǒnlicham ze eren und ze wirdikait und alle din sinne und gemuͦte vernúnfteklich bi dir hǎn und ǒch dine gelider dines libes notdurfteklich und suberlich darzuͦ raingen. [4] Starken und vesten glǒben solt du hǎn und endlich gedenken an daz liden unsers herren, darumb dis sacrament geordenet und uf geseczet ist, und mit allen krefften diner sele willen goͤtliche betrahtunge hǎn mit im in inbrúnstiger volkumer minne von aller der zarter suͤssekait und schoͤner zierlicher herlichait, die von goͤtlicher nature in disem wirdigen sacramente beslǒssen ist.


31

[1] Darnach solt du betten din andehtig gebette, die darzuͦ gehoͤrent, mit flisse und solt ǒch sprechen also: [2] 'Almehtiger herre und vatter und ewiger gewaltiger got, ich kume zuͦ der engelschen und himelschen spise des fronlichames des aingebornes sunes Jhesu Cristi uf din gnade, erbermd e, guͤte und miltekait, uf dinen trǒst und zuͦversiht. [3] Ich gǒn zuͦ dir, alz ain súnder zuͦ der allergroͤsten hailikait und alz ain sieche zuͦ dem arczat des lebens und alz ain unsuber mensche zuͦ dem brunnen der luterkait gǎt und alz ain blinde zuͦ dem lieht der warhait gǎt und alz ain armer lieblosser mensche zuͦ dem richen herren himelriches und ertriches gǎt und alz ain blǒsser nakender mensche an allen tugenden zuͦ dem herren der guͤnlichait gǎt und alz ain verirrter mensch zuͦ dem wege der gerehtekait gǎt und alz ain geloͤbiger mensche, zuͦ dem zil aller zuͦversih t und alz ain forhtsamer mensch zuͦ der tieffe aller minne gǎt und alz ain torahter mensch ze der hoͤhsten wishait gǎt und alz ain creatur zuͦ sinem schoͤpfer gǎt und alz ain verdorbner mensche zuͦ sinem erloͤser und widerbringer gǎt. [4] Und darumb, almehtiger herre und ewiger got, won ich dines minnerichen fronlichams nút mag wirdig gesin ze enpfahen denne durch dich und mit diner hilfe, so erman ich dich mit aller begird, daz du darumb mensche bist worden, daz du dich selber mir ze ainer spise wellest geben fúr aigen, daz du mich geruͦchest ze weschend von allen minen súnden und min úbel ze tilgen mit diner hailikait, alle min siechtagen vertriben mit der arcznige des ewigen lebens, min unsuberkait rainest mit dem brunnen der luterkait, min blinthait erlúhtest mit dem lieht diner klarhait, min armuͦt und min liebloshait rich machest mit dem hord diner goͤtlicher scheͣcze, min grǒss nakenthait klaidest mit diner gothait, min verirretes hercze wisest in alle gerehtekait, min glǒben sterkest mit diner zuͦversiht, min vorht kreftigest mit diner minne, min torhait vertribest mit diner ewigen wishait und mich, din creature, bestetigest in allen tugenden, mich fúrbas behuͤtest vor allen den untugenden und súnden, die mich eweklich von dir moͤhtint geschaiden; [5] und veraine dich in mich, daz ich eweklich ains in dir belibe, alz du mir, herre, selber gehaissen hest in dem hailigen ewangelio.'


32

[1] Darnach so bette dis gebette, die der priester bettet in der messe, und sprich: 'Herre Jhesus Cristus, won du zuͦ dinen júngern gesprochen hest: "Min frid gib ich úch, minen fride lǎss ich úch", siche nút an min súnde, siche an die zuͦversiht, die ich zuͦ dir hǎn, und gib mir dinen ewigen fride, daz ich din wirdig werde ze enpfahend. [2] Herre Jhesu Cristi, des lebendigen gottes sun, won du us dem willen dines vatters, mit dem wúrken des hailigen gaistes, mit dinem tode die welte hest erlsset, erledige mich durch dines hailigen lichams und bluͦtes willen von minen súnden und von aller widerwertekait und la mich also in dir beliben, daz ich eweklich niemer von dir werde geschaiden. [3] Herre, ich bitte dich, daz die hailig empfahunge dines hailigen frǒlichames, den ich unwirdiger mensch enpfahen wil, mir nút sige ain verdampnúste miner sele, sunder daz es mir werde ain hilfe in daz ewig leben.'


33

[1] Darnach solt du ze drú malen dis sprechen: 'Herre, ich bin nút wirdig, daz du kumest under min tache, sunder sprich mit ainem wort, daz behalten werde min sele.' [2] Wenne aber der priester dir den hailigen fronlicham zuͦ dinem mund segnet, den er dir bietten welle, so sprich also: 'Der hailig frǒnlicham unsers herren Jesu Cristi behuͤtte min lib und min sel in daz ewig leben', und enpfahe denne froͤlich und frilich die minrichen frǒnspise und lobe got mit allem ernst und begirde, daz du darzuͦ ie geborn wurd. [3] Ob du tuͦst, alz ich dich mit flisse geleret hǎn, alz balde du in enpfahgen hest, so gedenk alain in dem herczen alle wort und ǎne reden also mit ernst: [4] 'Herre, veraine mich mit dir nach dinem lobe und wúrke in mich alle guͦte werke und belibe in soͤlicher wise bi mir, daz ich eweklich belibe ains in dir.'


34

[1] Merke ǒch wol von mir, alz balde du dis sacramente in dinen munde enpfangen hest, so solt du es zehant in dich niessen und benúte lang in dem munde behalten von mengerlaͤige gebresten wegen, die darin gevallen moͤhtent, alz úns die reht buͦch lerent, davon vil menschen kumen moͤhtent in not und in angst. [2] Und davon sprichet Hugo de santo Victore von dem sacramente: Es ist vil besser und sicher und núczer und och herlicher, daz du zehant dinen schoͤpfer under der forme des brottes in din hercze enpfahest, denne daz du es lang in dinem munde behuͤbest, won von dem koͤm sorge und súnde, aber nút von disem. [3] Aber alz balde du dis sacrament empfangen hest in din hercze, so verainet sich Jesu Cristi lip und bluͦt zehant gancz mit dir und sin sel mit diner sel und sin gothait mit diner menschait. [4] Und belibet der hailig frǒnlicham alz lang bi dir, alz lang die specie ain kiessen het, aber die seͣlig gothait belibet, alz lang du in gnade und in mine belibest. [5] Dis sprichet Innocencius, der babst, und mit im die rehtbuͤcher und all lerer in goͤtlicher kunst. [6] Du solt ǒch alle din sinne und din kraft gar wol bi dir hǎn, wenne du got empfangen hest, daz es dir út missegang, und gar inneklich gedenken an die gegenwúrtikait, damit du denne zemal verainet bist worden, und wie grǒs daz werke ist, daz gotte mit dir da zemǎle gewúrket het. [7] Won es sprichet sanctus Bernhardus von dem hailigen sacramente: Lerne, du cristen mensche, wie du Jhesum Cristum minnen solt, der dich also geminnet het, daz er dir sinen lip het geben ze ainer spise, sin bluͦt ze ainem tranke, sin sele ze ainem lǒne, siner siten wasser ze ainer abweschunge der súnden und sin gothait ze ainer sicherhait des ewigen lebens.


35

[1] Darnach und du die gelúkhaft frǒnspise seleklich genossen hest, so sprich dis mit ernst und andaht: [2] 'Ich bitte dich, o du suͤsser Jhesus, ich beger, daz mir din minnenklicher frǒnlicham - miner sele - ain lustig suͤssekait sie und in mir ain haile und ain schirme in aller bekorunge. [3] Sie mir ain froͤde in aller widerwertekait. [4] Sie mir ain lieht und ain krǎft in allen worten und werken. [5] Sie mir ain trǒst und ain hilfe in aller hailikait. [6] Sig mir ain gelait und ain wissunge in daz ewig leben.' [7] Darnach sprich also: 'Ich danken dir, o du edler Jhesus, daz du mich zuͦ diser frǒn spise geschaffen hest und erwelt. [8] Ich danken dir mit allem ernst, daz du mir andaht und beschaidenhait darzuͦ verlúhen hest. [9] Ich danken dir gnade umb gnade, daz du mir gnad und minne darzuͦ geben hest und mich mit dir selber gespisset hest und getrenket und mich mit diner claren gothait erfúllet und umbvangen hest. [10] O du lieber Jhesus, belibe bi mir, won ich ergib mich und lǎsse mich dir, daz ich eweklich belibe ains in dir.'


36

[1] Hie so lere ich dich, waz grosses und herlicher núcze ligent an dem hailigen sacramente ze empfahen.


37

[1] Daz du, minende sele, dester gerner und dester dicker enpfahest daz hailig sacramente, so wise ich ainlifter alte dich in die herlichen und úberswenkigen núcze, die dir in der enpfahunge werdent, ob du tuͦst, daz ich dich vorher zuͦ geleret hǎn. [2] Und die selben núcze sind alz gar grǒsse, daz si Jhesus Cristus selber manigfalteklich us gesprochen het mit sinem goͤtlichen munde in dem hailigen ewangelio. [3] Er sprichet also: 'Es si denn, daz ir des menschen sune essent, so hǎnd ir kain leben in úch.' [4] Er sprichet ǒch: 'Daz brote ist von himel kumen und wirt geben durch der welt leben.' [5] Er sprichet: 'Der minen lip nússet und min bluͦt trinket, der stirbet eweklich nút, won ich erkike in an dem júngsten tag, und gewinnet daz ewig leben.' [6] Ǒch het er gesprochen: 'Der mich enpfahet, der belibet in mir und ich in im eweklich.' [7] Und ander wirdekait und núcze sprichet er gar vil, die nieman vol ruͤmen kan.


38

[1] Dis sacramente vor allen andern guͦtten werken git gnade und minne dem menschen. [2] Darumb so gelichet es Damastenus den brinenden kolen: Also die vil fúr machent, also wúrket dis frǒn spise vil gnaden und minne. [3] Es meret alle tugent an dem menschen, won es sprichet Dionisius, daz es die aller volkumest tugend in im beslossen het und tailet es mit den, die es wirdeklich enpfahent. [4] Es nimet den menschen ab teͣglich súnde, davon goͤtlich minne moͤht geminret werden, und zerstoͤret ǒch vil tot súnde. [5] Und ǒch vergessen súnde nimet es dem menschen, alz maister Johannes sprichet, der subtile lerer, und mit im Bona ventura und Gwarro und ander lerer gar vil in goͤtlicher kunst. [6] Merke dis gar wol.


39

[1] Dis hailig spisse nimet ǒch alle buͦsse und fegfúre ab und vil anders unrates; und sunderlich behuͤt es den menschen vor ewiger verdampnúste, sprichet Johannes Crisostomus der guldin munt. [2] Ǒch schribet Innocencius , der babst, daz dis hailig sacrament behuͤt den menschen vor úbel und behaltet in in guͦtem und tilget teglich súnde. [3] Es meret alle tugent und minret alle untugend und frúchtet úberflússeclich in gnaden und in minne. [4] Dis minriche sacramente ernúwert in dem menschen daz scharpfe liden Jhesu Cristi und machet den menschen von inwendig andehtig und uswendig wolbehuͦt. [5] Es ist ain feste waffen fúr den boͤsen gaiste und ain starke gruntfestú dez hailigen glǒben. [6] Es ist ain bivange der engelen und ain gab und ain verlihunge des ewigen himelriches. [7] Und davon sprichet Bernhardus in dem buͦch von dem sacramente: Der fronlicham Jhesu Cristi ist den siechen ain aͤrcznie, den bilgrin ain tagwaide, den kranken ain gancze kraft, den gesunden ain luste. [8] Mit disem sacramente wirt der mensche zuͦteͣtig und guͤtig und lǎt sich wisen uf gerehtekait und straffen umb unreht. [9] Es machet gedultig in arbait und in liden, machet snelle zuͦ demuͦt und gehorsam, zuͦ dankberkait endlich und unverdrossen, zuͦ goͤtlicher mine inbrúnstig und zúhet den menschen zuͦ got und verainet in mit der hailigen drúvaltikait in ainem ewigen leben. [10] Die aber den hailigen fronlicham unwirdeklich enpfahent, die gewinent ǎhte grǒsse fluͤche, die ich hie under wegen lǒn, won si sind nút notdurftig, ob du die vorgeschriben lere also behaltest.


40

[1] Nun flisse dich, minende sele, dis hailig sacramente also ze enpfahen, alz ich ainlifte alte dich gewiset hon. [2] So gewinnest du nút allain ain hailig saͤlig leben, ǒch ain engelsch leben, damit du den guldin trone volkumenlich und goͤtlich gezieren maht bi got in ewekait.


Zitierhinweis

Der elfte Alte. In: Otto von Passau digital, hg. im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Lydia Wegener, Elke Zinsmeister, Jens Haustein und Martin Schubert (2018-2022). Berlin. 03.03.2023

URL: https://otto-von-passau.de/chapter-detail.html?id=O4585256. Abgerufen am: 29.03.2024.